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Am Strand des Todes

Am Strand des Todes

Titel: Am Strand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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ihnen nur aus einer Position der Stärke. Nun,
dieses Spiel beherrschte er auch. »Sie haben doch nichts
dagegen, wenn wir Platz nehmen«, sagte er sanft und setzte
sich, bevor Whalen reagieren konnte.
    Elaine schloß sich seiner Taktik an und nahm an seiner Seite
Platz.
Whalen starrte sie einige Momente an, als ob er überlegte,
wie er darauf reagieren sollte. Ganz offensichtlich war ihm der
Wind aus den Segeln genommen, was ihn ärgerte. »Und was
kann ich für Sie heute morgen tun?« fragte er dann, obwohl er
natürlich die Antwort darauf schon kannte.
»Man hat uns gesagt, Sie hätten ein Haus zu vermieten«,
sagte Brad und revanchierte sich für das ominöse ›man‹ des
Polizeichefs. Elaine warf ihm einen Blick zu, mit dem sie ihn
vor zuviel Ironie warnen wollte; das konnte ihnen bei diesem
Mann nur schaden.
»Hängt ganz davon ab«, erwiderte Whalen, »vielleicht
vermiet’ ich es, vielleicht auch nicht. Wäre vielleicht gut, wir
würden uns zuerst ein bißchen unterhalten.«
»Deshalb sind wir hier«, lächelte Brad ihn an, »uns gefällt
die Stadt.«
»Das kann ich gut verstehen«, erwiderte Whalen, »ich mag
Clark’s Harbor auch. Ich wurde hier geboren. Genau wie meine
Eltern; und meine Großeltern halfen beim Ausbau des Hafens,
als man sich hier noch hauptsächlich mit der Holzfällerei
beschäftigte. Ein wenig davon ist noch geblieben, aber die
großen Gesellschaften haben schon vor Jahren dichtgemacht.
Jetzt gibt es vor allem Fischerei. Fischen Sie auch?«
Brad schüttelte den Kopf.
»Schade«, meinte Whalen, »wenn Sie nicht fischen, gibt es
hier nicht viel für Sie. Sie wohnen in Seattle?« Er wechselte
abrupt das Thema.
»Seward Park«, erwiderte Elaine. Als sie sah, daß das ihrem
Gegenüber nichts sagte, erklärte sie: »Das ist am See, am
Südende.«
»Klingt hübsch«, meinte er distanziert. Dann verengten sich
seine Augen. »Warum wollen Sie dort weg?«
»Wollen wir doch gar nicht, nicht für immer. Ich hab’ da
schon seit einiger Zeit eine Idee für ein Buch, aber in Seattle
find’ ich einfach keine Zeit dafür. Sie wissen, wie das ist –
einmal dies, einmal das. Deshalb hab’ ich mir gesagt, daß ich
einfach für eine Weile aus der Stadt raus muß, falls es jemals
fertig werden soll.«
»Und warum Clark’s Harbor?« hakte Whalen nach. »Da gibt
es doch sehr viel bessere Orte für so etwas. Pacific Beach oder
Moclips oder droben vielleicht Port Townsend.«
Elaine warf ihm ein freundliches Lächeln zu, obwohl sie
diese ganze Fragerei nervte. Wenn er ein Haus zu vermieten
hat, warum dann das alles? Warum dieses Kreuzverhör? Hört
sich an, als ob er uns nicht hier haben will, genau wie dieser
Glind. Nicht erwünscht zu sein war für Elaine eine ganz neue
Erfahrung. Plötzlich war sie entschlossen – fast so entschlossen
wie Brad –, sich in Clark’s Harbor niederzulassen und die
Leute dazu zu zwingen, sie zu akzeptieren. Sie verbarg
sorgsam ihre Verärgerung und antwortete zuvorkommend.
»Aber das sind genau die Orte, die wir nicht mögen«,
erklärte sie, »was wir suchen, ist ein ruhiges Plätzchen, wo
Brad sich ganz auf seine Arbeit konzentrieren kann. Ich kenne
Pacific Beach nicht, aber in Port Townsend gibt es entschieden
zu viele Leute, die ihre ganze Zeit auf Partys verbringen, wo
sie dauernd von den Büchern reden, die sie schreiben wollen.
Genau das möchte Brad vermeiden und sein Buch wirklich
fertigstellen.«
»Nun, Sie scheinen genau zu wissen, was Sie wollen«,
meinte Harney, als sie schwieg. Er lächelte dünn. »Waren Sie
schon mal den Winter auf der Halbinsel?«
Die Randalls mußten verneinen.
»Es ist kalt hier«, erklärte Whalen nüchtern, »aber keine
angenehme Kälte wie im Landesinnern. Es ist eine feuchte
Kälte, die bis ins Blut zu dringen scheint. Und dauernd regnet
es – fast täglich. Man kann nicht viel tun hier im Winter, außer
am Strand Spazierengehen, aber auch das nicht lange. Viel zu
kalt. Bei uns gibt’s weder einen Golfplatz noch ein Kino, und
das Fernsehen sendet nur auf einem Kanal. Und auch das muß
ich Ihnen noch sagen: wir Harbor-Leute sind nicht besonders
freundlich. Das war schon immer so und wird wohl auch so
bleiben. Wir halten eng zusammen; die meisten von uns sind
irgendwie miteinander verwandt
– und Fremden gegenüber
halten wir uns zurück. Für uns ist jeder, der nicht hier geboren
ist, ein Fremder…«
»Soll das heißen, daß Sie uns nicht in Clark’s Harbor
wollen?« fragte Elaine.
»Unsinn – ich erklär’ Ihnen

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