Am Tag, als die Liebe kam
in die Wohnung kam, zog sie als Erstes ihre Sandaletten aus und ging barfuß zum Kühlschrank, um sich eine Flasche Mineralwasser zu holen. Sie schenkte sich das Glas voll und presste es sich gegen die Stirn. Ihr war so heiß, als hätte sie Fieber.
Wenn das morgige Fest doch nur das erwünschte Resultat bringen würde! Sie wusste, dass Alex seine Großmutter über seine Heirat informiert, allerdings noch keine Stellungnahme erhalten hatte. War das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Sie wusste es nicht. Sie wusste nur, dass sie unbeschreiblich unglücklich war.
Louise stellte die Flasche zurück in den Kühlschrank und wollte ins Badezimmer gehen, um zu duschen, als es an der Tür klingelte. Das musste ihr Kleid sein!
Es war eine atemberaubende Kreation aus dunkelrotem Taft und für den Anlass geradezu geschaffen. Die trägerlose Korsage saß wie angegossen, der bodenlange Rock dagegen war stark gekraust. Der Schnitt unterstrich ihre schlanke Figur, und die Farbe schmeichelte ihrem Teint. In diesem Kleid fühlte sie sich wie eine Märchenprinzessin. Natürlich war sie nicht Alex’ Frau im eigentlichen Sinne, aber auf dem Ball sollte jeder denken, sie wäre es. Alex sollte stolz auf sie sein.
Erwartungsvoll öffnete sie die Tür, aber kein Bote mit einem Karton stand davor. Die Kehle war ihr wie zugeschnürt.
„Du?“ fragte Louise mühsam.
„Hallo, Louise.“ David Sanders klang befangen. „Schön, dich wiederzusehen.“
Sie schluckte. „Was willst du hier? Wie hast du mich gefunden?“
„Lily hatte Alex’ Adresse in ihrem Kalender stehen“, erklärte er. „Ich muss dich unbedingt sprechen. Darf ich reinkommen?“
Von der Situation überrumpelt, ließ sie ihn ein. Erst im Wohnzimmer wurde ihr klar, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Sie wollte David weder sehen noch sprechen und hätte es ihm gleich an der Tür sagen sollen.
David blickte sich bewundernd im Raum um. „Mein Kompliment, Louise! Du bist wirklich auf die Füße gefallen.“
Sein anmaßender Ton ärgerte sie. „Wäre es dir lieber gewesen, wenn ich – bitte entschuldige den Ausdruck – auf die Schnauze gefallen wäre?“
„Natürlich nicht.“ Seine Bewegungen waren fahrig, und David wirkte verunsichert. „Was für eine verfahrene Situation, Louise! Wie konnte ich nur so dumm sein und einen so tragischen Fehler machen!“
Das also war der Mann, den sie vor kurzem noch hatte heiraten wollen. Jetzt war ihr seine Gegenwart ausgenommen unangenehm! Louise schüttelte den Kopf. Es war kaum zu fassen.
„Ich bin beschäftigt und habe keine Zeit, David. Bitte fass dich kurz.“
„Ich möchte mich entschuldigen. Mit Lily durchzubrennen war die größte Fehlentscheidung meines Lebens. Bitte verzeih mir.“
Sie zuckte die Schultern. „Okay, wenn du Wert darauf legst, dann vergebe ich dir hiermit. Und jetzt geh bitte!“
„So können wir uns doch nicht trennen!“ David klang verzweifelt. „Sei ehrlich, Louise, du bist nicht glücklich mit diesem Typen – genauso wenig wie ich mit Lily! Zwischen uns ist es aus – beinah jedenfalls. Sie kann meine Mutter nicht ausstehen, und das, was ich verdiene, ist für sie ein Witz. Ich soll das Haus verkaufen und mit ihr nach London ziehen, damit sie wieder bei Trentham Osborne arbeiten kann.“
Er seufzte theatralisch. „Sie hat sich so verändert! Als wir uns kennen gelernt haben, war sie so süß, so anschmiegsam. Jetzt denkt sie nur noch ans Geld. Der Flirt mit Alex Fabian hat sie völlig verändert“, fügte er bitter hinzu.
Louise runzelte die Stirn. „Sie mochte ihn doch gar nicht! Mir hat sie erzählt, sie wollte ihn nicht heiraten, weil sie Angst vor ihm hätte.“
„Vielleicht ist sie inzwischen zu der Erkenntnis gekommen, dass sie lieber Angst hat als kein Geld.“ David zuckte die Schultern. „Vielleicht war sie auch nur eingeschnappt, weil dieser Mr. Fabian nicht nach ihrer Pfeife tanzen wollte. Wie dem auch sei, sie vermisst den Lebensstil, den er ihr geboten hat, und verachtet mich, weil ich mir diesen Luxus nicht leisten kann.“
„Ich verstehe Lily einfach nicht.“ Sie zog die Brauen zusammen. „Alex hat mich von Anfang an gewarnt und behauptet, ich würde mir ein falsches Bild von ihr machen.“
„Da stehst du nicht allein da.“ Düster blickte er vor sich hin. „Mein Leben ist die reinste Hölle, seit wir wieder zurück sind. Meine Mutter jammert mir die Ohren voll, und kaum einer meiner Freunde spricht noch mit mir.“
„Soll ich dich jetzt
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