Am Tor zu Atlantis
Chancen, an sie heranzukommen.«
»Warum?«
»Sie brauchen sie nur auszuhungern. Es gibt nur wenig Nahrung und so gut wie kein Wasser. Lange können sie nicht durchhalten. Deshalb ist es wichtig, die Kretinos so schnell wie möglich zu vernichten.«
Dieser Meinung waren wir auch, und ich fragte Delios, welchen Plan er sich ausgedacht hatte.
»Ich habe mein Schwert.«
»Reicht das?«
»Ich hätte sie hier erwartet.«
»Und sie wären gekommen?«
Delios nickte. »Sind sie nicht schon auf dem Dach gewesen?«
Ich verstand trotzdem nicht, warum er Kara mitgenommen hatte. Männer, die treu an seiner Seite standen, wären besser gewesen.
»Sie wollte es so, John. Das ist nicht gelogen. Ich habe schließlich zugestimmt, weil ich weiß, dass sie irgendwann auf sich allein gestellt sein wird. Da ist dann auch niemand mehr, der sie bei den Angriffen der Feinde unterstützt.«
Da musste ich ihm zustimmen. Aber mich beschäftigte zugleich noch eine Frage.
»Es gibt ja nicht nur den Schwarzen Tod. Ich weiß auch über andere Feinde Bescheid. Dabei denke ich an Myxin, den Magier und Herrn der Schwarzen Vampire.«
»Sie waren noch nicht hier.«
»Und die Skelette des Schwarzen Todes?«
»Haben sich hier auch nicht blicken lassen. Nur ihre gefährlichen Flugtiere.«
»Rechnest du damit, dass sie zurückkehren?«, wollte Suko wissen.
Delios zuckte mit den Schultern. »Sie haben sich ihre Beute geholt. Mehr kann ich nicht sagen.«
Die Unterhaltung hatte nicht viel gebracht. Allerdings wussten wir jetzt, mit wem wir rechnen mussten.
»Sollen wir hier tatsächlich auf sie warten?«, fragte Suko, der etwas unruhig wurde.
»Nein.«
»Was ist mit den Menschen, die hier leben? Wie komme ich zu ihnen?«
»Dazu muss das Gitter überwunden werden. Es ist sehr stark. Es hat selbst den Kräften der Kretinos widerstanden. Da es keinen zweiten Zugang zum Versteck gibt, müssen wir warten, bis das Tor von innen geöffnet wird. Einen jungen Mann haben die Bewohner hier losgeschickt. Er hat sich bis zu mir durchgeschlagen und um meine Hilfe gebeten. Das liegt Tage zurück, und so lange darben jetzt schon die Männer, Frauen und Kinder. Einige Männer haben sich auch gewehrt, doch sie waren einfach zu schwach. Die Kretinos haben sie brutal getötet und ihnen die Köpfe abgeschlagen. Die Leiber haben sie dann an sich genommen...«
Mehr sagte Delios nicht. Er wusste, dass wir nicht noch mehr Zeit verlieren wollten. Ich schaute Suko an, und er nickte mir zu, als hätte er meine Gedanken erraten.
Suko sprach in meinem Sinne, als er sagte: »John und ich werden nicht länger hier bei euch bleiben.«
»Wo wollt ihr denn hin?«, rief Purdy.
»Nach draußen.«
»Und dann?«
»Sind wir so etwas wie zwei Lockvögel. Sie sollen kommen, damit sie erfahren, dass wir stärker sind.«
Purdy Prentiss gefiel unser Plan nicht. Wir erkannten es an ihrem Blick. Ich wollte von Delios noch wissen, wie wir in die Tiefe und damit zu den Bewohnern gelangten.
»Es gibt einen Brunnen. Er liegt etwas abseits. Wer in ihn einsteigt, der erreicht die unterirdische Welt. Dort findet er den Beginn des Tunnels mit dem verschlossenen Gitter.«
»Und ich bleibe hier?«, fragte Purdy, die in der letzten Zeit nur zugehört hatte.
»Ja, es ist besser so. Ich rechne damit, dass ihr auch hier einen Angriff erleben werdet. Delios besitzt sein Schwert, du die Pistole.«
»Okay. Etwas muss ja unternommen werden. Aber denkt daran, dass es noch immer die verdammten Flugdrachen gibt. Ich kann mir vorstellen, dass sie Beute wittern.«
»Keine Sorge, Purdy«, sagte ich, »unsere Köpfe wollen wir gern behalten.«
»So hat Eric auch immer gedacht«, erwiderte sie, und wir wussten genau, was sie damit meinte...
***
Es hatte sich nichts verändert. Suko und ich hatten tatsächlich einen toten Ort betreten, über den sich die Stille wie eine Decke gelegt hatte.
Die Kretinos schienen sich zurückgezogen zu haben. Oder hatten sie die Stadt verlassen?
Nein, daran glaubte niemand. Das taten sie nicht. Wesen wie sie waren immer darauf aus, etwas zu fressen zu bekommen, und deshalb lauerten sie auf einen günstigen Zeitpunkt.
Im Schein der Lampe sah ich den Brunnen, der aus dem Boden ragte. Er war nicht rund, sondern viereckig. Über ihm hing auch kein Gestell mit einem Eimer an der Winde. Das Wasser holten sich die Menschen woanders, den Brunnen aber hatten sie stehen lassen und benutzten ihn als Einstieg zu ihrem unterirdischen Versteck.
Suko blieb vor der
Weitere Kostenlose Bücher