Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Rande wohnen die Wilden

Am Rande wohnen die Wilden

Titel: Am Rande wohnen die Wilden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
Vom Netzwerk:
auch die Tatsache eine Rolle, daß Finetta als Biologin an der Expedition teilnehmen sollte, und von Biologen hielt er eben nicht besonders viel.
    Obwohl die beiden die Absicht gehabt hatten, ebenfalls dem Raumschiff einen Besuch abzustatten, entschlossen sie sich, ihn auf später zu verschieben und Faunian und Cosita zu begleiten. Auch sie hatten den Rundspruch des Rates an alle seine Mitglieder und die Teilnehmer der Expedition gehört, und es verstand sich von selbst, daß die Mitteilung das Hauptgesprächsthema bildete. Im Zweifel waren sie alle vier über die Gründe, die den Rat bewogen hatten, nicht nur seinen Mitgliedern, sondern auch den Kosmonauten die Information zukommen zu lassen, da der von den Fernsonden untersuchte Bereich weit außerhalb des Sektors lag, in den sie vorstoßen sollten. Allerdings machte sich Faunian hier seine eigenen Gedanken. Er hielt es für durchaus möglich, daß der Rat aufgrund der neuen Erkenntnisse das Reiseziel kurzfristig änderte.
    Sie bummelten durch den langen Tunnel des Wohnzentrums, und das bunte Leben Morns schlug ihnen in brandenden Wellen entgegen. An allen Knotenpunkten reckten die Tentakel ihre flachen Köpfe über die Massen, bereit, auf jeden Anruf zu reagieren, jede Lebens funktion der Mornen in ihrer Nähe mit den Sensoren zu überwachen.
    Faunian beobachtete Cosita, die schweigsam neben der munter plaudernden Finetta ging, ab und an zu ihm herübersah und im übrigen von dem ganzen Trubel um sie herum nicht die geringste Notiz zu nehmen schien. Finetta ging gerade die Palette der Gegenstände durch, die sie vor Antritt der Expedition noch zu beschaffen hatte, und dabei kam eine derart umfangreiche Liste zustande, daß Faunian scherzend auf den begrenzten Laderaum ihres Schiffes hinwies. Finetta aber winkte ab.
    »Wir werden mindestens den halben Radius unserer Galaxis hinter uns bringen«, erklärte sie. »Und schließlich müssen wir auch den Wilden einige Geschenke mitnehmen.«
    Faunian verzog das Gesicht. »Wir wollen hoffen, daß es nicht gar so schlimm wird. Ich glaube nicht an die objektive Wirkung des Gesetzes des Kaltos.«
    Auf seine Gedanken, die er sich nach dem Spruch des Rates, der sie von der Entdeckung der Fernsonden unterrichtete, gemacht hatte, ging er nicht ein.
    »Ein wenig mehr Humor in manchen Dingen könnte dir nicht schaden«, bemerkte Lekon. Dann aber ließ er sich zu Gedankensprüngen hinreißen, derer nur er fähig war.
    »Stellt euch vor«, er lachte, »behaarte Wilde, mit vom Wetter gegerbter brauner Haut — und mit solchen Muskeln.« An seinem schmalen Oberarm zeigte er einen Bizeps von unwahrscheinlichem Umfang.
    »...und dann am Steuer einer modernen Raumkugel, mit der sie zwischen himmelhohen Pflanzen hindurchrasen«, beendete Faunian den Satz sarkastisch. »Du solltest nicht so maßlos übertreiben, Lekon. Du weißt, daß ich nichts von der Theorie des Kaltos halte, und ich hoffe, daß die Untersuchungen der Sonden meine Einschätzung bestätigen werden.«
    »Nichts bestätigen sie!« ereiferte sich Lekon. »Noch wissen wir nicht, wie sie aussehen werden, diese Randbewohner, die die Raumfahrt eben erst erlernen. Aber sie werden uns nicht gleichen, Faunian, das bin ich bereit zu garantieren.«
    Faunian war erstaunt über die Heftigkeit, mit der sich der Freund hinter die Theorie des Evolutionsabfalls stellte, aber er hatte keine Lust mehr zu diskutieren. Er war nahe daran, auf seinen blauen Overall zu verweisen, aber ihm fiel ein, daß ein derartiger Hinweis bei Lekon kaum verfangen würde. 
    »Du mußt mir keinen Vortrag über den Übergang vom Sekundär- zum Primärwesen halten wollen, Lekon«, sagte er müde, und es klang wie eine Bitte um Nachsicht.
    Kurze Zeit später spürte er, daß Lekon die Auseinandersetzung durchaus noch nicht als beendet betrachtete. Er hatte die beiden Frauen untergehakt und in einen kleinen Raum geführt, der für allgemeine Informationen jedem offenstand. Der Raum war rund, von einer matten Lichtquelle spärlich erleuchtet, und an der Wand zog sich eine breite, weich gepolsterte Liege halbkreisförmig hin. Die Mitte des Zimmers bildete ein fest installierter Tentakelkopf, der Informationen aufnehmen, speichern und auch wiedergeben konnte. Die gesamte Decke jedoch wurde von einem Bildschirm eingenommen, der, als sie eintraten, in einem bläulichen Weiß zu schimmern begann.
    Faunian war ärgerlich, daß er sich von Lekon hatte überlisten lassen, denn er war sich darüber im klaren, daß der

Weitere Kostenlose Bücher