Am schönsten Arsch der Welt: Bekenntnisse eines Neuseelandreisenden (German Edition)
LED-Anzeige zu sehen und würde sich quasi durchs Bild scrollen.
Das war Tommys Idee …
So wird’s gemacht, und der Dreh bereitet unglaublich viel Spaß. Also dem Team. Denn während ich die ganze Zeit Handtücher hinlege, aufsammle und woanders wieder hinlege, darf natürlich niemand durchs Bild laufen, keiner darf mich bespaßen, mir Getränke reichen oder gar amüsanten Smalltalk mit mir führen.
Es wird aber telefoniert, getrunken, gespaßt, und das heitere Treiben spielt sich nur wenige Meter von mir ab. Und ich? Japse beim Handtücherlegen.
Mit Alex, meinem kongenialen Kameramann, habe ich zuvor überlegt, wie lange ich für die Aktion brauchen würde. Er tippte auf 15 Minuten, ich dachte weniger, sagte aber aus Höflichkeit 20. Nach 30 Minuten schwitze ich so sehr, dass die Handtücher das Wasser nicht mehr aufzunehmen vermögen, welches aus meinem Körper fließt. Meine kuschelige Softshell-Jacke kann ich natürlich nicht ausziehen, denn ich habe sie schon am Anfang des Drehs getragen. Deswegen würde ich nun eigentlich gerne noch einmal ohne Jacke von vorn anfangen, was aber nicht geht, und so treibe ich meine Körpertemperatur unerbittlich weiter an den Siedepunkt heran. Und bin gerade mal beim Buchstaben »C«, es fehlt also noch das halbe Wort! Als ich endlich fertig bin, lasse ich mich einfach in den Sand fallen. Alex, der ein Freund von Bildern völlig fertiger Menschen ist, fängt meinen Zusammenbruch mit seinem Okular ein. Als er es mir im Display zeigt, muss ich zugeben, dass es gigantisch aussieht, wie ich aus dem Bild kippe und dabei den Blick freigebe auf das weite Meer und den strahlend blauen Himmel. Vielleicht nehmen wir das als Ende unseres Beweis-Videos?
Ich schiebe diesen Gedanken weg, schäle mich aus der Jacke und ruhe aus.
Da höre ich ein Wupwupwupwupwup. Stimmt, den hatte ich ganz vergessen. Für den Dreh war ein Hubschrauber gebucht worden, der es uns ermöglichen sollte, ein paar beeindruckende Aufnahmen aus der Luft zu machen.
Während ich mich langsam erhebe, setzt der Helikopter auf dem Sand auf.
Tommy nickt mir mit einem trockenen »bernhard noch mal da hinten« zu.
Mein Blick wandert von Tommy zu den Handtüchern, von den Handtüchern zum Team.
Tommy errät meine Gedanken. »du musst die handtücher alleine tragen«, sagt er. »es dürfen keine Fußspuren zu sehen sein«
Ich hebe die Handtücher auf.
»bernhard jacke«
So scheucht mich Tommy 500 Meter den Strand hinauf, damit weder der Rest des Teams noch die Spuren des ersten Drehs im Bild zu sehen sind, wenn wir nun noch ein paar schöne Luftaufnahmen machen.
Und obwohl ich Strand ja eigentlich nur semiunterhaltsam finde, ist dieser kleine Spaziergang irgendwie schön. Der Wind im Gesicht. Das Geräusch der sich brechenden Wellen im Ohr. Sand in den Socken. Das hat man in den Bergen einfach nicht.
Alex setzt sich derweil in die Maschine, die sich sodann in die Lüfte erhebt. Tommy bleibt am Boden und macht ein paar Making-of-Aufnahmen.
Mir geht durch den Kopf, dass die Bilder bestimmt unglaublich aussehen. Der Strand, das Wasser, die grüne Landschaft und dann die weißen Buchstaben auf dem Boden. Wahrscheinlich täuscht das elegant darüber hinweg, dass es für mich beim Drehen windig und anstrengend war. Einmal zerschießt mir der Hubschrauberpilot mein ganzes Tuchdesign, als er mit den Rotorblättern ungünstige Winde erzeugt. Aber das Team hat es auch nicht leicht: Die müssen ihre flache Hand über die offenen Cola-Dosen halten.
Während die Luftzirkulationen mir feinste Sandkörner in die letzten unbefleckten Teile meines Körpers wehen, schwöre ich mir: Wenn ich gleich wieder im Hotel bin, bewege ich mich keinen Meter mehr nach draußen. Und das Erste, was ich tun werde, ist duschen. Im Handstand, damit Wasser wirklich jede Körperöffnung reinigen kann.
Doch aus dem Plan, es sich gemütlich zu machen, wird nichts. Zurück im Hotel entscheiden Werbeagentur und Kunde, doch noch einmal hinauszugehen und Stimmungsbilder von mir aufzuzeichnen. Die gehören zwar inhaltlich nicht mehr zur Tagesaufga… Tageswollung, aber zeigen weitere Eindrücke der Gegend und können in späteren Zusammenschnitten verwendet werden.
Ich denke zunächst einmal aus voller Überzeugung: schade.
Da trifft man eine Entscheidung, und dann werfen andere sie um. Aber ich habe mich für diese moderne Form der Leibeigenschaft entschieden und füge mich gern.
Dass sich das so gestalten würde, war mir bereits klar, als wir in
Weitere Kostenlose Bücher