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Am Strand des Todes

Am Strand des Todes

Titel: Am Strand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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ob nichts geschehen wäre. Sie sprachen nicht mit
ihr, sie verloren auch untereinander kein Wort, sie stellten
keine Fragen, sie schienen nicht einmal überrascht. Es war fast,
als ob sie es erwartet hätten.«
»Wie bitte?« fragte Elaine ausdruckslos.
»Die Fischer. Sie zeigten keinerlei Reaktion auf den Tod
dieses Mannes. Es war, als ob sie schon lange darauf gewartet
hätten und die ganze Sache überhaupt nichts mit ihnen zu tun
hätte. Was ihm passierte, kann doch jedem von ihnen jeden
Tag passieren.«
Elaine blickte den Gatten aufmerksam an. Sie wußte, was
kommen würde; und sie wollte es vermeiden.
»Laß uns weiterfahren, Brad«, sagte sie, »bitte. Ich mag
dieses Clark’s Harbor nicht.« Aber es war zu spät, und sie
wußte es.
»Es ist faszinierend«, fuhr Brad fort, ohne auf sie zu achten.
»Diese Leute reagierten nicht wie normale Menschen, nicht die
Spur.« Er griff nach Elaines Hand und drückte sie.
»Komm«, sagte er, »laß uns dieses Gasthaus suchen.«
»Wir bleiben?« fragte Elaine.
»Natürlich«, grinste Brad, »was sonst?«
Elaine fühlte, wie sich ihr Magen vor Angst zusammenzog.
Sie sagte sich, daß es keinerlei Grund dafür gab. Aber tief in
ihrem Innern wußte sie es anders. Vernünftig oder nicht. Weit
draußen, hinter dem Horizont, braute sich ein neuer Sturm
zusammen.
3
    Die strahlend weiß gestrichene viktorianische Fassade mit dem
himmelblauen Rand aufs Meer gerichtet, hockte die Harbor Inn
fast herausfordernd in der Mitte ihres sauber geschnittenen
Rasens. Aus einem Zimmer im zweiten Stock starrte auch
Elaine Randall aufs Wasser hinaus und lauschte auf das Pfeifen
des Windes, der sich in den Giebelvorsprüngen des alten
Gebäudes verfing. In der kleinen Bucht tanzten die gegen den
heraufziehenden Sturm gesicherten Boote auf den
unregelmäßigen Wellen. Als der Regen gegen das Fenster zu
prasseln begann, wandte sie sich an ihren Gatten.
    »Ich denke, für eine Nacht wird es gehen«, meinte sie mit
einem kritischen Blick über das Zimmer. Brad setzte ein
entwaffnendes Lächeln auf.
    »Dir gefällt es doch hier, du willst es bloß nicht zugeben«,
neckte er sie. »Wäre die Sache mit dem Ertrunkenen nicht
gewesen, wärst du glücklich wie ein Schneekönig hier.«
    Elaine ließ sich in den mit einem Schonbezug versehenen
Ohrensessel fallen und versuchte ihre Gefühle zu analysieren.
Brad hatte recht: Wären sie nicht unten am Kai gewesen, als
man den Toten hereinbrachte, würde sie jetzt von ihrem
gemütlichen Zimmer und der netten kleinen Stadt schwärmen
und überhaupt nichts dagegen haben, das nächste Jahr hier zu
verbringen. Der tote Fischer aber machte es ihr unmöglich, der
neuen Umgebung gerecht zu werden. Mürrisch musterte sie die
antike Einrichtung dieses Zimmers in dem ebenso antiken
Gasthaus. »Alles ziemlich runtergekommen«, meinte sie
anklagend.
»Das ist es ganz und gar nicht«, konterte Brad. »Den
    Umständen entsprechend ist alles recht ordentlich.«
»Wenn man so etwas mag.«
»Was du tust«, meinte Brad mit Nachdruck. »Schau dir nur
    diesen Waschtisch an. Nicht ein Kratzer im Marmor, und wenn
das Eichenholz hier nicht handpoliert ist, esse ich’s zum
Dinner.«
    Elaine warf einen kritischen Blick auf den Waschtisch und
mußte zugeben, daß Brad recht hatte – er war wirklich alt und
in jeder Hinsicht makellos. Sie versuchte, ihre Antipathien
unter Kontrolle zu bringen und das Zimmer wirklich
vorurteilsfrei anzusehen. Ja, es hatte Charme. Keine Spur von
der üblichen Hoteleinrichtung; es wirkte wie das gemütliche
Schlafzimmer einer Privatwohnung. Auf dem Doppelbett lag
eine offensichtlich handgefertigte Steppdecke, und die gesamte
Einrichtung war aus robuster Eiche. Keinerlei Schnickschnack,
sondern alles freundlich und zweckmäßig.
    »Also gut«, lenkte Elaine ein, »es ist hübsch und genau das,
was ich mag. Ich wünschte mir nur, es wäre nicht ausgerechnet
in Clark’s Harbor.«
    »Aber wenn es nicht in Clark’s Harbor wäre, würde es
überhaupt nicht existieren, nicht wahr?« mokierte sich Brad.
»Mit diesen philosophischen Spitzfindigkeiten fängst du
mich nicht. Im übrigen weißt du genau, was ich meine, du
willst mich nur auf den Arm nehmen.«
»Ich?« fragte Brad mit gespielter Unschuld. »Würde ich so
was je tun?«
»Ja, du würdest«, erwiderte Elaine und versuchte ernst zu
bleiben. »Aber ich fall’ nicht drauf rein, sonst könnte es sein,
daß du mich in einer Minute so weit hast, daß ich dich auf den
Knien bitte, wenigstens ein paar

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