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Am Rande wohnen die Wilden

Am Rande wohnen die Wilden

Titel: Am Rande wohnen die Wilden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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als die auf Morn selbst«, sagte Akul nach langem Schweigen, und Faunian wußte nicht, ob es sich um eine Frage oder um eine Feststellung handelte.
    »Natürlich sind sie schwieriger«, antwortete er zurückhaltend. »Auf Morn steht uns ein dichtes Tentakelnetz zur Verfügung. Jede Entscheidung ist das Ergebnis der Meinung aller. Diese Mittel haben wir hier nur in beschränktem Maße.« 
    »Wir sind hier an Bord über einhundert Mornen. Auch ihre Entscheidungen wären unbedingt repräsentativ.«
    Faunian hatte das bestimmte Gefühl, daß sich Akul dem eigentlichen Kern näherte. Er beschloß, vorsichtig zu sein.
    »Nicht unbedingt, Akul«, erwiderte er. »Wir stellen keinen repräsentativen Querschnitt durch die Bevölkerung Morns dar. Wir sind zum größten Teil Spezialisten. Jeder von uns kann auf seinem Gebiet Entscheidungen treffen, die nur mit seinem Wissen zu treffen sind. Ein gemeinsamer Beschluß hier im Raumer kann anders aussehen als einer auf Morn zum selben Problem.«
    »Und deshalb wird bei weiten Raumfahrten immer noch das Prinzip der Einzelleitung angewendet?« Akul hatte sich bei dieser Frage aufgerichtet, und Faunian wußte, daß sie sich jetzt seinem Anliegen wieder ein gutes Stück genähert hatten.
    »Ja, so ist es, Akul. Es ist die Aufgabe des Leiters, die Verantwortung für Entscheidungen zu übernehmen, bei denen die prozentuale Verteilung der Meinungen Zweifel an ihrer Richtigkeit offenläßt.«
    Er spürte, daß Akul mit dieser Antwort nicht zufrieden sein konnte, aber er war nicht in der Lage, ihm eine bessere Erklärung zu geben. Gewiß spielten auch traditionelle Dinge eine Rolle bei der Tatsache, daß es bei Raumflügen über eine große Distanz immer noch Leiter gab. Aber es hatte sich auch bei früheren Flügen herausgestellt, daß bei langer Isolation von den Heimatplaneten krasse Fehlentscheidungen vorkommen konnten, für die man später keine Erklärung mehr hatte.
    Es mußte einfach ein Organ geben, das die Meinungen koordinierte und schließlich auch vertrat. In den Raumschiffen war es der Leiter, und auf Morn war es der Rat, der letztlich ähnliche Aufgaben zu lösen hatte.
    »Wer hat eigentlich festgelegt, daß diese Expedition bis in den äußersten Spiralarm geführt wird? Soviel ich weiß, hat es darüber keine Gesamtabstimmung gegeben.«
    Faunian fand diese Frage provokatorisch und hatte den Eindruck, Akul lege es darauf an, ihn in die Enge zu treiben. 
    »Was soll das, Akul?« herrschte er den Jüngeren an. »Wenn du ein Problem hast, dann lege es dar, aber umkreise es nicht, als hättest du Angst davor.«
    Akul stand auf, und er begann mit großen Schritten den Steuerraum zu durchqueren. Hin und zurück, hin und zurück. Faunian folgte ihm mit den Blicken.
    »Bitte«, sagte der Physiker endlich, und seine Stimme klang weich und friedlich, gar nicht mehr herausfordernd, »beantworte mir zuerst meine Frage.«
    »Eine Gesamtabstimmung war nicht notwendig.« Auch Faunian bemühte sich, seiner Stimme einen versöhnlichen Klang zu geben. »Die Tentakel hatten bereits vorher derart viele Überlegungen gespeichert, die alle auf den Wunsch nach einem möglichst weiten Vordringen zum Rande der Galaxis hinausliefen, daß der Entschluß eigentlich schon gefaßt war, als klar wurde, daß die Fernsonden intelligentes Leben festgestellt hatten.«
    »Ist das der einzige Grund, Faunian?« Akul war vor ihm stehengeblieben und blickte ihn starr an. Langsam legte Faunian dem Astrophysiker die Hände auf die Schultern und drückte ihn in den Sessel nieder.
    »Ich weiß immer noch nicht, worauf du hinauswillst, Akul. Die Meinung aller Mornen bestimmt die Entwicklungsrichtung unserer gesamten Zivilisation. Die Erkenntnis der Zusammenhänge im Kosmos ist bei der Bildung dieser gemeinsamen Meinung ein bedeutender Faktor. Es ist notwendig, Gültigkeit oder Ungültigkeit der von Kaltos vermuteten Gesetze festzustellen. Deshalb diese Expedition.«
    Faunian hatte den Eindruck, daß sich Akul mit einer Frage quälte, die er nicht ohne weiteres zu stellen wagte, und er ließ ihm Zeit. Endlich richtete sich der andere auf.
    »Bist du überzeugt, Faunian, daß nicht auch ein Funken Sehnsucht nach dem, was es auf Morn nicht mehr gibt, bei dem Entschluß im Rat mit entscheidend war?«
    Faunian horchte auf. Es waren nicht so sehr die Worte, sondern die Gedanken Akuls, die ihn stutzen ließen. Etwas wie Bedauern lag in ihnen. 
    »Fliegst du gern zu den Wilden?« fragte er.
    Der andere antwortete schnell und

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