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Am Strand des Todes

Am Strand des Todes

Titel: Am Strand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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nicht,
wie.
Die Palmers waren jetzt seit fünf Monaten in Clark’s Harbor,
fünf schwere Monate. Zuerst hatten sich Glen und Rebecca
damit getröstet, daß die von dem Städtchen und seinen
Bewohnern ausgehende Kälte eine ganz natürliche Sache sei
und sich mit der Zeit legen würde. Aber Clark’s Harbor blieb
kalt und abweisend, und sie hatten mehr als einmal überlegt, es
wieder zu verlassen. Wenn da nicht Robby gewesen wäre.
Robby war noch nie ein einfaches Kind. Seit er ein Jahr alt
war, hatten Glen und Rebecca erkennen müssen, daß er
›anders‹ war. Aber erst während der vergangenen drei Jahre
begannen sie zu verstehen, daß er nicht nur ›anders‹,
schwieriger und in gewissem Sinn frühreif war, sondern krank.
Und je älter er wurde, desto schwieriger wurde es mit ihm.
Robbys Hyperkinese zerstörte mit unmerklicher Heimtücke
jeden einzelnen von ihnen. Glen wurde immer unfähiger zu
arbeiten, sich zu konzentrieren, kreativ zu sein.
Und Rebecca war fast ausschließlich mit der ›Pflege‹
Robbys beschäftigt; von einer normalen Erziehung wagte sie
schon bald nicht mehr zu sprechen. Dauernd mußte sie hinter
ihm her sein, saubermachen, aufräumen, reparieren. Nur selten
gelang es ihr, seine nächste Aktion vorherzuahnen und zu
verhindern. Von Jahr zu Jahr wurde Rebecca müder, gereizter,
verzweifelter.
Nur Missy schien von dem allem nicht betroffen zu sein. Sie
war zwei Jahre jünger als ihr Bruder, ein ruhiges und heiteres
Geschöpf. Früh schon hatte sie gelernt, auf sich selbst
aufzupassen; irgendwie schien sie begriffen zu haben, daß ihr
Bruder bestimmte Bedürfnisse hatte, die ihr abgingen.
Und dann waren sie nach Clark’s Harbor gekommen.
Als Glen vorschlug, gemeinsam Urlaub zu machen, hatte
Rebecca sich zunächst widersetzt, da sie sich keine Erholung,
sondern eher noch größere Schwierigkeiten davon versprach –
Robby, der dauernd sprach, ständig in Bewegung war, auf
seiner Schwester herumhackte, nach irgend etwas verlangte
und plötzlich gewalttätig wurde. Aber Glen hatte sich
durchgesetzt. Sie hatten Seattle hinter sich gelassen und waren
auf die Halbinsel gefahren, um am Strand zu campen. Dabei
waren sie auf die Sod Beach nördlich von Clark’s Harbor
gestoßen, wo sie ihr Zelt aufschlugen.
Und hier war das ›Wunder‹ geschehen.
Zuerst hatten sie es gar nicht bemerkt, Missy mußte sie
darauf aufmerksam machen. »Mit Robby stimmt irgendwas
nicht«, sagte sie eines Nachmittags.
Rebecca ließ die Jeans fallen, die sie gerade schrubbte und
rannte zum Strand. Robby spielte nahe der Wasserlinie. Ruhig
und konzentriert baute er eine Sandburg, klopfte die Mauern
und Brüstungen zurecht, hob Gräben aus und konstruierte
Abwassersysteme gegen die zu erwartende Flut. Rebecca hatte
ihm überrascht eine Zeitlang zugeschaut, bevor sie Glen rief.
»Schau dir das an«, empfing sie ihn.
»Und?« meinte Glen, »was ist so besonderes an einem Kind,
das eine Sandburg baut?«
»Aber es ist Robby«, sagte Rebecca leise, »und er hat noch
nichts kaputt gemacht.«
Das stimmte. Irgend etwas schien Robbys hektische Unruhe
vertrieben zu haben. Sie warteten jeden Augenblick darauf, daß
er aufsprang, mit den Füßen das eben Gebaute zertrat und
schreiend und weinend seine Frustrationen an seiner nächsten
Umgebung ausließ, wer oder was es auch sein mochte. Aber
nichts dergleichen geschah. Er arbeitete ruhig weiter, bis alles
zu seiner Zufriedenheit fertig war. Als er aufblickte und seine
Eltern sah, winkte er ihnen zu.
»Schaut, was ich gebaut habe«, rief er. Glen und Rebecca
mit Missy im Schlepptau inspizierten feierlich Robbys Werk,
unsicher, was sie davon halten sollten. Zu sehr waren sie es
gewöhnt, daß er irgend etwas anfing, sehr schnell die Geduld
verlor, es wieder zerstörte und sich hektisch an etwas Neues
machte. Aber jetzt standen sie vor einem über vier Meter
langen Gebilde geschickt angelegter Wälle und Gräben – eine
wahre Geduldsprobe.
»Er hat den ganzen Morgen daran gearbeitet«, sagte Missy
stolz.
»Die Flut wird alles wegspülen«, meinte Glen, aber nicht,
um die Arbeit herabzuwürdigen, sondern um das
Unvermeidliche weniger schmerzhaft zu machen.
»Das macht nichts«, erwiderte Robby, »dann bau’ ich eine
neue weiter oben.« Er nahm seine kleine Schwester bei der
Hand und spazierte mit ihr am Wasser entlang, wobei er seinen
Schritt sorgfältig Missys kürzeren Beinen anpaßte. Glen und
Rebecca schauten ihnen nach und fragten sich, was wohl
geschehen sein mochte. Sie waren

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