Am Tor zu Atlantis
begraben.
Ich brauchte eine gute Schussposition, aber ich musste auch darauf achten, Delios nicht zu treffen.
Er lag zwar auf dem Boden, aber er kämpfte noch. Es war kein Kampf, wie ich ihn ihm gewünscht hätte. Er hielt sein Schwert nur in einer Hand. Es war ein Wunder, dass er es noch in die Höhe stemmte, den linken Arm schien er nicht mehr gebrauchen zu können.
Breitbeinig blieb ich stehen, um zielen und auch treffen zu können.
Meine Beretta krachte.
Schuss auf Schuss jagte ich aus dem Magazin.
Ich hörte die Einschläge nicht, ich sah nur, was sie verursachten. Die Kugeln hatten die Macht und die Kraft, die verdammten Drachenvögel zu vernichten.
Ich erwischte Köpfe, Körper und auch die immer wieder zuckenden Flügel. Das dunkle Blut spritzte aus den Wunden.
Ich hämmerte weiterhin meine Kugeln aus dem Magazin, schoss und schoss...
Klick... klick...
Es war das Geräusch, vor dem sich wohl jeder Mensch fürchtet, der sich in einem harten Kampf befindet. Keine Kugel mehr im Lauf oder ein Magazin leer geschossen.
Die fliegenden Killer waren noch längst nicht alle erledigt, aber es fielen weiterhin Schüsse!
Ich schoss nicht, es war gar nicht möglich, aber es gab jemand, der auf der anderen Seite erschienen war und eingegriffen hatte.
Suko hatte die Gefahr erkannt, sie augenblicklich richtig eingeschätzt und schoss auf die Mördervögel.
Er ging dabei weiter vor. Er zielte genau, und er erreichte, dass sich zwei der Vögel in die Luft erhoben, um die Flucht zu ergreifen, doch ihr Fliegen sah eher aus wie ein flügellahmes Flattern, bevor sie zu Boden fielen und bewegungslos liegen blieben.
Dann wurde es still.
Es war eine merkwürdige Stille, die sich ausbreitete. Sie wurde von ungewöhnlichen Gerüchen durchweht, die ich bisher noch nicht wahrgenommen hatte.
Scharfe und strenge Gerüche. Bitter riechend.
Sekunden nur verstrichen. Sie kamen mir sehr lang vor, und ich war froh, als ich dort, wo die Kadaver der Vögel lagen, eine Bewegung wahrnahm.
Nicht von einem toten Vogel.
Ein Mensch richtete sich auf. Er benutzte sein Schwert dabei als Stütze. Als er eine sitzende Haltung erreicht hatte und den Kopf drehte, hörten wir sein Stöhnen. Es klang schmerzerfüllt und zugleich auch erleichtert.
»Was ist mir deiner Waffe, John?«, rief Suko mir zu.
»Leer.«
»Dann bin ich soeben zur rechten Zeit gekommen. Aber viele dürfen uns nicht mehr über den Weg fliegen. Auch in meinem Magazin steckt nur noch eine Kugel.«
Wir mussten uns um Delios kümmern, der verletzt war und sich aus eigener Kraft kaum erheben konnte.
Er versuchte es trotzdem, und Suko und ich halfen ihm auf die Beine.
Zitternd blieb er stehen. Er holte schwer Luft. Sein Gesicht glänzte, weil sich dort ein Schweißfilm gebildet hatte. Ich sah auch seinen flackernden Blick.
Zugleich sahen wir die Wunde in seiner linken Schulter. Das war nicht nur ein Kratzer, nein, da war etwas tief in das Fleisch eingedrungen. Ausgerechnet an dieser Stelle trug Delios keinen Schutz.
»Es war der Schnabel«, flüsterte er, »der verdammte Schnabel. Ich konnte ihm einfach nicht ausweichen.«
»Ja«, sagte ich leise. »Aber du hast gekämpft wie ein Löwe.«
»Nein, ich war schlecht.«
»Bei der großen Übermacht...«
»Ihr habt sie getötet und vertrieben.« Delios schaute zu Boden, der in unserer Nähe einen Teppich an Kadavern glich. »Ihr habt mich gerettet, und das mit euren Waffen. Sie sind einem Schwert bei weitem überlegen.«
»Nicht alle«, sagte ich.
Suko hatte sich umgeschaut. Er suchte nach weiteren Angreifern. Die ließen sich nicht in unserer Nähe blicken. Aber hoch oben am Himmel sahen wir Schatten, die sich durch die Wolken bewegten und wirklich nur bei genauem Hinschauen zu erkennen waren.
»Ich denke, dass die Menschen jetzt aus ihrem Versteck kommen können«, sagte Suko und lächelte.
»He, du hast sie also gefunden!«
»Ja, habe ich, und ich denke, dass sie sich jetzt wieder ins Freie trauen können. Jedenfalls habe ich versucht, ihnen das zu erklären, und hoffe, dass sie mich verstanden haben.«
Es sah gut aus. Ich hoffte stark, dass wir diese Ansiedlung von den Kreaturen befreit hatten.
Aber bestimmt gab es unzählige dieser Bestien. So mussten die Menschen damit rechnen, dass sie zurückkehrten. Da wäre eine Umsiedlung an einen anderen Ort für sie wohl besser.
»Ich denke, dass die beiden Frauen warten«, sagte ich und wollte Delios stützen.
Schroff wehrte er meine Hand ab. »Nein, ich werde
Weitere Kostenlose Bücher
Die vierte Zeugin Online Lesen
von
Tanja u.a. Kinkel
,
Oliver Pötzsch
,
Martina André
,
Peter Prange
,
Titus Müller
,
Heike Koschyk
,
Lena Falkenhagen
,
Alf Leue
,
Caren Benedikt
,
Ulf Schiewe
,
Marlene Klaus
,
Katrin Burseg