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Am Rande wohnen die Wilden

Am Rande wohnen die Wilden

Titel: Am Rande wohnen die Wilden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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Spanier hieß Louis! Sein Sparringspartner, der ihn seit Tagen an den Rand der Verzweiflung gebracht hatte, sollte tot sein? Von ihm, Rod Mahoney, getötet? Er erinnerte sich der letzten Szene, sah, wie sich das Gesicht seines 
    Partners unter dem auftreffenden Handschuh deformierte, und er sah die bösen Blicke, die ihm die Betreuer des Spaniers zuwarfen, als sie ihn aus dem Ring trugen.
    »Erinnern Sie sich jetzt?« Carringtons Stimme war leise, fast konnte man den Eindruck bekommen, eine Spur von Mitleid läge darin.
    Rod nickte langsam.
    »Ich erinnere mich«, sagte er. »Das... das ist furchtbar. Das wollte ich nicht. Glauben Sie mir Inspektor, ich wollte es nicht.«
    Carrington blickte geradeaus. Jetzt konnte er sich wohl keine Gefühle leisten. Aber Rod sah, daß die schmalen Schultern in der Lederjacke verhalten zuckten. 
     
     

DER FLUG
     
    Das größte Raumschiff, das jemals das System Morn verlassen hatte, war unterwegs. Mit der Sicherheit einer extrem entwickelten Technik schwang es sich von Isograve zu Isograve und steigerte seine Geschwindigkeit ins Unermeßliche. Die Kraft der Gravitationsquanten vermittelte ihm einen winzigen Teil ihrer eigenen Energien und trieb die hundert Millionen Tonnen Ruhemasse immer schneller in das Sternenmeer der Galaxis hinaus.
    Faunian saß in seinem Konturensessel und hielt die Hand Cositas in der seinen. Vor ihnen, auf einem ebenen Bildschirm, glitten parallele Linien langsam von oben nach unten.
    Über die Sensoren der hochempfindlichen Geräte fühlte er das Vibrieren der Quanten und hatte das Gefühl, eins zu werden mit dem gewaltigen Kosmos. Er blickte seine Gefährtin an und sah, daß sich die Spannung in ihrem Gesicht zum erstenmal seit Tagen gelöst hatte. Als er zu erklären begann, was es mit den wandernden Linien auf sich habe, hörte sie ihm schweigend zu, obwohl sie es wußte. Sie waren glücklich, nach Tagen aufreibender Arbeit nebeneinander sitzen und sich unterhalten zu können. Das Thema war eigentlich belanglos, nur die Tatsache, daß sie miteinander Gedanken tauschten, zählte.
    »Wir müssen uns genau auf die Frequenz der Isograven einstimmen«, erklärte er. »Die Kunst, im All mit möglichst hoher Geschwindigkeit zu fliegen, besteht darin, diese Isograven zu spüren und sich an sie anzuhängen. Bei genügend intensiver Abstimmung kann man die stärksten der am Wege liegenden tangierenden Felder ermitteln und nutzen.«
    Er spürte den schnellen Wechsel gravitischer Frequenzen, aber es war kein Gefühl, an dem der Körper einen Anteil hatte, sondern es entstand direkt von den Sensoren vermittelt im Hirn, das sie mit der komplizierten inneren Struktur des Kosmos verbanden. Er hatte den Eindruck, als vibriere der weiche Blasluftsessel unter ihm, und wußte doch genau, daß er fest stand, so fest und sicher, wie sich der ganze Raumer durch das All bewegte. 
    Die über die Bildschirme huschenden dunklen Linien wurden langsamer und langsamer. Schließlich verharrten sie ganz. »Höchstgeschwindigkeit!« sagte Faunian und atmete auf.
    Er spürte Cositas Gedanken, die sich um die letzten Tage vor dem Start in die unbekannte Ferne drehten. »Es ist schön, daß wir jetzt wieder mehr Zeit für uns haben, Faunian. Du hast dich rar gemacht in den letzten Tagen vor dem Start.«
    Natürlich hatte er hart arbeiten müssen, ehe er den Rat davon überzeugen konnte, daß der Entschluß, ihn zum Leiter der Expedition zu machen, richtig und gut war. Ein Entschluß, der, längst gefaßt, durch sein unverständliches Verhalten mit der blauen Kleidung in ein anderes Licht gerückt worden war, so daß sich der Rat gezwungen sah, ihn neu zu durchdenken. Diese blaue Kleidung hatte Faunian mehr geschadet als genützt.
    »Du nennst mein Verhalten unverständlich«, sagte er leise. »Aber du weißt auch, daß ich triftige Gründe dafür hatte. Ich war überarbeitet und in einem psychisch nicht völlig intakten Zustand. Ich habe nur versucht, mich vor Belanglosigkeiten, die meine Arbeit stören konnten, zu schützen. Es war keine leichte Zeit für mich.«
    Er war sicher, daß sie seine Gründe nicht nur kannte, sondern auch bereit war, sie zu akzeptieren. Und sie wußte, daß er erst ganz glücklich sein konnte, wenn sie wieder Zeit für sich selbst hatten, so wie jetzt, wenn sie sich unterhalten und ihre Gedanken austauschen konnten, wenn sie Sorgen und Freuden gemeinsam erleben konnten.
    Sie hatte es ihm nicht leicht gemacht in den Tagen vor dem Start. Er hatte keine

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