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Am Rande wohnen die Wilden

Am Rande wohnen die Wilden

Titel: Am Rande wohnen die Wilden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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Zufall oder Glück oder was immer gewesen sein mochte, er griff mit beiden Händen zu und versuchte den Kopf des Kriminalisten über Wasser zu bekommen, aber er hatte die Kräfte des Mannes unter- und wahrscheinlich dessen Beherrschungsvermögen überschätzt. Carrington klammerte sich mit der Kraft eines Kraken an ihm fest und drohte ihn mit unter Wasser zu ziehen. Rod war sich darüber im klaren, daß es sinnlos war, nachsichtig zu sein. Der vor ihm war nicht mehr Inspektor Carrington, er war ein Ertrinkender. Rod zog mit einem Ruck das rechte Knie an und stieß die geballte Rechte nach vorn. Er spürte, wie sich der Griff an seinem Arm lockerte, und hörte das Zerreißen von Stoff.
    Jetzt konnte er den anderen auf den Rücken drehen und ihn unter dem Kinn packen, um ihn an Land zu ziehen. Es wurde eine Quälerei werden in der beißenden Kälte des Wassers.
    Er tauchte auf und schüttelte den Kopf, um die Haare aus den Augen zu bekommen. Da sah er, daß sich das Fahrzeug der Fremden näherte. Die gewölbte Unterseite der Linse schwebte etwa einen halben Meter über dem Wasser und glitt sehr schnell auf sie beide zu. Rod erkannte, daß Flucht sinnlos war. Einen Augenblick lang hatte er den Gedanken, den Ertrinkenden seinem Schicksal zu überlassen, um sich selbst tauchend zu retten, aber da war der Rand der Fläche bereits über ihnen. Alles andere ging eigentlich ohne sein Zutun ab.
    Er konnte später nicht erklären, auf welche Weise über ihm eine rechteckige Öffnung entstanden war, er konnte nur mit Sicherheit sagen, daß weder eine Schiebetür zur Seite glitt noch eine andere Tür aufschwang; die Öffnung war einfach da.
    Entsetzt starrte er auf zwei mächtige metallene Hände mit drei Greifklauen, die ihn vorsichtig anhoben und im Inneren des Fahrzeugs absetzten. Er hielt Carrington nicht mehr fest, und er erwartete jeden Augenblick das Auftauchen irgendeines abgrundhäßlichen Kopfes, der in seinem Äußeren zu den Händen passen mußte.
    Aber es geschah nichts dergleichen. Als Rod sich umblickte, waren die rechteckige Öffnung verschwunden, die Hände in die Decke zurückgezogen. Neben ihm lag der Inspektor und zitterte am ganzen Körper. Rod merkte nun auch, daß er selbst jämmerlich fror. Im selben Augenblick überflutete eine Welle wohliger Wärme seinen Körper. Carrington begann sich zu bewegen. Rod sprang auf und zog den Polizisten zur Wand, wo er ihn mit dem Oberkörper anlehnte, um ihn in sitzende Stellung zu bringen. Zu ihren Füßen bildete das Wasser, das ihnen aus den Kleidern rann, eine rasch größer werdende Pfütze.
    Der Raum, in dem sie sich unfreiwillig befanden, war nicht sehr groß, nahezu quadratisch und endete an einer Wand aus glasähnlichem Material. Dahinter herrschte ein trübes Dämmerlicht.
    Rod stellte fest, daß sie beide nicht sehr attraktiv aussahen. Sie waren naß bis auf die Haut, der Anzug des Inspektors hing wie ein Wischlappen um die massige Figur, und sein eigenes Hemd war nur noch ein Fetzen, der an wenigen Stellen mühsam zusammenhing. Sie würden keinen guten Eindruck machen.
    Er beugte sich zu Carrington hinab, der die Augen geschlossen hielt und tief zu atmen versuchte. Er war leichenblaß, aber es gelang ihm schon, den Oberkörper aufrecht zu halten. 

    »Wo sind wir, Rod?« fragte er, und Rod Mahoney konstatierte, daß der Inspektor wieder zum Du übergegangen war.
    »Sie haben uns geschnappt, Freund!« Er versuchte zu scherzen und blickte wieder zu der Glasscheibe hinüber, hinter der es heller wurde.
    Carrington wollte aufstehen, aber Rod drückte ihn sanft wieder zu Boden. »Es sieht besser aus, wenn du sie sitzenderweise empfängst«, flüsterte er ihm zu. »Zumindest besser, als wenn du bei der ersten Vorstellung plötzlich zusammenbrichst.«
    Carringtons Blick drückte Verständnislosigkeit aus, doch dann hob er den Arm und deutete auf die Glaswand. »Rod, Rod«, sagte er. »Da sind sie! Sieh dir das an! Das kann doch wohl nicht sein. Bin ich noch normal, oder hat mein Kopf bei dem Sturz gelitten? Dreh dich ganz langsam um!«
    Rod nahm sich vor, kein Erstaunen zu zeigen, möge kommen, was da wolle. Trotzdem war er bestürzt, als er die Fremden sah.
    Zweifellos waren die, die dort hinter der Glaswand standen, Menschen. Aber was für Menschen? Vier überschlanke, in gelbe Kombinationen gekleidete Wesen blickten sie beide aus wimpernlosen hellen Augen an. Ihr Blick wirkte starr, fast tot. Wie Statuen verharrten sie im Halbdämmer hinter dem Glas. Rod

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