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Am Rande wohnen die Wilden

Am Rande wohnen die Wilden

Titel: Am Rande wohnen die Wilden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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gedankenschnell von einer Wabe zur anderen huschte. Dabei sah er, daß alle diese Wesen beim Verlassen ihrer Schlupflöcher die gleiche, fast unmerkliche Bewegung machten. Einen Moment lang hoben sie die massigen Köpfe, als blickten sie zu der weit über ihnen schwebenden Sonde herauf. Dabei war absolut sicher, daß sie sie nicht sehen konnten. Dieser Aufgabe konnte keine natürlich entstandene Optik gewachsen sein.
    Er wartete geduldig, bis wieder einer der dunklen Körper erschien. Dann stellte er die Videomatik auf höchste Vergrößerung und konservierte das Bild. Jetzt konnten sie das Insekt aus nächster Nähe betrachten. Es war zweifellos eine Imago. Ein langer Leib mit zwei Einschnürungen in Brusthöhe, mit einer ziemlich großen Anzahl von Armen oder Beinen, die genaue Anzahl würde man später ermitteln können, einem verhältnismäßig großen Kopf mit mehreren Auswüchsen auf Stirn und Schädel. An der Seite erkannte er zwei Stummel, die an Flügel erinnerten und doch keine waren. Diese Stummel endeten in kurzen rohrartigen Organen, deren Bedeutung unklar blieb. Die Rohre verliefen parallel zum Körper und erinnerten entfernt an die Strahltriebwerke von Flugmaschinen vergangener Epochen. Das auffälligste war jedoch ein flach gewölbtes Auge auf der Stirn, das tatsächlich zu ihnen heraufzublicken schien.

    »Es hat uns gesehen!« flüsterte Cosita. »Bestimmt hat es unsere Sonde gesehen!« An eine derart leistungsfähige, natürlich entstandene Optik konnte Bojan nicht glauben. Auch hatte er den bestimmten Eindruck, daß das Insekt zwar nach oben, aber nicht direkt in die Kamera starrte. Und plötzlich wußte er die Erklärung.
    »Nein!« sagte er bestimmt. »Es sieht uns nicht. Aber es weiß, daß wir über ihm sind. Wir oder etwas, das es ergründen möchte, und es doch nicht wagt. Oder nicht ergründen kann«, setzte er hinzu.
    Faunian unterbrach seine Gedanken.
    »Sieh dir die Zangen an, Bojan. Stehen sie nicht wie eine Drohung unter dem Auge, wie eine Waffe, die jeden Augenblick zuschlagen kann?«
    Bojan lächelte. »Sie sind völlig ungefährlich, wenn man Kaltos glauben kann. Seinen Untersuchungen zufolge essen sie ausschließlich Pflanzen.«
    Wieder wurde er unterbrochen. Diesmal durch einen Ausruf Teklas. Fasziniert beobachteten sie, wie sich einer der gelben Hügel fächerartig öffnete. Die dunklen Eingänge verbreiterten sich und liefen ineinander, bis der Hügel zu einem dunklen Loch geworden war. Und aus diesem Loch schossen wie rotleuchtende Pfeile Insekten. Es waren Hunderte, und sie flogen in einer exakten Formation. Zu gleicher Zeit stiegen die Impulse, die bisher nur eine Art Untermalung gebildet hatten, sprunghaft an. Das Geschwader roter Pfeile stieg mit atemberaubender Geschwindigkeit senkrecht in den Himmel Resors, und bereits nach wenigen Sekunden war es unverkennbar, daß die Insekten auf dem Weg zur Sonde der Mornen waren.
    Einen Augenblick lang verblüffte Bojan die Tatsache, daß die Wesen jetzt von einer intensiv roten Farbe waren, da sie bisher ausschließlich dunkelbraune bis schwarze Exemplare zu Gesicht bekommen hatten, aber auch hier fanden die feinfühligen Rezeptoren in Verbindung mit dem Zentraltentakel des Raumers in kurzer Zeit eine einleuchtende Erklärung. 
    Die Resoren, Bojan fand, daß es an der Zeit sei, ihnen einen festen Namen zu geben, trugen eine eng anliegende Schutzhülle, die sie unempfindlich gegen die Bedingungen des kosmischen Raumes machte. »Erstaunlich!« Faunian brach das Schweigen als erster. Er schien gewillt, den Resoren Anerkennung zu zollen. »Sie fliegen in den Raum hinaus, ohne sich eines Hilfsmittels in Form eines Raumschiffes bedienen zu müssen. Sie fliegen ohne fremden Antrieb. Wirklich erstaunlich!« wiederholte er.
    Genau bis zu diesem Punkt war auch Bojan mit seinen Überlegungen gekommen. Er regelte das Gravicont nach, schwenkte die Sensoren und zog die im Wirkungsbereich der Insekten liegenden Gravibaren auf die Bildschirme. Es gab keine Zweifel mehr. Die Gravibaren wiesen in der Nähe des Geschwaders eine eindeutige Deformation auf, die kaum natürlichen Ursprungs sein konnte.
    »Die Rohre«, sinnierte er. »Die Rohre sind ihre Fortbewegungsorgane. Sie besitzen einen natürlichen gravitischen Antrieb.«
    Die roten Pfeile waren bereits beträchtlich näher gekommen. Einen Moment lang irrten Bojans Gedanken ab, fast fühlte er Hochachtung vor der mächtigen Natur, die eine bemerkenswerte Vielfalt entwickelt hatte. Offensichtlich

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