Am Samstag kam das Sams zurück
ein Mann stand im Türrahmen, stemmte die Hände in die Hüften und rief: »Können Sie mir vielleicht erklären, was Sie hier oben suchen?!«
»Eine Maschine«, sagte Herr Taschenbier. »Wer sind Sie überhaupt?«
»Ich? Ich bin Herr Lürcher. Aber wer sind Sie?«, rief der Mann. »Und wie kommen Sie hierher?«
»Ach, ich verstehe«, sagte Herr Taschenbier lächelnd. »Sie haben uns nicht heraufkommen hören, weil Sie sich gerade mit Frau Rotkohl unterhielten und da ...«
Herr Lürcher unterbrach ihn ärgerlich. »Hören Sie auf mit dem Geschwafel! Erklären Sie mir endlich, was Sie hier in meinem Haus wollen, sonst hole ich die Polizei!«, rief er.
»Wieso in Ihrem Haus?«, fragte Herr Taschenbier. Dann ging ein Leuchten über sein Gesicht. »Ach, endlich verstehe ich!«, rief er. »Ich Esel! Ich meine natürlich: ich Trottel! Jetzt wird mir alles klar: Frau Rotkohl hat heimlich geheiratet. Warum hat sie mir denn nichts gesagt? Und Sie sind dann also Herr Rotkohl, gewissermaßen. Ich meine, ihr Mann, und deshalb gehört das Haus jetzt auch Ihnen. Deshalb können Sie auch sagen ›mein Haus‹. Na, dann herzlichen Glückwunsch!«
Er ging mit ausgestreckter Hand auf Herrn Lürcher zu, um ihm zu gratulieren. Der wich erschrocken zurück, knallte Herrn Taschenbier die Tür vor der Nase zu und schloss von außen zweimal ab. Gleich darauf hörten sie ihn eilig die Treppe hinunterpoltern.
»Einen merkwürdigen Herrn hat Frau Rotkohl da ausgewählt, ich hätte ihr einen besseren Geschmack zugetraut«, stellte Herr Taschenbier fest. »Was machen wir nur? Wir können doch nicht aus dem Fenster steigen, oder?« Er ging zum Fenster und schaute nach unten.
»Was ist denn das?«, rief er bestürzt. »Wo sind wir denn hier? Da unten fährt ja die Straßenbahn. Wie sind gar nicht in Frau Rotkohls Haus. Wo sind wir nur?«
»Wir sind auf einem Speicher, wie du es dir gewünscht hast, Papa«, sagte das Sams. »Es ist sogar ein ganz besonders schöner und großer.«
»Ich wollte doch auf unserem Speicher stehen. In Frau Rotkohls Haus. Das war doch klar«, sagte Herr Taschenbier.
»Aber Papa, ich habe dir doch schon zwei Mal gesagt, dass du viel, viel genauer wünschen musst. Es kommt beim Wünschen überhaupt nicht darauf an, was man sich dabei denkt , sondern nur auf das, was man ausspricht . Und du hast nicht gesagt: ›Auf dem Speicher von Frau Rotkohls Haus.‹ Das musst du zugeben!«
»Was machen wir jetzt? Ich glaube, da hilft nur wegwünschen«, sagte Herr Taschenbier. »Sowieso höchste Zeit. Ich höre schon jemanden kommen!«
Herr Lürcher kam mit zwei Polizisten die Treppe hoch.
»Aber Vorsicht, es sind zwei merkwürdige Typen, ganz sonderbar«, erklärte er ihnen, während sie hochstiegen.
»Der Kleine hat einen Gummianzug an. Der Große redet immer nur wirres Zeug. Er will mich mit einem Rotkohl verheiraten, glaube ich.«
Die Polizisten schauten ihn zweifelnd von der Seite an. »Da oben sollen die beiden sein?«, fragte der eine. »Und Sie haben sie nicht raufgehen sehen? War denn die Haustür offen?«
»Aber nein«, sagte Herr Lürcher. »Sie war zu. Sonst könnte ja jeder hier hereinspazieren.«
»Irgendwie müssen die beiden doch hereingekommen sein. Oder?«, fragte der andere Beamte.
»Das ist ja jetzt nicht so wichtig«, wehrte Herr Lürcher unwillig ab. »Der Große sucht da oben jedenfalls seine Maschine. Sie werden es ja gleich sehen.«
Sie waren vor der Tür angelangt.
»Lassen Sie mich mal!«, sagte der Polizist, schob sich vor, drehte leise den Schlüssel und öffnete die Tür mit einem Ruck. »Leer!«, sagte er. »Da ist niemand!«
Herr Lürcher streckte seinen Kopf vor. Der Speicher war leer, bis auf ein paar verstaubte Einmachgläser, die in einem ausgedienten Küchenregal standen.
Er drehte sich verblüfft zu den beiden Polizisten um und fragte: »Wieso ist da niemand?«
»Das möchten wir Sie fragen«, sagte der andere Polizist. »Sie holen uns drüben vom Revier, zerren uns hier hinauf, um uns angeblich zwei Typen im Gummianzug zu zeigen ...«
»Einer. Nur einer hatte einen Gummianzug an!«, verbesserte Herr Lürcher.
»Ruhig jetzt!«, unterbrach ihn der erste Polizist. »Wissen Sie, was ich glaube: Sie wollen sich über uns lustig machen! Es macht wohl Spaß, zwei Polizisten fünf Treppen hochzujagen!«
»Drei Treppen«, verbesserte Herr Lürcher.
»Ich habe keine Lust, mich mit Ihnen über Treppen zu streiten! Sie hören noch von uns! Das wird Sie einiges kosten. Es ist
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