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Am Rande wohnen die Wilden

Am Rande wohnen die Wilden

Titel: Am Rande wohnen die Wilden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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anderen Mornen, die in den Steuerraum gekommen waren, nahm Bojan nicht wahr; er arbeitete angestrengt. Und im übrigen wurden die Eindrücke, die die Sonde empfing, ohnehin in nahezu alle Bereiche des Raumers übertragen. Wahrscheinlich sah in diesen Augenblicken jeder Morne an Bord, wie die milchige Scheibe des Planeten wuchs, wie sie sich zur Schale wölbte und wie ein Sperrefeld einen Tunnel in die trübe Atmosphäre von Resor drei trieb.
    In diesem Moment zuckte Bojan zusammen. Das Orbit wurde von einem Gewirr von Impulsen durchwoben. Es waren Impulse, die klar, aber unverständlich über die feinen Rezeptoren in sein Hirn drangen. Die Bewohner von Resor drei mußten über erhebliche Emissionsstärken verfügen, wenn sie in der Lage waren, ihre Impulse bis an die Grenze der planetaren Atmosphäre heraufzusenden.
    Er bat Faunian, sich ebenfalls in die Rezeptoren einzuschalten, sah, wie er den Adapter nachregelte, und erkannte an seinem Gesichtsausdruck, daß er den Wirrwarr von Impulsen ebenfalls aufnahm.
    Er legte die Sonde auf einen Gravitationswirbel und fuhr die zweite Batterie mit den Videosensoren aus. Er tat es automatisch, ohne nachzudenken, so, als habe er sein Leben lang nichts anderes getan, als fremde Planeten untersucht. Vielleicht war gerade diese Routine dafür verantwortlich zu machen, daß ihn die Klarheit und Schärfe, mit der das Bild hereinkam, überraschte. Offensichtlich beschränkten sich die 
    Dunstschleier, die sie noch eben an einer informativen visuellen Beobachtung gehindert hatten, auf die höchsten Teile der planetaren Gashülle.
    Die Landschaft, die sich ihnen darbot, zeigte das Bild einer überaus exakten und klaren Gliederung in Form einer quadratisch gerasterten Fläche aus grünen und dunkelgelben Flecken. Sie blickten lange und schweigend nach unten, bemüht, die Eindrücke zu verarbeiten und einzuordnen, sie mit Bekanntem zu vergleichen und zu deuten.
    Faunian richtete sich als erster auf.
    »Die grünen Flächen müßten, wenn unsere Erfahrungen uns keinen Streich spielen, eigentlich Pflanzen sein«, erklärte er ruhig, und Bojan registrierte keine Abneigung in seinen Gedanken. »Aber sie scheinen hier nicht wild zu wuchern, wie es Kaltos von Resor vier berichtete, sondern sie scheinen von den Rändern her eingedämmt zu werden.«
    Deshalb also fand sich Faunian innerlich mit der Anwesenheit der Pflanzen ab. Nur, weil sie sich offensichtlich unter Kontrolle befanden.
    »Es sind wahrscheinlich Pflanzenkulturen. Sie dienen den hier lebenden Wesen mit Sicherheit als Nahrung«, erinnerte Bojan und spürte sofort die Ablehnung in Faunians Gedanken.
    Bald nach diesem Wortwechsel wies die Stereooptik die helleren Quadrate als flache Bodenaufschüttungen aus, deren sanft geneigte Flanken eine große Zahl dunkler Flecken aufwiesen. Und dann sahen sie, wie in einem der Flecken eine Bewegung entstand. Einen winzigen Moment lang erschien ein dunkler langgestreckter Körper, verharrte und verschwand blitzschnell in einer der benachbarten Waben. Da erkannte Bojan auch die Funktion der Flecken. Es waren Schlupflöcher, durch die die offensichtlich unter den gelben Quadraten hausenden Wesen ihre Wohnungen erreichten. Und auch die Gattung, der diese Wesen angehörten, war kein Geheimnis mehr.
    »Insekten wie auf Resor vier«, stellte Bojan fest, und obwohl er nach den Untersuchungen des Kaltos mit nichts anderem gerechnet hatte, fühlte er doch Erregung. Er blickte auf Faunian und sah, daß sich dessen Abneigung gesteigert hatte. 
    »Du sollst dich beherrschen lernen, Faunian!« forderte er. »Wir dürfen ihnen nicht mit Aversion begegnen, nur weil sie anders sind als wir. Wenn wir mit ihnen Kontakt.«
    »Ich glaube nicht, daß wir mit ihnen Kontakt aufnehmen können.« Wie Schüttelfrost ließ der Ekel Faunians Schultern beben. »Sie entwickeln sich auf einem ganz anderen Evolutionsast als wir.«
    »Das ist kein Grund, sich gehenzulassen!« Als Faunian zu seinem Vorwurf schwieg, tat es Bojan leid, ihn zurechtgewiesen zu haben.
    »Du magst recht haben«, lenkte er ein. »Vielleicht bekommen wir nie eine intellektuelle Verbindung mit ihnen. Aber was tut das schon? Sie sind Intelligenzen wie wir.«
    Er wußte, daß er Faunian nicht überzeugt hatte, aber er fühlte, daß sich der andere beruhigte. Dann fiel ihm auf, daß der unter der Sonde liegende Landstrich kaum Leben zeigte, wenn man von den dichten Pflanzenherden absah. Nur hin und wieder erfaßte die Optik einen dunklen Körper, der

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