Am Strand von Acapulco
besser. Dieses Gefühl beflügelte sie den ganzen Tag über in der Uni. Ihre letzte Vorlesung endete um acht zehn Uhr dreißig, so dass sie sich gleich darauf auf den Weg nach Marylebone machte. Nur einmal kam ihr unterwegs der Gedanke, was sie wohl tun würde, falls Patrick eine andere Frau bei sich haben sollte. Aber, dachte sie dann, das kann ich immer noch entscheiden, wenn es tatsächlich so ist.
Wie immer um diese Uhrzeit herrschte reger Verkehr in der Londoner City. Doch Ruth gelang es, über einige Seitenstraßen verhältnismäßig zügig ans Ziel zu kommen, so dass sie um kurz nach sieben in die Marylebone Road einbog. Jetzt musste sie nur noch die Abzweigung finden, die in die Queen Mary's Gardens führte. Den Tag über hatte es geregnet, aber inzwischen herrschten wieder Minusgrade, und der Mini brach ein wenig aus, als Ruth den Blinker setzte.
Sie parkte den Wagen in einer kleinen Sackgasse und sah sich interessiert um.
Zwischen den Grünanlagen erhoben sich lediglich zwei Hochhäuser, und die Hausnummern waren schon von weitem zu erkennen. Sie freute sich, dass alles so gut geklappt hatte. Aber als sie sich der 123 näherte, bekam sie doch ein mulmiges Gefühl.
Was tat sie hier überhaupt? Einem Mann einen Be such abstatten, der sich von allein wahrscheinlich nicht mehr ge meldet hätte. Zur Not konnte sie immer noch sagen, sie habe eine Studienfreundin, die in der Nähe im Krankenhaus lag, besucht.
An der Haustür atmete Ruth noch einmal tief durch, bevor sie den Flur betrat. Anhand der Briefkästen ließ sich erkennen, dass Patrick im vierten Stock wohnte. Als sie aus dem Aufzug stieg, drückte sie die Schultern durch und ging langsam weiter. Dabei studierte sie die Namensschilder auf den Türen: Armstrong, Thatcher, Beverson ... Hardy. Da war es! Ohne sich Zeit zu lassen, noch einmal über ihr Tun nachzudenken, drückte sie auf den Klingelknopf. Es dauerte nicht lange, bis geöffnet wurde und Patrick groß und schlank auf der Schwelle stand. Sein Hemd war offen, und Ruth befürchtete schon, er hätte tatsächlich eine Frau im Apartment. Zumindest hatte er nicht mit Besuch gerechnet, und Ruth wusste erst gar nicht, was sie sagen sollte. Aber dann räusperte sie sich. „Hai...
Hallo."
Patrick fuhr sich nervös durchs Haar und fragte kopfschüt telnd: „Was machst du denn hier?"
„Willst du mich nicht hereinbitten?"
Er sah sich um, und Ruth machte sich auf ein Nein gefasst, aber dann trat er einen Schritt zur Seite, um sie vorbeizulassen. Zumindest hat er keinen weiblichen Besuch, dachte Ruth erleichtert, während Patrick ihr voran ins Wohnzimmer ging, das außerordentlich geschmackvoll eingerichtet war.
Als er sich das Hemd zuknöpfte, hätte Ruth am liebsten gesagt, er könne ihretwegen gern so bleiben. Stattdessen rang sie sich ein Lächeln ab und erklärte: „Mein Vater ist heute Morgen in die Staaten geflogen."
„Tatsächlich?" Patrick klang, als würde ihn das überhaupt nicht interessieren.
„Ja." Ruth hatte damit gerechnet, dass Patrick sich über ihr Dableiben freuen würde, und es fiel ihr schwer, ihre Enttäuschung zu verbergen. „Nettes Apartment! Da hast du ja richtig Glück ge..."
„Warum bist du hergekommen?"
„Ich dachte, du würdest dich vielleicht telefonisch bei mir melden, sobald du von Nordengland zurück bist, um festzustellen, ob ich hier geblieben bin."
„Warum hätte ich das tun sollen?"
Verwundert sah Ruth ihn an. Was sollte diese Fragerei? Und warum musste Patrick ihr das Gefühl vermitteln, als wäre sie ein Eindringling? Schließlich erklärte sie einfach:
„Weil du mich darum gebeten hast."
Er rieb sich den Nacken. „Sieh mal, Ruth, es tut mir Leid, wenn..."
„Oh, ich verstehe! Du brauchst nicht weiterzureden." Sie hatte genug gehört, machte auf dem Absatz kehrt und war schon fast am Ausgang, als Patrick sie bei den Schultern fasste und festhielt.
Er hatte Ruth einfach nur aufhalten wollen, um ihr die Sache zu erklären, aber nicht damit gerechnet, dass ihm dabei ihr Haar übers Gesicht streichen und sie sich ganz der Berührung mit ihm hingeben würde. Auch die Erregung, die das bei ihm nach sich zog, kam unverhofft, so dass er die Hände an ihren Schultern hinabgleiten ließ, zärtlich ihre Brüste umfasste und dann ihre Taille umschloss, bevor er sich stöhnend vorbeugte, um ihr einen Kuss auf den Nacken zu drücken.
Sofort drehte sie sich zu ihm um, damit er sie richtig küssen konnte. Normalerweise reichte ein Kuss nicht aus, um ihr
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