Am Tor zu Atlantis
Brunnenmauer stehen und leuchtete in die Tiefe.
»Wie tief?«, fragte ich.
Er schaute sicherheitshalber noch mal nach. »Nicht besonders. Der Grund ist zu sehen. Er sieht so trocken wie Pulver aus, und den Beginn des Tunnels kann ich auch erkennen.«
»Siehst du einen Kretino?«
»Nein.«
»Auch keinen Menschen?«
»Ebenfalls nicht.«
»Einer sollte sich wirklich unten umschauen.«
»Genau, und das werde ich übernehmen«, erklärte Suko.
Widerspruch wollte er nicht hören, und so fragte ich nur: »Kannst du denn normal hineinklettern?«
»Es gibt Steigeisen.« Er schaute noch mal nach. »Nein, das ist sogar eine Eisenleiter, die recht stabil aussieht.«
»Okay, dann los.«
Suko ließ sich nicht zweimal bitten. Er verschwand bald aus meinem Blickfeld. Ich blieb am Brunnen stehen und wartete ab.
Dabei war ich überzeugt, dass die Kretinos irgendwann erscheinen würden...
***
Der erste Blick in den Brunnen und die damit verbundene Kontrolle der Leiter hatte Suko nicht getäuscht. Die Sprossen waren wirklich fest verankert worden. Und auch das Mauerwerk hielt, denn nichts bewegte sich oder gab nach, als er Schritt für Schritt in die Tiefe stieg und immer stärker von der Dunkelheit umschlungen wurde.
Suko dachte nicht nach. Er konzentrierte sich. Irgendwelche Gedanken hätten ihn nur abgelenkt. Zweimal schaute er in die Höhe, um den Einstiegsrand zu beobachten.
Seinen Freund John sah er nicht. Der hatte sich vom Rand des Brunnens zurückgezogen. Das war gut so, weil er auch die Umgebung im Auge behalten musste. Suko bezweifelte, dass die Ruhe blieb. Dieser Friede war trügerisch.
Er kletterte tiefer. Die Sprossen hielten. Sie bogen sich nicht mal durch, und wenn Suko nach unten schaute, hatte er das Gefühl, ins Bodenlose zu steigen.
Sehr bald wurde er davon befreit. Sein linker Fuß fand einen völlig normalen Widerstand, und einen Moment später stand er wieder auf festem Boden.
Die Luft war schlechter geworden. Der Geruch von feuchter Erde und alten Steinen kitzelte seine Nase.
Suko holte wieder die Lampe hervor und strahlte nach oben, um bekannt zu geben, dass er sein Ziel erreicht hatte.
John Sinclair hatte das Zeichen gesehen. Mit seiner Lampe blinkte er kurz zurück.
Der Inspektor nutzte den Lichtschein, um sich umzuschauen. In der Brunnenwand tat sich die Öffnung auf. Es war der Beginn des Stollens, von dem Delios berichtet hatte. Der Fluchtweg der Bewohner, den Suko, ohne zu zögern, ebenfalls nahm.
Er musste sich tief ducken, als er den Stollen betrat. Danach wunderte er sich, als er sah, wie breit und hoch er ausgebaut worden war. Er stellte auch fest, dass dieser Tunnel unter der Ansiedlung her führte.
Und dabei immer geradeaus. Einmal leuchtete er kurz hinein. Er wollte wissen, ob es irgendwelche Hindernisse gab. Sie sah er ebenso wenig wie Menschen oder das Gitter.
Jetzt fragte er sich, ob es eine gute Idee gewesen war, sich so weit von John Sinclair zu entfernen, aber er hatte eben in den sauren Apfel gebissen und würde ihn nun auch schlucken.
Die Breite des Tunnels und dessen Höhe sah er ebenso als Vorteil an wie den recht guten Boden, auf dem nur wenig Geröll lag. Zumeist waren es kleine Steine, die kein Hindernis und auch keine Stolperfallen bildeten. Er rechnete damit, dass die Kretinos Wachen oder zumindest einen Aufpasser abgestellt hatten, aber auch da irrte er sich. Niemand wollte ihn aufhalten, und so schaltete er seine Lampe erneut ein.
Diesmal sah er ein Ziel.
Es war tatsächlich ein großes Gitter aus Eisen, das ihm den Weg versperrte. Das Licht drang auch durch die Lücken zwischen den Stäben, und zum ersten Mal sah Suko die Bewohner der Ansiedlung. Sie hatten sich hinter dem Gitter zusammengefunden. Sie hockten auf Steinbänken oder lagen auf Decken, die sie auf dem Boden ausgebreitet hatten. Die Decken waren zumeist von Frauen und Kindern belegt, während die Männer auf den Bänken hockten.
Das Licht blendete sie, und nicht wenige schützten ihre Augen durch die angehobenen Arme.
Suko schwenkte seine kleine Leuchte. Er war beinahe enttäuscht, hier keine Kretinos zu entdecken. Es gab wirklich keine Wachtposten. Bestimmt hatten die Wesen aufgegeben, als sie erfuhren, dass es ihnen nicht möglich war, in den Stollen jenseits des Gitters zu gelangen.
Suko konnte sich leicht vorstellen, dass die Menschen misstrauisch waren. Auch ihm gegenüber, denn er sah ebenfalls aus wie jemand, der nicht in diese Welt hineingehörte.
Er ging vor bis zum Gitter und
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