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Am Rande wohnen die Wilden

Am Rande wohnen die Wilden

Titel: Am Rande wohnen die Wilden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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wenige Tage nach der Befruchtung wurde das Ei aus dem Körper der Mutter entnommen, kontrolliert und im Bedarfsfalle genetisch korrigiert. Aber auch hier bestand keine hundertprozentige Erfolgsrate. Zudem gab es Leute, die behaupteten, daß die Rate der Mißbildungen langsam, aber unaufhaltsam ansteige.
    »Ich werde das Kind austragen!« sagte Cosita und bemühte sich, ruhig zu erscheinen. Zuerst glaubte er, sich verhört zu haben, aber er brauchte sie nur anzusehen, um zu wissen, daß sie es ernst meinte. Es gelang ihm, sein Erschrecken zu verbergen, obwohl er ihren Gedanken absurd fand. Seit Jahren war ihm in seinem Bekanntenkreis kein Fall bekannt, in dem eine Frau ihr Kind ausgetragen hätte. Die Untersuchungen der genetischen Struktur des Eies erforderten einen Eingriff, und die vielleicht notwendig werdenden Korrekturen waren außerhalb des Mutterleibes weit weniger aufwendig. Hinzu kam, daß die Erfolgsaussichten höher lagen. Und nicht zuletzt schauderte ihm bei der Vorstellung, Cosita mit aufgetriebenem Leib herumlaufen zu sehen, eine Geburt erwartend, die sie auf eine Stufe mit den Tieren stellte, die Kaltos entdeckt hatte.
    Faunian versuchte diesen verrückten Einfall, eine andere Bezeichnung vermochte er nicht zu finden, auf die Tatsache zurückzuführen, daß sie schwanger war, rief sich ins Bewußtsein, daß sie in den vergangenen Tagen anders reagiert hatte als sonst, daß sie anschmiegsamer war als vorher, aber er mußte feststellen, daß er sie nicht umstimmen konnte.
    »Und die Expedition?« rief er schließlich und unterdrückte aufsteigenden Zorn. »Sollen wir auf die Reise verzichten, verzichten um einer Laune willen?« 
    Er spürte, daß sie nachdenklich wurde, daß sie dasselbe schon hundertmal nach allen Seiten durchdacht hatte und daß sie selbst unsicherer war, als sie tat.
    »Man kann auch in einem Raumschiff ein Kind zur Welt bringen«, antwortete sie schließlich entschlossen. »Die Verhältnisse dort sind nicht anders als hier auf Morn.«
    Faunian antwortete nicht mehr. Er hatte das Gefühl, ihr Zeit lassen zu müssen. Vielleicht kam sie selbst darauf, daß das, was sie sich vorgenommen hatte, unsinnig war. Waren es schon auf Morn nur noch wenige Frauen, die die Gefahren und Unannehmlichkeiten einer monatelangen Schwangerschaft auf sich nahmen und sich nicht auf die sicheren Hände und Geräte der Nursologen verließen, so war es an Bord des Raumers ein Unterfangen, dem ohnehin der Rat nie zugestimmt hätte. Würde Cosita weiterhin auf ihrem Standpunkt beharren, so durfte man als sicher annehmen, daß weder sie noch er selbst an der Expedition teilnehmen würden. Er führte sie vorsichtig aus dem Maschinenraum wie eine Kranke, die der Schonung bedurfte, und er fühlte, daß ihr seine Fürsorge guttat.
     
    Als sie das Raumschiff verließen, fing Faunian einen Spruch auf, der ihm mitteilte, daß die Landung der ersten Fernsonden unmittelbar bevorstehe. Aus dem Anmeldungskode, der ausgestrahlt wurde, gehe eindeutig hervor, daß eine der Sonden in einem der äußeren Spiralarme der Galaxis in der Nähe einer überheißen Sonne intelligentes Leben entdeckt habe, das bereits zu schwärmen beginne. Faunian hätte sich in Hochstimmung gefühlt, wäre nicht die Kontroverse mit Cosita gewesen. Hier endlich hatte er einen Beweis dafür, daß die Theorie des Kaltos nicht stimmen konnte. Intelligentes Leben weit draußen am Rande der Sternspirale und vor allem Leben, das sich bereits anschickte zu schwärmen. Diese Tatsache allein deutete auf einen Evolutions stand, der im erforschten Teil der Galaxis nirgends angetroffen worden war. Es war in der Tat lächerlich, sich Wilde vorzustellen, die die Raumfahrt beherrschten. 
     
    Draußen, in der Nähe der Sperrkette, trafen sie Finetta und Lekon, zwei gute Freunde, die ebenfalls zur Besatzung der Raumkugel gehören würden. Lekon war ein wenig kleiner als Faunian, von gleichem zierlichem Gliederbau und immer zu Scherzen aufgelegt. Faunian mochte den temperamentvollen Freund gut leiden, konnte sich allerdings mit der stets etwas unentschlossenen Finetta nicht ganz abfinden. Er hielt sie für oberflächlich, leicht zu beeinflussen und war überzeugt davon, daß sie immer jemanden brauche, der ihr zur Seite stand. Er gab sich alle Mühe, die beiden seine Gedanken nicht fühlen zu lassen, denn eine ähnliche Äußerung hatte vor einiger Zeit zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen ihnen geführt. Vielleicht spielte bei Faunians Einschätzung aber

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