Am Rande wohnen die Wilden
Augenblicke auf sich wirken, und er hätte nicht behaupten können, daß es erfreuliche Gedanken waren, die ihm durch den Kopf gingen.
Erst jetzt wurde er sich darüber klar, daß die Bewohner dieses Planeten offensichtlich mit den verschiedensten Tieren in einer Gemeinschaft lebten. Ihm erschien schon der Gedanke daran absurd, aber es war kaum daran zu zweifeln, die undurchdringlichen Pflanzenherden bargen vielleicht die Urväter derer, die heute in den eigentümlichen Wohnwaben dieses Planeten lebten.
Er richtete sich auf, als er spürte, daß in die Mornen im Saal Bewegung gekommen war. Pritt hatte anscheinend eine Mitteilung gemacht, die Erstaunen ausgelöst hatte. Und dann traute Faunian seinem eigenen Emitternetz nicht, die Gruppe Bio-Galax hatte sich tatsächlich entschlossen, die nächste Expedition nicht, wie geplant, bis an den Rand der Zentrallinse, sondern weit darüber hinaus, eben bis in den Bereich der gelben Sonne vorstoßen zu lassen. Er hatte es befürchtet. Im übrigen stellte man es dem vorgesehenen Leiter der Expedition, Faunian, anheim, ob er die Gruppe übernehmen oder unter den veränderten Umständen ihre Leitung ablehnen würde.
Faunian fuhr auf. Das konnte nicht sein! Ausgerechnet ihm sollte das Mißgeschick widerfahren, eine Expedition zu leiten, der man die Aufgabe stellte, mit den schwärmenden Wilden Kontakt aufzunehmen.
Er zog seinen blauen Overall glatt. Ablehnen würde er. Ablehnen unter Hinweis auf seinen angegriffenen Gesundheitszustand. Er blickte auf Pritt, sah, daß der ihn und seine Gedanken beobachtete, und wußte, daß er annehmen würde.
DER BOXER
Rod Mahoney schwitzte wie in einem Dampfbad. Er versuchte sich zur Konzentration zu zwingen, aber es gelang ihm nicht.
Der kühle Luftzug, der durch die großen, geöffneten Fenster der Halle strich und Wellen von Waldluft mit hereinbrachte, erleichterte ihn nicht. Er schwitzte stärker als zu Hause in den Llanos, obwohl er seine Heimat im Süden der amerikanischen Region für einen der ödesten und heißesten Landstriche der Welt hielt. Schon als Kind hatte er von den unermeßlichen Wäldern im Norden geträumt, von den Seen und Hügeln. Nun war er bereits seit über einem Jahr hier oben, und er hatte von den Wäldern nicht mehr gesehen als die Schatten der Bäume auf seinem täglichen Trainingsweg.
Eine Serie kurz geschlagener Haken auf die unteren Rippen nahm ihm für einen Augenblick die Luft und rief ihn aus seinen Gedanken zurück.
Er hörte das provozierende Lachen Brewsters und wußte, ohne hinzusehen, daß er den Hut in den Nacken geschoben hatte und die längst erloschene Zigarre von einem Mundwinkel zum anderen wandern ließ.
Jack F. Brewster, dieser Strolch, Gott mochte wissen, wie er hatte Trainer werden können, verdiente sein Geld dadurch, daß er seine Schützlinge gnadenlos im Ring herumhetzen ließ. Er suchte die Sparringspartner seiner Jungen mit Methode aus, das mußte ihm der Neid lassen. Dieser kleine Spanier mit dem breiten Gesicht, dessen Namen er immer wieder vergaß, war viel zu schnell für einen Schwergewichtler.
Dabei schlug er derart hart und überfallartig, daß Rod mit ihm viel mehr Mühe hatte als mit einem Boxer seiner eigenen Gewichtsklasse. Hinzu kam, daß der Spanier kaum zu treffen war, ein ausgezeichnetes Auge und sehr schnelle Reaktionen besaß.
Rod riß die Hände nach oben, versuchte seinen Kopf zu decken und konnte nicht verhindern, daß eine erneute Serie auf Arme und Magenpartie die Luft aus dem Körper pumpte.
Als er zu Brewster hinüberblickte, sah er die höhnisch verzogenen Lippen und wußte, daß er nach dem Sparring eine geharnischte Standpauke zu erwarten hatte. Er verfluchte den Tag, an dem er zugesagt hatte, für die Regionalmeisterschaft zu trainieren. Wie hatte doch Jack F. vor rund einem Jahr gesagt? »Du bist ein Naturtalent, Rod. Innerhalb eines Jahres kannst du um die Regionalmeisterschaft antreten. Und du kannst sie gewinnen. Und dann, mein Lieber, geht es erst richtig los. Die Erdteilmeisterschaft, Interregionalkämpfe und schließlich die Olympischen Spiele. Die ganze Welt steht dir offen, mein Junge.«
Und Rod hatte trainiert, hatte seinen Beruf vernachlässigt und gearbeitet, gearbeitet. Und immer wieder war er in den Ring gestiegen und hatte gewonnen.
Gewiß, er war auf dem Weg nach oben, aber um welchen Preis? Mit einem blitzschnellen Sidestep brachte er sich aus dem Bereich der harten Linken des Spaniers, konnte aber nicht verhindern,
Weitere Kostenlose Bücher