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Am Rande wohnen die Wilden

Am Rande wohnen die Wilden

Titel: Am Rande wohnen die Wilden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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erkannte bald, daß ihre Köpfe nicht verhüllt waren, obwohl er es zuerst angenommen hatte. Die mattsilberne Haut des Schädels zeigte keinerlei Behaarung. Er war weit ausladend und groß, wenn man die übrigen Proportionen des Körpers in Betracht zog. Ein feines silbriges Gitter schien ihn zu bedecken. Die schmalen Augen standen schräg und wiesen weder Lider noch Wimpern auf. Der Schnitt des Gesichtes war oval, und trotz des Fehlens der Jochbeine und der Backenknochen sahen sie nicht häßlich aus.
    Rod störte, daß die Fremden völlig gleich groß waren und sich so sehr ähnelten, daß er sie bestimmt nicht würde auseinanderhalten können.
    Je länger er sie musterte, desto mehr gestand er sich ein, daß sie nichts von Ungeheuern an sich hatten. Er vergaß den Schreck, den er angesichts der Greifzangen bekommen hatte. Die Gesichter der Fremden waren so ebenmäßig, daß sie schön wirkten, aber es war eine kalte und für die Blicke des Menschen nichtssagende Schönheit. 
    Mit langsamer Bewegung hob einer der vier Fremden die Hand und legte sie an die Trennscheibe.
    Rod sah, daß die Hand drei Finger hatte und daß auch ihre Haut mattsilbern schimmerte. Der Arm war für menschliche Begriffe übermäßig lang und dünn. Selbst unter dem Stoff der Kombination ließ sich das nicht verbergen.
    Rod ging einige Schritte auf die Wand zu, und es verdroß ihn, daß er den Gesichtern der Fremden keinerlei Regungen ansehen konnte. Auch die schmalen Münder schienen sich nicht zu bewegen. Dabei war er überzeugt, daß sie ihre Gedanken austauschten, denn zweifellos waren sie nicht weniger erregt als er. Mochte der Teufel wissen, wie sie sich verständigten.
    Was sollte er in dieser grotesken Situation tun? Irgendwie mußte er mit diesen Statuen Kontakt bekommen, ihnen klarmachen, daß sie nicht einfach auf der Erde landen konnten wie Ausflügler, die sich umsehen, ein paar Steine sammeln und wieder verschwinden. Schließlich hatte jedes Ding zwei Seiten. Auch die Menschen wollten von den Fremden profitieren, und wie es schien, waren die Voraussetzungen dafür durchaus gegeben. Die Technik der Besucher schien denen der Menschen bei weitem überlegen zu sein. Sollte das etwa der Grund für die Zurückhaltung der Fremden sein? Rod glaubte plötzlich zu begreifen, warum diese schlanken Wesen sie anstarrten, ohne die geringste Bewegung zu zeigen.
    Vielleicht glaubten sie, die Menschen stünden sehr tief unter ihnen, und hatten nur rein biologisches Interesse an ihnen wie Besucher in einem riesigen Zoo. Das wäre zwar entsetzlich, aber durchaus möglich, denn mit einem gleichberechtigten Partner sucht man Kontakt, ehe man ihm einen Besuch abstattet.
    Nun, man wurde ihnen beibringen müssen, daß auch auf der Erde intelligente Lebewesen dabei waren, sich eine ideale Lebensgrundlage zu schaffen, und daß sie auf diesem Weg durchaus nicht mehr am Anfang standen.
    Rod blickte sich nach Carrington um, der noch immer an der Wand lehnte. Es wurde Zeit, daß er wieder auf die Beine kam. Schließlich war es Carringtons Sache, mit diesen Wesen auf irgendeine Weise ins Gespräch zu kommen. Man hatte nun mal Polizei zu diesem Zweck eingesetzt. Ob das gut war, würde sich herausstellen.
    Unvermittelt wandte er sich wieder den Fremden zu. Das Schweigen ging ihm auf die Nerven. Er hatte keine Lust, sich anstarren zu lassen wie ein Tier im Zoo.
    »Ich bin Rodney Mahoney, und das ist Buster Carrington!« rief er und wurde sich gleichzeitig bewußt, daß es Blödsinn war, sich mit Namen vorzustellen. »Wir sind Menschen wie ihr!« setzte er leiser hinzu, unsicher, ob es richtig sei, auf diese Art und Weise ein Gespräch zu versuchen.
    Die Fremden waren zusammengezuckt, sie hatten ihn aber auf alle Fälle gehört. Er sah hinter der Glaswand eine Bewegung, aber er glaubte nicht daran, daß sie ihn verstanden hatten. Woher sollten sie seine Sprache kennen, woher überhaupt seine Gedanken begreifen?
    Die Fremden schienen wieder zu lauschen.
    Resigniert wandte sich Rod an Carrington. »Sie verstehen mich nicht«, sagte er. »Wie sollten sie auch?«
    Carrington richtete sich stöhnend auf. Mit Rodneys Unterstützung konnte er sich endlich auf den Beinen halten.
    Plötzlich war eine leise Stimme in der Kammer: »Wir verstehen euch. Bitte wiederholt, was ihr als erstes mitgeteilt habt. Es war zu laut für unsere Geräte.«
    Sie horchten dem Klingen der fremden Stimme nach, die die Worte sehr genau akzentuierte. Das einzig Ungewöhnliche war, daß sie

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