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Am Rande wohnen die Wilden

Am Rande wohnen die Wilden

Titel: Am Rande wohnen die Wilden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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rechnen, bei diesen Insekten habe sich etwas entwickelt, das mit Intellekt zu bezeichnen wäre. Er sah, daß Lekon das Gerät nachregelte, und stimmte sich selbst wieder ein. Die Augen und Ohren des Raumers hatten sich damit gleichsam verdoppelt. Langsam formte sich in seinem Hirn das Bild des sie umgebenden Raumes. Querab, in für kosmische Begriffe geringer Entfernung, lag das System Resor mit seinen sechs etwa gleichgroßen Planeten — eine nicht gerade häufige Erscheinung im All.
    Faunian bemerkte, daß Lekon ständig die Vergrößerung nachstellte. Die Planeten, die um die kleine blaue Sonne von intensiver Leuchtkraft kreisten, flogen ihnen gleichsam entgegen. Es war nicht einzusehen, welchen Zweck Lekon mit dieser Manipulation verfolgte, denn eine visuelle Beobachtung war mit dem weitreichenden Gravicont nicht möglich, aber noch verbiß sich Faunian eine diesbezügliche Bemerkung.
    Nur wenig später gestand er sich ein, daß er gut daran getan hatte. Zuerst entdeckte er nur einige kleine Unregelmäßigkeiten im Kraftlinienfeld von Resor drei, und er stellte fest, daß auch Lekon sie bemerkt hatte.
    Faunian zog sofort nach, konzentrierte das Gerät auf das Paradoxon der Feldlinien, und plötzlich war es ihm, als stocke ihm der Atem. Für diese eigenartigen Verwerfungen mit ihrer offensichtlich variablen Intensität gab es nur eine Erklärung. Der Planet Resor drei wurde von einem oder mehreren Raumfahrzeugen umkreist.
    »Fremde im Orbit von Resor drei!« flüsterte Faunian und blickte erstaunt auf Lekon, der offensichtlich mit dieser Tatsache gerechnet hatte. Er wußte nicht, ob er sich über ihre Entdeckung freuen oder über die nunmehr unvermeidliche Unterbrechung ihres Fluges ungehalten sein sollte.
    Cosita beugte sich über ihn. Er spürte ihren Atem im Nacken. »Wieso Fremde?« sagte sie leise. »Lekon ist überzeugt, daß es sich um die Bewohner von Resor handelt, die die ersten Ausflüge in das Orbit unternehmen.«
    Faunian war nahe daran, aufzubrausen. Offensichtlich hatte sich Lekon hinter seinem Rücken Informationen beschafft und ihm verheimlicht. Das war nicht gerade freundlich von ihm.
    »Die Informationen standen jedem von uns zur Verfügung«, antwortete der Freund, der die Gedankenemission aufgefangen hatte. »Daß ich versuche, daraus Schlüsse zu ziehen, kannst du mir nicht verübeln.«
    »Wie kommst du auf die Idee, daß die Bewohner von Resor drei bereits zu schwärmen beginnen? Kaltos hat, soviel ich weiß, nur den vierten Planeten genau untersucht.«
    »Eben, eben. Und er hat dort bereits eine nach seinem Ermessen recht hohe Zivilisation festgestellt. Noch schneller mußte also die Evolution auf Resor drei vor sich gehen, vorausgesetzt, dieser wesentlich wärmere Planet ist in der Lage, Leben zu tragen.«
    »Und du bist sicher, daß es sich nicht um Fremde handelt?«
    »Nein, durchaus nicht. Aber alles deutet darauf hin, daß es die Bewohner von Resor drei sind. Bisher wußte ich noch nichts Genaues, ich habe nur mit ihrer Existenz gerechnet. Unsere jetzigen Beobachtungen scheinen mir recht zu geben.« Faunian schwieg. Lekon hatte also einfach kombiniert. Und er war zu dem Schluß gekommen, daß, wenn Resor drei Leben trägt, dieses Leben weiter vorangeschritten sein müsse als das auf Resor vier, da sich insektoide Wesen in erheblicher Abhängigkeit von der Temperatur entwickeln. Wie alles Richtige waren diese Überlegungen einfach und unkompliziert. Faunian hegte kaum noch Zweifel daran, daß sie sich bestätigen würden.
     
    Die Raumkugel der Mornen hatte ihren überlichtschnellen Flug gebremst. Sich an den Schwerelinien des fremden Systems entlangtastend, war sie zwischen den äußeren Planeten hindurch in das Innere der 
    Kreisbahnen eingedrungen und auf eine Parkbahn zwischen dem dritten und vierten Planeten eingeschwenkt. Sie war zu einem Satelliten der Sonne Resor, einem blauen Zwerg geworden und wurde soeben von Resor drei überholt.
    Sie waren übereingekommen, nicht mehr Zeit zu opfern, als notwendig war, um festzustellen, ob die Bewohner die Bezeichnung »intelligent« verdienten oder nicht.
    Bojan, der Riese von Morn zwei, hatte am Gravicont Platz genommen. Ein Impuls brachte die Sonde auf Kurs, ließ sie zurückbleiben, der Sonne Resor entgegenfallen, in die Arme der Gravitation des dritten Planeten.
    Neben Bojan lag der Leiter der Expedition in seinem unvermeidlichen Blasluftsessel, auf seiner anderen Seite saß Tekla, steil aufgerichtet und voller Erwartung. Die

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