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Am Rande wohnen die Wilden

Am Rande wohnen die Wilden

Titel: Am Rande wohnen die Wilden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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Freund die Diskussion noch eindringlicher fortzusetzen gedachte. Er hatte offensichtlich die Absicht, die Vorträge des alten Kaltos für sich selbst sprechen zu lassen. In der Tat verlangte er von dem Tentakel mit leisen Worten, den Bericht der letzten Fernfahrt des Altkosmonauten aus den Archiven abzufordern.
    Faunian ließ sich stöhnend auf die Liege sinken, stellte verdrossen fest, daß es sich um eine Feststoffliege handelte, die seinen Körper bei weitem mehr traktieren würde, als es die Blasluftsessel taten, und bedauerte sich, weil ihm diesmal offensichtlich nichts erspart blieb.
    Als Kaltos auf die Anfänge der eigenen Entwicklung einging, gelang es Faunian, sich zu verschließen, wer hörte schon gern, daß seine Ahnen mit Speeren gejagt, Tiere gegessen und sich mit Steinen beworfen hatten? Es war gut, daß die Überlieferungen kurz und lückenhaft waren.
    Erst als Kaltos von seiner eigentlichen Expedition berichtete, wurde er, obwohl er den Vortrag längst kannte, aufmerksamer. Es war wie ein innerer Zwang, der ihn dazu trieb, sich die Forschungsergebnisse, die ihm einen Schauer über den Rücken rieseln ließen, nochmals anzusehen. 
    Er erlebte, wie sich das Raumschiff auf den Isograven, den Linien gleicher Schwerkraft, von Stern zu Stern, von Planet zu Planet schwang, wie es fast absolute Geschwindigkeit erreichte, von Zeit zu Zeit seinen überlichtschnellen Flug bremste und Lebenswelten untersuchte. Kaltos zeigte in seinem Bericht mannigfaltige Lebensformen und versuchte daran seine Theorie von der zum Galaxisrand hin steigenden Spontanität bei den Intelligenzen zu beweisen. Faunian fühlte sich jedesmal, wenn er die Bilder sah, durch die Vielfalt unterentwickelter Lebensformen schockiert, er schloß angewidert die Augen und sah doch die Tiere, die Kaltos gesehen hatte, die Echsen und Insekten, die Vögel und Würmer.
    Er kannte genau die Worte, mit denen Kaltos die aufrechtgehenden Insekten auf Resor vier beschrieb, Worte, die die Begeisterung ihres Sprechers nur schwer verbergen konnten. Diese grauenhaften Tiere, denen man sogar eine Spur von Intelligenz zuschrieb und die kaum etwas anderes taten, als sich fortzupflanzen und zu fressen, zu fressen, indem sie Unmengen der wildlebenden Pflanzen in ihren zangenbewehrten Mündern verschwinden ließen, und die dann mit ihrem Kot den Boden düngten, damit neue Pflanzen wachsen konnten, die sie wieder verschlangen. Faunian fühlte Ekel in sich aufsteigen.
    Ähnlich erging es ihm, als er mit ansehen mußte, wie ein Tier mit kugeligem Körper und langen, behaarten Beinen lebende Nahrung in einem Netz fing, das es zum Zwecke des Nahrungserwerbes extra geschaffen hatte. Er war entsetzt über die Brutalität und gleichzeitige Perfektion, mit der die Natur zu Werke ging, und hatte den Eindruck, daß unter natürlichen Bedingungen meist die brutalsten Individuen überlebten.
    Nein, Kaltos! Es darf nicht sein, daß die ungezügelte Natur triumphiert! Sie hat im Kosmos nichts zu suchen. Der Kosmos ist das Domizil der Intelligenz! Und es war gut, daß sie nicht allein waren, daß es auch am Rande der Galaxis Intelligenzen gab, mit denen sie sich verbinden konnten.

    Faunian öffnete die Augen erst, als Kaltos schwieg. Beim Aufstehen spürte er stechende Schmerzen im Rücken. Das Liegen auf den harten Polstern bekam ihm nicht. Er sah, daß Lekon eine Bemerkung von ihm erwartete, aber er schwieg beharrlich. Was auch sollte er ihm sagen? Sollte er ihm erklären, daß Kaltos nach seinen Untersuchungen einfach zu keinem anderen Schluß kommen konnte, daß er selbst sich jedoch nicht dazu durchringen könne, ihn als einzig richtigen anzuerkennen, weil er Ekel vor all diesen Lebewesen empfinde, denen Kaltos zum großen Teil potentielle Intelligenz zubilligte? Sollte er ihm sagen, daß er sich mit aller Kraft an das Untersuchungsergebnis der Fernsonden klammerte, weil es die einzige Tatsache sei, die gegen die Theorie des Kaltos spreche? Er konnte es nicht.
    Mit hängenden Schultern verließ er die kleine Kabine. Er merkte selbst nicht, daß er den Antigravgürtel einschaltete, obwohl er sonst, wenn er sich im Inneren des Wohnkomplexes befand, meist lief.
     
    Der Leiter der Gruppe Bio-Galax im Rat war Pritt, ein älterer Morne, fast so alt wie Perkon, der Biologe. Sein Alter und vielleicht auch die Achtung der anderen, der er sicher war, ließen ihn manchmal Dinge tun, die Faunian nie gewagt hätte, ja, die er mißbilligte. So hatte es Pritt beispielsweise abgelehnt,

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