Am Tag, als die Liebe kam
sich auf die Lippe, denn genau diese Tatsache hatte sie ihm nicht verraten wollen.
„So?“
Es entstand ein unbehagliches Schweigen. Hatte Alex vielleicht Mitleid mit ihr und zögerte deshalb, ihr seine Entscheidung mitzuteilen? Nein, er betrachtete sie eher wütend als fürsorglich. Louise ertrug die Spannung nicht länger. Selbst wenn die Nachricht schlecht war, wollte sie sie endlich hören.
„Bist du vielleicht so früh gekommen, weil du etwas mit mir besprechen wolltest?“ ergriff sie kurz entschlossen die Initiative.
„Mag sein, aber das kann auch warten.“ Er ging zum Sofa, zog sein Jackett aus und warf es über die Lehne. Dann nahm er die Krawatte ab und setzte sich. Die Beine ausgestreckt, betrachtete er sie forschend. „Ist das Neglige neu?“
„Ich habe es letzte Woche gekauft.“ Warum stellte er eine so nebensächliche Frage, wenn es etwas Entscheidendes zu besprechen gab?
„Dachte ich es mir doch! Ein so hübsches und verführerisches Teil wäre mir bestimmt aufgefallen!“
Alex blickte sie derart abschätzig an, dass sie Angst bekam. Hätte sie sich nach dem Duschen doch gleich richtig angezogen! „Warum hätte es dir auch auffallen sollen?“ erwiderte sie dennoch tapfer. „Du bist ja nie hier.“
„Ja.“ Alex nickte langsam. „Das war ein Fehler, den ich in Zukunft vermeiden werde.“ Er schwieg einen Moment. „Aber da ich nun einmal hier bin, setz dich neben mich, und lass uns ein vertrauliches Gespräch führen, wie es unter Eheleuten üblich ist.“
„Leider sind wir keine richtigen Eheleute, und ich habe andere Dinge zu erledigen.“ Sie konnte nur hoffen, dass sie einigermaßen überzeugend klang. „Immerhin muss ich morgen deiner Großmutter glaubhaft machen, wie ich innerhalb weniger Wochen aus einem überzeugten Junggesellen einen zärtlichen Ehemann machen konnte. Das erfordert einige Vorbereitung. Außerdem will ich in der Boutique anrufen, wo mein Kleid bleibt.“
„Das sind alles Dinge, die warten können.“ Alex klopfte auf den Platz neben sich. „Komm, setz dich. Oder soll ich dich holen?“
Nein, nur das nicht! dachte Louise und gehorchte. Steif setzte sie sich neben ihn und achtete peinlich genau darauf, dass ihr Morgenmantel dabei nicht auseinander klaffte.
Alex lehnte sich zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. „Du wirkst gehetzt, Darling! Liegt das an mir?“
„Nein – oder doch. Es ist so ungewöhnlich, dich um diese Zeit hier zu sehen.“
„Vielleicht hatte ich ganz einfach Sehnsucht nach weiblicher Gesellschaft.“
Und warum war er dann nicht bei Lucinda geblieben, statt derart grausam mit ihr, Louise, zu spielen? Vernichtend sah sie ihn an. „Und mit diesem Wunsch kommst du ausgerechnet zu mir? Das nehme ich dir nicht ab.“
„Du stellst dein Licht unter den Scheffel, Darling.“ Er blickte sie von der Seite an. „Was hast du den ganzen Tag gemacht? Erzähl!“
Louise zupfte an ihrem Gürtel. „Das dürfte dich kaum interessieren.“
„Täusch dich nicht! Gib mir einen groben Überblick, und verrat mir die dramatischen Höhepunkte.“
Oh nein, dachte sie, er hat mich also doch im Taxi gesehen und weiß jetzt, dass ich ihn mit Lucinda beobachtet und seine Lüge durchschaut habe. Wahrscheinlich wollte er jetzt herausfinden, ob sie ihm Schwierigkeiten machen würde, weil er sich nicht an die Abmachungen gehalten hatte.
Louise hob die Hand und zählte die Ereignisse an den Fingern ab: „Ich bin aufgestanden, nachdem du schon gegangen warst. Ich habe mir Frühstück gemacht. Ich habe ein gelbes Kleid angezogen, das du übrigens auch noch nicht kennst. Ich habe mit Andie Mittag gegessen.“ Sie rang sich ein Lächeln ab. „Ist es nicht toll, dass sie ein Baby erwartet?“
„Ja, das ist es. Und nach dem Mittagessen?“
„Bin ich nach Hause gekommen, und den Rest kennst du ja. Nicht gerade welterschütternd, oder?“
„Das kommt darauf an, wie man seine Welt definiert. Aber war das wirklich alles, Darling? Hast du nichts vergessen? Hast du vielleicht noch jemanden getroffen?“
Wie konnte er nur so grausam sein und von ihr verlangen, es auszusprechen: dass sie ihn mit Lucinda Crosby gesehen hatte und wusste, dass diese immer noch seine Geliebte war.
Louise bemühte sich, ruhig zu sprechen. „Ich weiß, worauf du anspielst, aber die Begebenheit hat für mich keine Bedeutung.“ Sie hob das Kinn. „Was unser Privatleben angeht, sind wir einander keine Rechenschaft schuldig, und ich werde mich in der
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