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Am Strand des Todes

Am Strand des Todes

Titel: Am Strand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Lächeln.
Miriam starrte ihn eindringlich an, ohne seinen Gruß zu
erwidern. Glen wollte schon weitergehen, als sie erneut die
Hand hob und eine vage Geste machte.
»Sie haben mir nicht geglaubt, nicht wahr?«
Es klang wie eine Anklage. Glen wich aus. »Ich weiß nicht,
was Sie meinen.« Plötzlich war die unheimliche Starre aus
ihrem Blick gewichen, und sie war nur noch eine verzweifelte
ältere Frau.
»Heute«, erklärte sie, »als ich heute zu Ihnen in Ihre – wie
nennen Sie das…?«
»Galerie?«
Miriam nickte. »Die Galerie…«, wiederholte sie stumpf.
»Sie sollten mir aber glauben!«
Glen musterte aufmerksam ihr Gesicht; er versuchte sich
vorzustellen, was in ihr vorging. Sie schien jetzt sehr viel
beherrschter zu sein als heute morgen. Aber in diesen Fällen
wußte man nie genau, woran man war.
»Was tun Sie denn hier draußen?« fragte er.
»Warten.«
»Warten? Auf mich?«
»Vielleicht, ich weiß nicht. Ich warte eben. Es wird etwas
geschehen, und darauf warte ich.«
»Aber warum gerade hier?« wollte Glen wissen.
»Ich weiß nicht«, sagte Miriam bedächtig, »irgendwie schien
mir das der richtige Ort zu sein.« Plötzlich stand Angst in ihren
Augen, und sie blickte verzweifelt auf zu Glen. »Das ist doch
in Ordnung, nicht wahr? Sie haben nichts dagegen, wenn ich
hier warte?«
»Nein, natürlich nicht. Schließlich gehört mir der Strand
auch nicht. Aber es wird bald recht kalt werden.«
»Ein Sturm zieht auf«, sagte Miriam Shelling leise, »ein
gewaltiger Sturm. Aber das macht jetzt nichts mehr, er kann
Pete nichts mehr anhaben.«
»Aber was ist mit Ihnen?« fragte Glen besorgt. Vielleicht
sollte er sie zu sich nach Hause einladen? Aber dann dachte er
an die Kinder. Auf keinen Fall wollte er, daß Miriam Shelling
sie durch ihr unsinniges Geschwätz beunruhigte.
»Ich gehe bald nach Hause«, sagte sie, »wahrscheinlich kann
ich dort ebenso gut warten wie hier. Gehen Sie nur – ich
komm’ schon zurecht.«
Glen setzte seinen Weg fort, wandte sich aber noch einmal
um, als sie ihm nachrief: »Junger Mann? Sie werden doch
vorsichtig sein? Es wird ein gewaltiger Sturm!«
Glen lächelte ihr zu und winkte zum Abschied. »Ich werd’
schon aufpassen«, rief er zurück. Dann schritt er rasch auf die
Hütte zu. Erst als er sie fast erreicht hatte, drehte er sich noch
einmal um. Miriam Shelling war verschwunden. Irgendwie
fühlte er sich erleichtert, als ob er gerade noch einer Gefahr
entronnen wäre. Als er in die Hütte trat, zogen sich die letzten
Strahlen der Sonne vom Strand zurück.
»Ich hab’ dich gar nicht vorfahren hören«, begrüßte ihn
Rebecca.
»Ich bin auch nicht gefahren – ich ging zu Fuß.«
Rebecca dachte mit Schrecken an das magere Guthaben auf
ihrem Konto. »Was ist mit dem Wagen?« fragte sie ängstlich.
»Ich wollte, ich wüßte es. Er wollte nicht anspringen, und du
weißt ja, wie ich bei Autos bin. Zuerst wollte ich rüber zur Bill
Pruitt, aber dann fiel mir ein, daß er nach sechs das Doppelte
verlangt.«
Rebecca wollte noch etwas fragen, wurde aber durch die
hereinstürmenden Kinder daran gehindert. Missy wollte vom
Vater auf den Arm gehoben werden, und Robby bestürmte ihn:
»Schau mal, wie ich aussehe, schau doch mal!«
Glen hob seine Tochter hoch und sah sich dann seinen Sohn
an.
»Was ist denn mit dir los?« fragte er erschrocken, setzte die
Kleine wieder ab und ließ seine Augen fragend zu Rebecca
wandern.
»Er hat unsere Ehre verteidigt«, erklärte diese, doch Robby
unterbrach sie sofort.
»Ich hab’ mich geprügelt«, brach es aus ihm heraus, »vier
sind auf mich losgegangen, ich hab’ ein blaues Auge, aber ich
hab’ gewonnen. Hast du Snooker mitgebracht?«
Glen blickte hilfesuchend wieder zu Rebecca, die genauso
ratlos war wie er. »Nein, hab’ ich nicht«, sagte er, »er wird
wahrscheinlich auf einem Jagdausflug sein.«
»Er ist noch nie den ganzen Tag weggeblieben«,
widersprach Robby vorwurfsvoll.
»Vielleicht hat ihn plötzlich die Abenteuerlust gepackt, was
du ja eigentlich verstehen müßtest«, erwiderte Glen. »Aber er
kommt schon zurück, warten wir einfach bis morgen.«
»Er kommt nicht zurück«, sagte Missy leise und sah aus, als
ob sie in Tränen ausbrechen würde. »Er kommt nie mehr
zurück.«
»Wird er doch!« fuhr Robby sie an.
»Natürlich kommt er zurück, Missy«, mischte sich Rebecca
ein, »warum denn nicht?«
»Weiß ich nicht«, sagte Missy mit feucht schimmernden
Augen, »aber er kommt nicht zurück, und ich vermisse ihn
sehr.« Sie konnte die

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