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Am Rande wohnen die Wilden

Am Rande wohnen die Wilden

Titel: Am Rande wohnen die Wilden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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die Ergebnisse, die die Auswertung der Speicher der Fernsonden erbracht hatten, zu überspielen. Er hatte erklärt, daß er es für unklug halte, sie jedermann zugänglich zu machen, ehe der Rat darüber beschlossen habe. Das war gegen die Regel, und Faunian nahm sich vor, den Leiter der Bio-Galax mit aller Entschiedenheit darauf hinzuweisen, wie ungewöhnlich ein derartiger Schritt sei, auch dann, wenn die Ergebnisse so ungewöhnlich waren, wie Pritt sie hinzustellen versuchte.
    Faunian wählte zu seinem hellblauen Overall einen Antigravgürtel von intensiv blauer Farbe, um die Anfälligkeit seines derzeitigen Gesundheitszustandes zu unterstreichen, und begab sich zum Rat. Er war wieder einer der letzten, die dort eintrafen. Es war ihm unangenehm, daß sich aller Augen auf ihn richteten, als er den Saal betrat.
    Statt einer gedämpft heiteren Begrüßung, wie es bei Pritt sonst üblich war, sah ihm der Leiter der Bio-Galax mit ernster Miene entgegen. Dann stellte er fest, daß Pritt sein Emitternetz nicht trug, und wunderte sich nicht mehr, daß es ihm nicht gelungen war, seine Gedankenemissionen aus dem allgemeinen Wirrwarr herauszufiltern. 
    Befremdet über die offensichtliche Unfreundlichkeit Pritts, hatte er sich entschlossen, es ihm gleichzutun und sein Netz ebenfalls zu entfernen, als der andere zu sprechen begann.
    Bereits nach den ersten Worten wußte er, was den Leiter veranlaßt hatte, sein Netz abzunehmen: Er wollte nicht, daß die anderen Mornen ihre Unterhaltung mit anhören konnten.
    »Du trägst die blaue Kleidung, Faunian«, stellte er leise fest und musterte ihn aufmerksam. »Noch ist es Zeit. Wenn du dich nicht auf der Höhe deiner Leistungsfähigkeit fühlst, solltest du die Leitung der Expedition nicht übernehmen. Du trägst die Verantwortung für über einhundert Mornen.«
    Faunian wäre nie auf den Gedanken gekommen, daß man diese Schlußfolgerung aus dem blauen Overall ziehen konnte. Er hatte das leichte Unwohlsein eigentlich nur benutzt, um einen Schutzwall um sich zu errichten, der einiges von der in den nächsten Tagen zu erwartenden Hektik auffangen sollte. Dabei fühlte er sich durchaus auf der Höhe seiner Leistungsfähigkeit. Entsetzt winkte er ab.
    »Aber nein, Pritt! Der Tentakel hat lediglich ein leichtes psychisches Unwohlsein testgestellt, das schnell wieder abgebaut sein wird. Einen Einfluß auf meine Leistungsfähigkeiten hat er nicht ermittelt.«
    Das Lächeln Pritts bewies ihm, daß er längst durchschaut war, und jetzt war er ihm fast ein wenig dankbar, daß er das Netz nicht benutzt hatte.
    »Komm zur Sache, Pritt!« bat er. »Laß uns die Auswertung sehen.«
    Der Alte blickte ihn ernst an. »Sofort!« sagte er dann. »Aber wappne dich mit guten Nerven, du wirst sie brauchen.«
    Faunian nahm Platz. Er fand ihn in der Nähe Bojans, unmittelbar neben Cosita, die sich an die beiden von Morn zwei angeschlossen zu haben schien. Er freute sich, als sie seine Hand in die ihre nahm.
    Die Auswertung ließ alle unwichtigen Details außer acht. Die komplizierte Flugkurve, die sich an den Isograven orientierte, wurde lediglich angedeutet.
    Die Sonden verfügten über eine Optik mit ausgezeichnetem Auflösungsvermögen und hatten, ohne zwischenlanden zu müssen, mehrere Lebensträger auf ihrem Weg zu den fernen Spiralarmen einer kurzen Untersuchung aus dem Orbit heraus unterzogen. Kaltos' Theorie schien sich tatsächlich zu bestätigen. Die Planeten nahmen, je weiter entfernt vom galaktischen Kern sie lagen, ein immer wilderes Aussehen an, und ihre Bewohner, denen selbst ein Skeptiker wie Faunian hin und wieder eine gewisse Intelligenz nicht absprechen konnte, schienen all seinen Hoffnungen Hohn zu sprechen.
    Auftragsgemäß war die Sonde, deren Speicher untersucht worden waren, in einen der Spiralarme vorgestoßen, sie hatte die weiteste Entfernung zurückgelegt, die je erreicht worden war, und sie hatte dort Leben festgestellt, das, wie Faunian immer noch hoffte, Kaltos' Theorie widerlegen konnte.
    Dort hatte sie eine überheiße gelbe Sonne gefunden, deren Entwicklungsprozeß offensichtlich noch lange nicht abgeschlossen war. Faunian mochte nicht daran glauben, daß dieser noch so junge Stern bereits Planeten hervorgebracht hatte, die intelligentes Leben trugen, aber er mußte sich eines Besseren belehren lassen. Während die äußeren Planeten dieses Systems erkaltet waren und auf einer Schicht gefrorener Gase keinerlei Anzeichen von Leben trugen, war das bei den inneren

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