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Am Rande wohnen die Wilden

Am Rande wohnen die Wilden

Titel: Am Rande wohnen die Wilden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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folgen, oder ob sie sich ihnen freiwillig angeschlossen hatte. Erst im Auto der Polizisten, einem alten klapprigen Chrysler, wagte er wieder aufzublicken und stellte fest, daß sie vorn zwischen den beiden Polizisten saß. Die Halle des Hotels hatte er mit gesenkten Augen passiert, aber er hatte die Blicke der Gäste und des Personals gefühlt. Die eindeutige Begleitung, in der er sich befand, würden sie mit Sicherheit Betty zuschreiben. 
    Da er keine Ahnung hatte, was die Polizei zu seiner Verhaftung veranlaßt haben könnte, kam er zu dem Schluß, daß nur J.F. Brewster hinter der Sache stecken konnte.
    Betty blickte über die Schulter zurück und lächelte ihm zu. Dann hob sie die rechte Hand und spreizte den Daumen ab. Halt die Ohren steif! sollte das heißen, und die Überlegenheit, die er ihr gegenüber einmal gefühlt hatte, war wie weggeblasen. Betty war ein feiner Kerl, und er bedauerte, daß er sich vor ihrem Zimmer von ihr verabschiedet hatte. Er glaubte sicher, daß sie noch mit ihm zusammengeblieben wäre, wenn er sie darum gebeten hätte. In ihrem Zimmer aber hätten die Beamten nicht nach ihm gesucht, und er hätte Zeit gehabt, bestimmte Schritte zu unternehmen, denn den Krach vor seiner Zimmertür hätten sie zweifellos gehört. Über die Schritte, die er unternommen hätte, war er sich allerdings nicht im klaren. Auch jetzt noch nicht, als die Verhaftung bereits eine halbe Stunde hinter ihnen lag.
    Der Vierschrötige, der sich neben Rod gesetzt hatte, hob den Kopf und wies mit dem Kinn in Fahrtrichtung.
    Blicken Sie nach vorn! sollte das heißen, und er deutete damit an, daß jede Verständigung zu unterbleiben habe.
    Dann sah er Rod von der Seite mit schräg gehaltenem Kopf an. Er schien unsicher, wie er mit dem Verhör beginnen sollte. Rod versuchte ihm eine Brücke zu bauen, das alles dauerte ihm schon viel zu lange. Es wurde Zeit, das Mißverständnis aufzuklären.
    »Sie brauchen keine Rücksicht zu nehmen«, sagte er. »Ich bin ohnehin gespannt, wer Sie sind und was Sie von mir wollen.«
    Einen Augenblick sah es aus, als wolle sich der Vierschrötige erheben, als er Namen und Dienststellung nannte. »Buster Carrington!« knurrte er. »Inspektor der Regionspolizei. Ich habe den Auftrag, Sie unter dem dringenden Verdacht des Totschlages zu verhaften.«
    Rod sah eine zuckende Bewegung der schmalen Schultern in der Lederjacke vor sich, aber Betty drehte sich nicht wieder um. Eigentlich war er mehr erstaunt über die Anklage als entsetzt. Die ganze Angelegenheit würde sich sehr schnell aufklären lassen. 
    »Das ist doch lächerlich!« sagte er und versuchte ein möglichst gleichgültiges Gesicht zu machen. Nur jetzt keine Nervosität zeigen. Das konnte die Untersuchung unnötig verzögern, roch nach Eingeständnis. Trotz der Mühe, die er sich gab, fühlte er, wie ihm ein zutiefst unbehagliches Gefühl den Rücken heraufkroch. Gerüchte bestimmter Presseerzeugnisse von himmelschreienden Fehlurteilen der heutigen Justiz kamen ihm in den Sinn, und er gestand sich ein, daß er sich ernsthaft Sorgen machte. »Ist die Frage nach meinem Opfer gestattet?«
    Carrington schien ihn nicht ganz verstanden zu haben, er blickte konsterniert. »Da es sich um Anklage wegen Totschlages handelt, dürfte Ihr Opfer wohl tot sein, vermute ich.«
    Er hatte seine Frage völlig falsch verstanden. Zugleich aber wurde auch klar, daß es für den bulligen Vertreter des Gesetzes offensichtlich keinerlei Zweifel an Rods Schuld gab. Rod fühlte, daß er sich nur noch mit Mühe beherrschen konnte.
    »Ich will wissen, wie mein angebliches Opfer heißt«, sagte er lauter als gut war. »Wer ist der Mann, den ich auf dem Gewissen haben soll?«
    Der Inspektor hatte plötzlich schmale, aber hellwache Augen. »Woher wissen Sie, daß es sich um einen Mann handelt?«
    »Woher.? Woher?« Rod begann zu stottern. Er hatte sich bei der Frage nach einem Mann nichts Besonderes gedacht. Ebensogut hätte er Mensch sagen können, aber wer sagt in einer derartigen Frage schon Mensch?
    »Er hieß Louis Carrega!« sagte der Inspektor, und seine Augen waren wieder schläfrig.
    Rod atmete auf. Es würde sich aufklären. Er kannte keinen Mann, der Louis Carrega hieß. Er hatte den Namen nie gehört. Trotzdem grübelte er. Irgendwo saß eine Erinnerung.
    Und dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Er fühlte einen feinen Stich in der linken Brustseite, und sein Herz begann wie wild zu schlagen. Das war doch nicht möglich! Louis, der kleine

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