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Am Rande wohnen die Wilden

Am Rande wohnen die Wilden

Titel: Am Rande wohnen die Wilden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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gelernt, mit der Bevölkerung zusammenzuarbeiten. Und eigentlich hatte er gar nicht mehr die Absicht zu entkommen. Er wünschte, alles möglichst schnell hinter sich zu haben, so oder so. »Was sollen wir jetzt tun, Betty?« fragte er, aber das Mädchen wurde einer Antwort enthoben. Der alte Buddy kam zurück, und mit ihm kam ein Hauch von Kälte und Dunst. Über seiner rechten Schulter hing die Angelrute, und in der Hand trug er eine Strippe, auf der vier oder fünf Forellen aufgefädelt waren.
    Der Alte zog witternd die Luft in die Nase und fand sofort den Topf mit dem Grog. Noch ehe er Mantel und Schal an einen Nagel in der Nähe der Tür hängte, stürzte er einen Becher des heißen Getränkes hinunter. Genüßlich leckte er sich die Lippen. »Ich hatte euch eigentlich schon erwartet«, sagte er, ohne sie anzusehen.
    Rod stutzte.
    »Wieso euch? Wenn du mich erwartet hättest, würde ich mich nicht wundern. Aber woher willst du wissen, daß ich nicht allein komme?«
    Der Alte kniff die Augen zusammen und blickte ihn vielsagend an. »Du weißt schon.?« Rod sprach nicht weiter.
    Buddy nickte. »Wie lange etwa habt ihr von der Straße bis zu mir gebraucht?« fragte er dann.
    Rod überlegte einen Augenblick lang. »Vielleicht zwei Stunden. Dein Haus liegt ziemlich einsam.«
    Der Alte wiegte den Kopf hin und her.
    »Hm, hm«, brummelte er dann. »Das kann einigermaßen hinkommen. Kurz bevor ich zum Angeln ging, hatte ich einen Anruf von der Polizei aus Lake City. Sie vermuteten, daß ihr hier auftauchen würdet.«
    Rod senkte den Kopf. Jetzt war alles aus. Den alten Buddy würde er nicht auch noch mit in die Sache hineinziehen. Jetzt würde er warten, bis Carrington mit seinen Leuten auftauchte, und dann würde er ihnen erklären, daß Betty und der Alte mit alledem nichts zu tun hatten. Als er diesen Entschluß gefaßt hatte, wurde ihm etwas wohler. Er sagte sich, daß sie den beiden kaum etwas anhaben konnten, und plötzlich hatte er das Gefühl, freier atmen zu können. Er spürte, wie sich Betty gegen seine Schultern lehnte.
    »Und trotzdem hast du uns hier bei dir aufgenommen, Buddy?« fragte er.
    Der Alte nickte, das Feuer ließ helle Funken in seinen Augen tanzen. »Natürlich! Warum sollte ich nicht? Ich hätte dich auch bei mir aufgenommen, wenn sie mich vor dir gewarnt hätten. Ich kenne dich besser, als dich die Polizisten kennen können. Und wahrscheinlich hätte ich dich davon überzeugen können, daß es besser ist, sich der Polizei zu stellen.«
    Eine Sekunde lang hatte Rod das Gefühl, dem Alten die Hand drücken zu müssen, aber dann horchte er den Worten nach. Das alles klang, als sei die Gefahr längst vorbei, als habe sich etwas Grundlegendes geändert. Er sah, daß Betty aufsprang, und spürte ihre Erregung. »Sprechen Sie, Buddy!« rief sie. »Was haben sie Ihnen gesagt?«
    Aber der Alte ließ sich Zeit. Umständlich erklärte er, daß sich die Polizisten offensichtlich geirrt hätten. Wahrscheinlich seien sie einem Schwindel aufgesessen. Brewsters Anschuldigung habe sich als falsch herausgestellt, habe einzig und allein den Sinn gehabt, ihn, Rod, aufzufinden und zurück ins Camp zu bringen. Die Polizisten hätten erklärt, Rod und Betty seien frei.
    Jetzt sprang auch Rod auf. Noch konnte er es kaum fassen. Der Spanier war nicht tot. Er, Rod, war kein Mörder oder Totschläger. Stürmisch umarmte er Betty und küßte sie auf beide Wangen. Da erst merkte er, daß sie weinte.
    »Ich hatte so gehofft, das alles möge sich als Mißverständnis herausstellen«, flüsterte sie. »Ich weiß doch, daß du kein Totschläger bist.« Sie stützte den Kopf in die Hände. Erneut wandte sie sich an den Alten.
    »Wie hieß der Polizist, der Sie angerufen hat? Haben Sie sich seinen Namen gemerkt?«
    Auf der Stirn Buddys entstand eine steile Falte. Man sah ihm an, daß er angestrengt nachdächte. Langsam schüttelte er endlich den Kopf.
    Rod wußte sofort, worauf Bettys Frage abzielte. Sie hatten sich nach dem Unfall nicht um die vielleicht schwerverletzten Polizisten gekümmert. Immerhin konnte man ihnen unterlassene Hilfeleistung vorwerfen, und das war immer noch schlimm genug.
    »Versuch dich zu erinnern!« bat er und faßte die Schultern des Alten. »Es ist wichtig für uns.«
    Buddy verzog das Gesicht. »Ich weiß es wirklich nicht, Rod. Tut mir leid.« Er legte den Finger an die Lippen und blickte zur Decke. »Ich kann mich nur daran erinnern, daß er sich mit Inspektor Soundso meldete.«
    »Carrington

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