Am Rande wohnen die Wilden
Menschen unterhalten haben, Bojan, dachte sie, und er war glücklich, ihre Gedanken bestätigen zu können.
Als Akul die kleine Kabine betrat, lagen sie noch immer eng aneinandergeschmiegt auf der weichen Liege, und ihre Gedanken hatten sich zu einem innigen Ganzen verwoben. Zweifellos hatte das Akul bereits außerhalb der Kabine bemerkt, aber er war nicht wieder gegangen. Als sich Bojan von Tekla löste, wußte er, weshalb Akul gekommen war. Es wurde Zeit.
Bojan blickte auf den Tentakelkopf an der Kabinendecke und forderte die genaue Zeitangabe ab. »Es ist soweit!« sagte er. »In kurzer Zeit wird unsere Betreuerin eintreffen. Wir wollen sie nach Menschenart empfangen. Vielleicht hilft uns das, die unsichtbare Schranke zwischen den Menschen und uns zu beseitigen.«
»Wer wird unsere Gruppe betreuen?« fragte Akul. »Sind wir ihr schon begegnet?«
Bojan bejahte. »Es ist die Frau mit den langen hellen Haaren, die die Angewohnheit hat, ihre Mähne mit einer Kopfbewegung zurückzuwerfen. Aber sie wird nicht allein sein. Der Mann mit den breiten Schultern wird sie begleiten.«
»Der Helle, den wir aus dem Wasser geborgen haben?«
»Nein«, erklärte Bojan und schloß die Augen. Er rief sich die Bilder der Menschen, die er bereits kannte, in das Gedächtnis, fühlte, wie sich Akul einstimmte, und konzentrierte sich weiter.
»Das ist er!« murmelte er, und er fand, daß ihm das Bild Brackes recht gut gelungen war. Dann aber schob sich Teklas Gesicht vor die gedrungene Gestalt. Er sah Akuls Schmunzeln, als er die Augen öffnete.
Der kurze Zeitraum, über den er die Abbildung des Menschen in seinem Hirn halten und auf das Akuls übertragen konnte, hatte trotzdem ausgereicht. Der breite Körper, der massige Kopf mit dem eckigen Kinn und die mit dunklem Fell bedeckten Augenwülste waren unverkennbar. Auch das kurze braune, von grauen Strähnen durchzogene
Kopffell und die grauen, aufmerksam blickenden Augen hatte Akul offensichtlich erkannt. Er senkte anerkennend den Kopf.
Dies war einer der Menschen gewesen, die bisher kaum in Erscheinung getreten waren. Er hatte sich ständig im Hintergrund gehalten, aber alle hatten von ihm den Eindruck, daß er um so intensiver beobachtete.
»Wieviel Menschen werden uns begleiten?« fragte Akul.
Genau wußte das jedoch auch Bojan nicht zu sagen. Der Rat hatte lediglich die beiden angemeldet, mit denen sie sich eben beschäftigt hatten, aber man hatte durchblicken lassen, daß die Gruppe noch um den einen oder anderen verstärkt werden sollte. Genaueres lag jedoch noch nicht fest.
Akul hatte einen Gedanken, der es wert war, ausgeführt zu werden. »Wir sollten uns ihre Namen merken«, sagte er. »Es muß ihnen einfach zusagen, wenn wir sie mit ihrem Namen ansprechen, auch dann, wenn es uns nicht leichtfällt.«
Sie erfuhren die Namen der beiden Betreuer aus den Tonaufzeichnungen und programmierten sie dem Translater ein. Ein Impuls würde genügen, um den jeweils richtigen Namen abzurufen. Es würde keine Schwierigkeiten geben.
»Ich bin sehr gespannt auf die Erde«, sagte Akul nachdenklich. »Bisher haben wir nur einen Bruchteil dessen erkundet, was hier auf uns wartet. Welche Teile des Planeten werden wir zuerst untersuchen?«
»Auf diesem Erdteil gibt es südlich von hier einen Landstrich, der noch im Urzustand erhalten geblieben sein soll. Dort soll es riesige Pflanzenherden geben, deren Exemplare so dicht stehen, daß selbst ein einzelner Mensch nicht zwischen ihnen hindurchgelangen kann, ohne Teile von ihnen zu zerstören.«
»Und warum tun sie es nicht? Warum vernichten sie diese Herden nicht? Fehlen ihnen tatsächlich die technischen Mittel?«
»Nein. Sie behaupten, daß sie die technischen Mittel haben, daß sie sogar teilweise angewendet werden, aber sie behaupten auch, daß sie die Pflanzen zum Leben brauchen und daß die Vernichtung von Pflanzen bei ihnen als Verbrechen gelte.«
Akuls Gebärde zeigte sein Erstaunen. Er verstand diese Menschen, über deren eigentümliche Ansichten Bojan sprach, als sei es ganz normal, solche Dinge zu äußern, überhaupt nicht. Sie waren in der Lage, diese Pflanzen zu vernichten, sie konnten sich eine Welt schaffen, die der der Mornen gleichkam, und sie taten es nicht. Es war nicht zu begreifen.
»Wir werden zwei Gruppen bilden«, erklärte Bojan. »Faunian wird die eine leiten und ich die andere. Wir werden versuchen, ständig Parakontakt miteinander zu halten. Faunian interessiert sich für ein Land, in dem diese
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