Am Tag, als die Liebe kam
wie mit einem guten Freund, so klopfte ihr Herz doch aufgeregt. Sie hatte einen schrecklichen Tag hinter sich, weil sie ständig dasselbe Bild vor Augen gehabt hatte: Alex in den Armen einer verführerisch schönen Frau – Alex in den Armen von Lucinda Crosby.
Seine Verbindung zu der Frau eines Politikers, dem eine steile Karriere bevorstand, musste es auch sein, die die Reporter der Regenbogenpresse anzog wie das Licht die Motten. Erst kürzlich hatte sie einen Bericht über die Crosbys in einer Illustrierten gelesen. „Lucinda gibt mir die Kraft, die ich brauche“, hatte man Peter Crosby zitiert. Daneben war ein Bild gewesen – Peter und Lucinda, glücklich lächelnd und Arm in Arm im Garten ihres Landhauses, die Hunde daneben.
Louise seufzte leise, als sie Alex in die Küche folgte. So klug der Schachzug mit der Hochzeit auch gewesen sein mochte, der Skandal war vorprogrammiert, denn auf Dauer würde die Presse sich nicht auf die falsche Spur locken lassen. Aber sie, Louise, musste tun, als würde es sie nicht berühren. Schließlich hatte sie Alex gegenüber nachdrücklich behauptet, er könnte tun und lassen, was er wollte.
Sie durfte ihm nicht zeigen, wie es in ihr aussah, und musste Angst, Schmerz und Eifersucht hinter einer gleichgültigen Miene verbergen. Geistesabwesend suchte sie Zutaten für die Salatsoße aus den inzwischen gut bestückten Vorratsschränken zusammen und versuchte, ihren Gedanken eine andere Richtung zu geben.
„Kann ich dir helfen?“ Ihr fiel beinah das Senfglas aus der Hand, als Alex plötzlich hinter ihr stand.
„Nein, ich habe alles unter Kontrolle“, log sie. „Andie hat sogar an junge Kartoffeln als Beilage und eine Zitronencreme als Dessert gedacht.“
Er lehnte sich gegen den Kühlschrank. „Darf ich dir zusehen und mit dir reden, oder macht es dich nervös?“
Alles an dir macht mich nervös, dachte sie. Ich sehne mich nach dir, selbst wenn du wie heute unrasiert und verkatert nach Hause kommst – geradewegs aus dem Bett einer anderen Frau. Ich liebe die Art, wie dir das Haar in die Stirn fällt, dein Gesicht, deine Hände, deine Bewegungen, deine Augen und deinen Mund …
„Rede nur, es macht mir nichts“, antwortete sie tapfer. „Was hast du denn auf dem Herzen? Möchtest du etwas beichten?“
Alex runzelte die Stirn. „Nicht, dass ich wüsste.“
„Dann erzähl mir von Rosshampton.“ Louise machte den Mixbecher mit den Zutaten für das Dressing zu und schüttelte ihn unnötig heftig. „Warum hängst du so an dem Haus?“
„Weil es für mich Zufriedenheit, Sicherheit und Beständigkeit symbolisiert.“
„Das verstehe ich, denn danach sehne ich mich auch. Ich hatte gehofft, es bei David zu finden.“
„Da habe ich die bessere Wahl getroffen. Steine und Mörtel können einem nicht davonlaufen.“
Louise biss sich auf die Lippe. „Und warum bist du so oft in Rosshampton gewesen? Haben deine Eltern auch dort gewohnt?“
„Nein.“ Er schüttelte den Kopf. „Die Ehe meiner Eltern war ziemlich bewegt“, erklärte er nach einigem Überlegen. „Mein Vater hatte damals viel im Ausland zu tun und hielt eheliche Treue für nicht wichtig, obwohl er meine Mutter liebte. Selina hat getobt, und meine Mutter hat sich entschlossen, ihn in Zukunft auf seinen Reisen zu begleiten. Deshalb habe ich große Teile meiner Kindheit in Rosshampton verbracht.“
„Das muss schlimm für dich gewesen sein“, antwortete sie und überlegte gleichzeitig, ob Untreue erblich sein konnte.
„Nein, ich war alles andere als ein einsames oder ungeliebtes Kind“, betonte er. „Mir hat es an nichts gefehlt, auch nicht an menschlicher Wärme und Fürsorge. Und nach dem Tod meiner Mutter war Selina nur für mich da. Sie hat mich getröstet und mir wieder Lebensmut gegeben, obwohl es ihr nach dem Verlust ihres einzigen Kindes sehr schwer gefallen sein muss.“
„Es tut mir so Leid um deine Mutter“, sagte Louise leise.
„Es war eine Gehirnblutung. Sie hatte Kopfschmerzen, und mein Vater war in die Apotheke gegangen, um ein Schmerzmittel zu holen. Als er zurückkam, lächelte sie ihn an und starb … einfach so …“ Alex schien es immer noch nicht ganz begreifen zu können. „George zog sich nach ihrem Tod ganz und gar von der Welt zurück. Es dauerte lange, ehe er wieder die Gesellschaft seiner Freunde und Bekannten suchte – auch die der Frauen. Alle dachten, er würde nicht lange Witwer bleiben. Aber sie haben sich getäuscht. Die einzige Frau, die ihm wirklich
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