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Am Rande wohnen die Wilden

Am Rande wohnen die Wilden

Titel: Am Rande wohnen die Wilden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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auf sie herabzublicken, bevor wir nicht wissen, wie sie sind.«
    Faunian war erstaunt über den Ausbruch des jungen Akul, der seine Wanderung wieder aufgenommen hatte, jetzt aber beharrlich schwieg.
    Er war nachdenklich geworden. Aber er kam nicht zu der Einsicht, daß er unrecht hatte. Wenn auch nur ein Funken Wahrheit an der Theorie Kaltos' war, und daran zweifelte eigentlich niemand, dann waren es Wilde, die sie aufsuchen wollten, Wesen, die in ihrer Evolution noch auf dem Stand eben intelligent gewordener Primaten waren. Oder die ganze Theorie war von Anfang bis Ende falsch, und das glaubte selbst er nicht, der sie durch die Erkenntnisse der Expedition wesentlich einzuschränken hoffte.
    Er merkte nicht, daß Akul den Raum verließ. Erst, als der Astrophysiker die Feldlinien passierte, fühlte er, daß Akul einen Moment stockte und dann weiterging.
    Wenig später spürte er, daß Cosita zurückkam. Wahrscheinlich war sie gegangen, weil sie annahm, daß er mit Akul in eine ziemlich erregte Diskussion geraten würde, was ja schließlich auch geschehen war. Und sie war gegangen, um nicht für Akul Partei ergreifen zu müssen. In vielen Punkten war sie anderer Meinung als Faunian.
    Er freute sich, daß sie so schnell zu ihm zurückkam, aber dann merkte er, daß sie nicht allein war. Finetta und Lekon begleiteten sie.
    Lekon grüßte nachlässig, schaltete sich in das Gravicont ein und versuchte sich einzustimmen. Es ging wider Erwarten sehr schnell. Faunian bemerkte, daß der Freund keinerlei Schwierigkeiten mit der Abstimmung hatte, obwohl er eben noch munter mit Finetta geplaudert hatte. Manchmal beneidete er Lekon um seine Unbefangenheit, obwohl er sie oft als unernst bezeichnete. So hatte er Lekon neulich dabei beobachtet, wie er mit Hilfe seines Antigravgürtels in einem der langen Gänge Zickzack flog, sich mit Händen und Füßen von den Wänden abstoßend. Als er wenig später Finetta getroffen und sie auf das eigenartige Verhalten ihres Gefährten aufmerksam gemacht hatte, hatte sie ihm geantwortet: »Siehst du, Faunian, deshalb liebe ich Lekon und nicht dich.«
    Er hatte sich brüsk abgewendet und wußte einen Augenblick lang nicht, ob er beleidigt sein sollte oder nicht.
    Jetzt beobachtete er Finetta, die gespannt hinter Lekon stand und ihn nicht aus den Augen ließ. Auch Cosita kam ihm eigenartig vor. Sie starrte ebenfalls gebannt auf Lekon.
    »Was habt ihr?« fragte Faunian. Die geheimnisvolle Art der drei störte ihn. Er war gern über all das, was in seiner Nähe vorging, informiert.
    Lekon winkte ab. Aber Finetta neigte sich zu ihm hinüber und versuchte zu erklären: »Wir sind nahezu an der Stelle, die Kaltos als weitesten Punkt bei seiner letzten Reise erreicht hatte. Danach fliegen wir in absolutes Neuland.«
    »Na und? Warum tut ihr so geheimnisvoll? Das war mir bekannt.«
    »Sei nicht so prosaisch, Faunian. Es ist schon ein denkwürdiger Augenblick, wenn man die Grenzen dessen überschreitet, was andere vor einem erreichten. Und es gibt noch andere Gründe.«
    Er hätte nach diesen Gründen fragen können, aber er war erbost darüber, daß Finetta immer noch geheimnisvoll tat. Mochte sie ihre Weisheit behalten, so lange sie wollte. Sie würde es ohnehin nicht lange unausgesprochen mit sich herumtragen können. Er kannte sie gut genug. Tatsächlich plauderte sie auch bald darauf munter weiter. »In unserer unmittelbaren Nähe befindet sich das System Resor, Faunian.«
    Bevor er antworten konnte, schaltete sich Cosita ein. Er war ihr dankbar, daß sie dem Spiel ein Ende machte. Wahrscheinlich hätte Finetta so lange geredet, bis Lekon die ersten Systeme des äußersten Spiralarmes im Gravicont hatte. Dann allerdings war es zu spät, sich über Resor zu unterhalten.
    »Lekon hat die Aufzeichnungen des alten Kaltos sehr genau studiert, und er hält es für möglich, daß die Bewohner von Resor bereits weiter entwickelt sind, als wir es annehmen.«
    »Kaum möglich!« sagte Faunian ablehnend. »Bei den Bewohnern von Resor handelt es sich um Insekten. Nach der Theorie Kaltos' müßte die Evolutionsgeschwindigkeit der Insekten weit unter der der Säuger liegen.«
    »Das mag stimmen, aber wer weiß, wie lange die Evolution bereits andauert?«
    »Wir haben die Bilder gesehen, die Kaltos aufgezeichnet hat. Riesige Insekten, die Pflanzen fressen, Pflanzen in enormen Mengen.«
    Er wollte hier nicht wieder diese ekelhaften Bilder heraufbeschwören, die sie alle gesehen hatten. Es war unsinnig, damit zu

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