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Am Rande wohnen die Wilden

Am Rande wohnen die Wilden

Titel: Am Rande wohnen die Wilden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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ohne Umschweife: »Ja, ich bin glücklich, daß ich an dieser Expedition teilnehmen kann.« Jede weitere Frage erübrigte sich. Da war es wieder, das Unverständliche, das, was Faunian nicht begreifen konnte. Jahrhundertelang hatte sich die Entwicklung auf Morn weiter und weiter von der Natur entfernt, bis sie endlich fast ganz eliminiert war, und jetzt traten hier und da Zweifel an der Richtigkeit dieser Entwicklung auf, jetzt, da Fernsonden Nachricht von Intelligenzen gebracht hatten, die offensichtlich in einer harmonischen Einheit mit der Natur lebten, ja ihrer vielleicht sogar bedurften.
    »Wir werden die Wilden sehen, Akul. Und wir werden feststellen, ob es sich lohnt, den Gefahren der natürlichen Lebensweise, wie sie unsere Ahnen kannten, nachzutrauern.«
    Akul hob entsetzt die Hände. »Du mißverstehst mich, Faunian. Ich trauere der Natur nicht nach. Unsere Entwicklung hat bewiesen, daß sie keinen Platz in unserem Leben hat. Aber sollte man deshalb Wesen, die mit ihr zusammenleben, als Wilde bezeichnen?«
    Faunian atmete auf, wenn er auch nicht annahm, daß die Diskussion auf eine Formulierungsfrage hinauslaufen würde.
    »Du meinst also, es seien Intelligenzen wie wir?«
    »Ja, Faunian! Das meine ich. Immerhin kennen sie offensichtlich bereits die Raumfahrt.«
    Es schien, daß sich Akul ernsthaft Gedanken gemacht hatte, wie man den Bewohnern des Systems der gelben Sonne gegenüberzutreten habe, ob mit der Distanz der uralten Zivilisation oder mit der Herzlichkeit kosmischer Brüder mit gleicher Entwicklungsrichtung. Und er schien sich für das letztere entschieden zu haben. Faunian lenkte ein.
    »Wir werden sehen«, sagte er und blickte wieder auf die Instrumente. Aber er hatte sich getäuscht, wenn er annahm, der Astrophysiker gebe sich zufrieden.
    »Sieh mal, Faunian«, begann Akul wieder, und diesmal so vorsichtig, als spräche er zu jemandem, den er mit seinen nächsten Worten zu erzürnen fürchtete, »du malst ein schreckliches Bild von denen, die wir besuchen wollen. Sie leben mit Tieren und Pflanzen zusammen, und vielleicht ernähren sie sich sogar von ihnen. Was also erhoffen wir uns von solchen Kontakten, von Kontakten mit Wesen, die noch so weit von unserer Zivilisation entfernt sind?«
    Einen Augenblick lang hatte Faunian tatsächlich den Wunsch aufzubrausen, aber er bezwang sich. »Nicht ich bin es, der diese schrecklichen Bilder malt, sondern Kaltos. Es ist seine Theorie.«
    »Gut, mag es seine Theorie sein. Aber zumindest teilweise gibst du ihm jetzt recht. Seit der Rückkehr der Sonden bist du überzeugt davon, daß die Wesen, zu denen wir unterwegs sind, weit hinter unserer Evolutionsstufe einherhinken. Was also wollen wir von ihnen?« Akul sprach immer noch leise, jeden Gedanken aber genau akzentuierend, und Faunian wußte, daß er nicht zweifelte, sondern seine eigenen Erwägungen bestätigt sehen wollte.
    »Du kennst unsere Gründe, Akul. Wir haben die Pflicht, unseren Erkenntnisstand zu erweitern. Wir sind auf dem Wege, die Theorien zu bestätigen oder sie zu widerlegen. Unser Flug ist eine Arbeit wie jede andere, eine Notwendigkeit im Interesse unserer Gesellschaft.«
    Natürlich war das, was er Akul hier sagte, alles richtig, aber er fühlte selbst, daß es aus seinem Munde wenig überzeugend klang. Es war schwer, eine Motivation für einen Flug zu finden, der nach seinem eigenen Ermessen mit größter Wahrscheinlichkeit ohne jeden Nutzen enden würde, wenn man das Emotionale aus dem Spiel ließ.
    »Und außerdem ist dieses bewohnte System mit seiner Randlage ein ideales Sprungbrett zu den Nachbargalaxen.« Er lief Gefahr, einen unehrenhaften Rückzug anzutreten, war dabei, sich herauszureden.
    Akul stand auf. Er blickte ihn an, und Faunian hatte den Eindruck, als wolle der andere ihn auslachen.
    »Als Sprungbrett, Faunian? Und wer soll springen? Natürlich die Mornen, nicht wahr? Die Mornen mit ihrer seit Ewigkeiten währenden Evolution, ihrer Bakterienangst und ihren sterilisierenden Feldvorhängen.«
    Er hob die Hand, als wolle er alle Mornen warnen. »Vielleicht werden es die Wilden sein, Faunian. Hast du dir die Bilder angesehen, die Kaltos auf den von ihm erforschten Planeten sah? Zwar waren es keine 
    Wesen unserer Evolutionsrichtung, sie entwickeln sich in anderen Bahnen, und es ist fraglich, ob wir je zu ihnen Kontakt bekommen, aber welche Kräfte schlummern in ihnen! Und wie werden erst die sein, denen wir am Rande begegnen werden? Nein, Faunian, wir haben keinen Grund,

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