Am Strand von Acapulco
Wie auch immer, heute Morgen habe ich schon versucht, dich zu erreichen. Aber es war niemand da und euer Anrufbeantworter nicht eingeschaltet. Da wollte ich dir eine Nachricht in den Briefkasten werfen, falls du nicht hier sein solltest."
„Heute Morgen bin ich in der Uni gewesen, und Mrs. Lawson hat ihren freien Tag.
Was wolltest du mich denn fragen?"
„Ob du heute Abend noch einmal mit mir Essen gehst?"
„Ich...Ich..."
„Ich weiß, das Ganze ist ziemlich kurzfristig, aber ... Eigent lich hatte ich überhaupt nicht die Absicht, dich wieder zu sehen."
Ruth schluckte. „Nein?"
Er schüttelte den Kopf. „Nach dem letzten Mal dachte ich, wir beide würden vielleicht doch nicht so gut miteinander auskommen. Natürlich war das Essen bei Marco schließlich noch ganz nett, aber ich habe gedacht, du spielst mir vielleicht nur etwas vor."
„Warum hätte ich das tun sollen?"
„Ich weiß auch nicht, auf jeden Fall hatte ich den Eindruck, dass du mehr von mir erwartest, als ich dir zu geben bereit bin."
„Und ..." Ruth bekam einen ganz trockenen Mund. „Warum bist du dann doch noch einmal vorbeigekommen?"
Er senkte den Kopf. „Ich schätze mal, das Gefühlsleben lässt sich nicht vom Kopf her steuern."
Jetzt war Ruth völlig verwirrt. „Was willst du denn damit sagen?"
Patrick sah auf. „Einfach nur, dass ich dich wieder sehen musste:"
„Aha!" Ruth atmete tief durch, während sich Patrick nervös durchs Haar fuhr.
„Natürlich brauchst du meine Einladung nicht anzunehmen, wahrscheinlich hast du ohnehin schon etwas anderes vor. Aber wie auch immer, ich würde gern mit dir essen gehen."
Ruth überlegte, wie sie Patricks doch etwas merkwürdiges Verhalten einordnen sollte.
Fühlte er sich jetzt zu ihr hingezogen oder nicht? Tatsächlich war sie an diesem Abend noch nicht anderweitig verabredet. Seit ihrer Rückkehr von Wiltshire hatte sie die meisten Einladungen abgelehnt, weil sie erst einmal die Sache mit Patrick verarbeiten musste. Jetzt war sie beinah darüber hinweg, und er tauchte wieder auf!
Als sich Ruth ihm schließlich erneut zuwandte, hatte sie sich zu einer Notlüge entschlossen. „Leider besuche ich heute Abend eine Freundin."
„Schade!"
Bei seinem enttäuschten Gesicht hätte Ruth ihre Worte am liebsten zurückgenommen.
Doch sie musste vernünftig sein.
Schließlich durfte man einem Mann nicht zeigen, dass er nur mit den Fingern zu schnipsen brauchte. „Aber..." Ruth zögerte. „Warum kommst du morgen Abend nicht zu uns zum Essen?"
Patrick runzelte die Stirn. „Hat dein Vater denn nichts dage gen?"
„Ach was, Dad freut sich immer über Besuch. Ich lade oft Freunde ein."
„In Ordnung, dann vielen Dank für die Einladung. Wann soll ich kommen?"
„Wenn du so um halb acht hier bist, können wir vor dem Essen noch einen Sherry trinken."
„Schön." Patrick knöpfte sich die Jacke zu. „Ich überlass dich jetzt mal wieder deiner Arbeit."
Ruth nickte und rang sich ein Lächeln ab. Am liebsten hätte sie ihm die Arme um den Nacken gelegt und ihn angefleht, doch zu bleiben. So etwas war ihr noch bei keinem Mann passiert.
Als Patrick gegangen war, hatte sie keine Lust mehr, ihren Schreibtisch aufzuräumen, stopfte alles wieder zurück und gönnte sich den Luxus, einfach nur an Patrick zu denken.
Beim Abendessen erzählte sie ihrem Vater von ihm und dass sie ihn für den kommenden Abend eingeladen habe.
„Ein Cousin von Julies Vater, sagst du? Dann ist er doch bestimmt älter als deine anderen Bekannten, oder?"
„Ja, etwa Mitte dreißig", antwortete Ruth betont locker. „Warum?"
„Ach, nur so."
Ruth senkte den Blick. „Falls du glauben solltest, er sei an mir interessiert, kann ich dich beruhigen. Wir sind einfach nur Freunde. Patrick hat etwas gegen gefühlsmäßige Bindungen."
Verwundert sah Joseph Farrell zu seiner Tochter. „Woher willst du das wissen? Ihr kennt euch doch erst seit kurzem."
„Weil er es mir gesagt hat."
Ihr Vater unterdrückte ein Lächeln. „Hört sich interessant an, der Junge. Ich freue mich schon darauf, ihn kennen zu lernen."
Für die Gelegenheit machte sich Ruth sehr sorgfältig zurecht, trug einen Catsuit, einen hautengen Einteiler, und ein seidenes Dreieckstuch im Carmenlook. Sie steckte sogar ihr Haar auf, zupfte nur an den Schläfen zwei Strähnen heraus, die sie leicht aufdrehte. Aber Patrick warf ihr beim Hereinkommen nur einen bewundernden Blick zu, so dass sie sich die Mühe hätte sparen können. Wenigstens kamen er und ihr
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