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Am Strand des Todes

Am Strand des Todes

Titel: Am Strand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Tränen nicht mehr länger zurückhalten
und stürzte hinüber in ihr winziges Schlafzimmer, wo sie sich
auf ihr Bett warf. Rebecca blickte hilflos zu Glen hinüber und
eilte ihr nach. Robby starrte angstvoll den Vater an. »Er kommt
doch zurück, nicht wahr?« fragte er kläglich.
»Natürlich tut er das, Robby, warum denn nicht?« Doch sein
Gefühl sagte Glen, daß dies gar nicht so natürlich war. Nach
dem Abendessen brachten sie die Kinder sofort zu Bett. Glen
legte Holz nach, während Rebecca ihn von der Seite
beobachtete. »Glen, was ist los?«
»Ich weiß nicht. Lauter Kleinigkeiten – der Wagen und die
Galerie und jetzt auch noch Snooker. Ich habe irgendwie das
Gefühl, daß Missy recht hat und er nicht mehr zurückkommt.«
»Sei doch nicht albern. Was sollte ihm denn geschehen sein?
Natürlich kommt er zurück.«
»Da ist noch etwas.«
Rebecca zuckte zusammen. Sein Blick sagte ihr, daß es sich
um etwas Bedeutendes handelte, und bestimmt nichts Gutes.
»Ich habe vorhin Miriam Shelling gesehen.«
Rebecca war erleichtert. »Ist sie noch einmal in die Galerie
gekommen?«
»Sie saß am Strand, als ich heimkam, saß auf dem Treibholz
und starrte aufs Meer hinaus.«
»Das tun doch viele«, meinte Rebecca, während sie in ihrem
Nähkorb nach einem Knopf suchte. »Ich tu’ das auch gern,
genau wie du. Das ist einer der Vorzüge, die man hier genießt.«
»Sie sagte, sie würde auf etwas warten
– es war
unheimlich…«
»Warten? Worauf?«
»Weiß ich nicht. Wahrscheinlich wußte sie’s auch selbst
nicht. Aber sie meinte, daß ein mächtiger Sturm aufziehe und
ermahnte mich, vorsichtig zu sein.«
»Ist doch vernünftig«, meinte Rebecca, »hat sie sonst noch
was gesagt?«
»Nein.« Glen verfiel in langes Schweigen; dann sagte er
abrupt: »Vielleicht sollten wir aufgeben.«
Rebecca legte ihre Arbeit weg und musterte ihren Mann.
»Jetzt sprichst du genau wie ich gestern. Aber du wirst drüber
hinwegkommen, nimm dir ein Beispiel an mir.« Sie lachte leise
auf. »Weißt du was? Während du dich heute in deine Trübsal
hineingesteigert hast, habe ich meine überwunden. Ich weiß
jetzt, daß ich gern hier bin. Ich lebe gern hier zwischen Wald
und Meer, ich liebe den Frieden und die Stille hier und ich bin
glücklich, daß es meinen Kindern hier so gut geht, vor allem
Robby. Am besten, du schüttelst also deine trüben Gedanken
jetzt ab, Liebster, denn ich bin fest entschlossen, gleichgültig
was noch kommen mag, hier durchzuhalten. Und du wirst
dasselbe tun!«
Glen Palmer warf seiner Frau einen Blick voller Liebe zu
und dankte insgeheim Gott für ihre Stärke. Solange ich sie an
meiner Seite habe, dachte er, kann mir nichts geschehen…
Er wußte nicht, was es war, aber plötzlich meinte er zu
wissen, daß sich dies schon bald ändern könnte. Rebecca
würde dann nicht mehr an seiner Seite sein; schon sehr bald.
Hastig stand er auf und kniete sich neben sie. Er umklammerte
sie mit beiden Armen und hatte Mühe, die Tränen
zurückzuhalten. Rebecca, die nichts von seinen Ängsten zu
ahnen schien, nähte ruhig weiter.
    Harney Whalen schaltete den Fernseher ein und ging dann zum
Fenster hinüber, bevor er sich wie üblich für die Neun-UhrNachrichten in seinen Sessel setzte. Sein Haus, in dem er
geboren und aufgewachsen war und in dem er zweifellos auch
einmal sterben würde, lag auf einem erhöhten Vorsprung, von
dem aus man einen wundervollen Blick auf Clark’s Harbor und
den Ozean hatte. Vom Fenster aus sah er die Lichter des
Städtchens rund um die Bucht unter dem sternlosen
Nachthimmel. Wolkenbänke schoben sich heran, und irgend
etwas in der Luft sagte ihm, daß ein neuer Sturm bevorstand.
Harney haßte die Stürme und fragte sich manchmal, warum er
eigentlich nicht von der Halbinsel fortzog. Aber hier war sein
Zuhause, und im Lauf der vielen Jahre hatte er gelernt, mit dem
Wetter zu leben. Er machte seine übliche Runde durchs Haus,
um sicherzustellen, daß alle Fenster fest geschlossen waren
gegen alles, was von der See her kommen mochte.
    Sein Großvater hatte das Haus gebaut – und er hatte es gut
gebaut. Seit mehr als einem Jahrhundert hatte es den
Nordoststürmen standgehalten; seine Fugen waren festgefügt
wie am ersten Tag, und seine Fundamente hatten sich um
keinen Millimeter gesenkt. Nur das Dach verlangte, wenn auch
selten, kleinere Reparaturen. Harney ging von Zimmer zu
Zimmer, wobei er die Möbelstücke nicht bewußt bemerkte,
sich aber durch ihre Gegenwart behaglich und geborgen fühlte.
Nie

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