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Am schönsten Arsch der Welt: Bekenntnisse eines Neuseelandreisenden (German Edition)

Am schönsten Arsch der Welt: Bekenntnisse eines Neuseelandreisenden (German Edition)

Titel: Am schönsten Arsch der Welt: Bekenntnisse eines Neuseelandreisenden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hoecker
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fahren wir erst einmal weit aufs Meer hinaus. Als Fachmann weiß ich natürlich, dass diese Tiere dazu neigen, um die 350 Meter tief zu tauchen und dort dann Happahappa zu machen. Das ein oder andere Exemplar geht überdies auf Feinkostfang und taucht dafür ganze 1000 Meter tief. Und es gibt sogar Anzeichen, dass der oder die eine oder andere einem besonderen Häppchen schon mal in 3000 Meter Meerestiefe gefolgt ist. Somit bietet sich der seichte Strandbereich leider nicht zum Beobachten an.
    … bis auf die seltenen Gelegenheiten, wenn sich eines dieser Tiere selbst an den Strand begibt. Das geht dann allerdings für den Fisch nicht sonderlich gut aus. Der Druck des eigenen Gewichts zwingt seine Organe, die Funktion zügig einzustellen. Er stirbt.
    Hm … lieber Tobi, der Wal – ein »Fisch«? Es fällt mir schwer zu glauben, dass dir dieser Lapsus wirklich unterlaufen sein soll. Ich vermute mal, du hast dieses Wort mit Absicht hierhin geschmuggelt und hoffst, ich falle erst darauf herein und dann über dich her. Zerpflücke dich wegen deiner vorgeblichen Unwissenheit, stelle dich wegen des leichtsinnigen Gebrauchs dieses Wortes bloß. Ich beschließe hiermit, es einfach zu übergehen, nicht weiter zu vertiefen, sondern einfach hinzunehmen.
    Nur: Ich kann nicht. Wale als Fisch zu bezeichnen, ist die sicherste Art und Weise, einen Besserwisser im Frühstadium zu erkennen. Es beginnt mit einem Verengen der Augen zu Schlitzen, dann wirft die Stirn Falten, und zu guter Letzt bewegt sich der Kopf leicht zurück. Er nimmt quasi Anlauf, bevor der Besserwisser mit Worten zuschlägt: DER WAL IST KEIN FISCH, ER IST EIN SÄUGETIER, HAT KEINE SCHUPPEN, SONDERN SOGAR MANCHMAL HAARE, UND IST LUNGENATMER! MAN ERKENNT DAS VOR ALLEM AN DER SCHWANZFLOSSE, DIE NATÜRLICH FLUKE HEISST UND QUER, NICHT HOCHKANT, VERLÄUFT …
    Jetzt geht’s mir besser…
    »Fisch«
    sollte ein Witz sein …
    SCHON WIEDER DIESES WORT
»FISCH«, ICH HABE EBEN ERST
… Ach so, ein Witz.
    Um mal zum Wesentlichen zurückzukehren: Infolge seines Todes fängt ein gestrandetes Wal-Tier nicht nur ungeheuerlich an zu müffeln, sondern es besteht akute Explosionsgefahr! Zugegeben passiert das nicht besonders häufig, aber das letzte Ereignis dieser Art ist noch nicht allzu lange her: Am 26. Januar 2004 flog ein Pottwal in Taiwan vor den Augen Hunderter Schaulustiger beim Abtransport ohne weitere Zugabe von Sprengmitteln in die Luft. Ich verzichte an dieser Stelle darauf, einen Bildbeweis zu recherchieren. Zuschauer, die sich urplötzlich in 50 Tonnen angefaultem Walfleisch wiederfinden … Iiih, bäh.
    Befinden sich die Tiere allerdings in ihrem bevorzugten Element, gehören sie nicht nur an der Wasseroberfläche zu den faszinierendsten Lebewesen. Vor allem, weil sie sich selbst in unserer von wissenschaftlicher Erkenntnis geprägten Zeit noch viele Geheimnisse bewahrt haben. Als Jäger legen sie sich gern auch mal mit einem Riesenkalmar an. Dieser findet sich zwar regelmäßig in den Mägen von Pottwalen, zeigt sich den Forschern unter Wasser aber selten bis gar nicht. Wie sie es mit ihrem relativ kleinen Kiefer und dem gigantischen Körper schaffen, solche Tiere zu erlegen, bleibt vorerst ein Rätsel. Der Darm eines ausgewachsenen Exemplars kann übrigens eine Länge von 250 Metern erreichen. Unvorstellbar, was da los ist, wenn auf dem Speiseplan des Vorabends Linseneintopf stand.
    Als kleines Bonbon wird der Katamaran, mit dem wir uns zum Walbeobachten aufs Meer wagen, bereits wenige Minuten nach Verlassen des Hafens gestoppt, und wir beobachten einen Albatros. Einen Riesenalbatros. Und alleine das ist den Ausflug schon wert, weil mir so ein Tier eigentlich nur aus Dokumentationen bekannt ist, die ich mir dauernd ansehe. Bisher hatte ich so einen Vogel noch nie direkt im Blickfeld.
    Haben die da in deinen Dokumentationen eigentlich auch erzählt, dass die Maoris Knochen der Albatros-Schwingen nicht nur für den Bau ihrer Tätowiergeräte, sondern auch dazu verwendet haben, um daraus Flöten zu bauen? Die Ka¯auau ist so ein Gerät. Sie ist bis zu 20 Zentimeter lang und mit drei bis sechs Grifflöchern versehen. Angeblasen wird dieses Aerophon über eine scharfe Kante. Findest du das interessant? Ich tippe, dass 99,4 Prozent der Leser diese Information für vollkommen überflüssig halten. Wäre sicher anders, wenn ich ausführlich davon berichtet hätte, dass die Maori solche Flöten auch aus den Knochen ihrer Feinde gebastelt haben …
    Lange verweilen wir

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