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Am Ufer (German Edition)

Am Ufer (German Edition)

Titel: Am Ufer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rafael Chirbes
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von Fahrern gelenkten Lastwagen, in Waggons, gezogen von einer Dampflokomotive, in der ein Heizer Kohlen schippt, so wie die Heizer auf dem Schiff geschippt haben, in dem die Stämme übers Meer gekommen sind. Wenn du das alles bedenkst, begreifst du auch die Bedeutung der eigenen Arbeit, nicht etwa weil du ein Genie bist, sondern ganz im Gegenteil, du bist nur ein Glied in der Kette, aber wenn dieses Glied versagt, ruiniert es die Arbeit aller anderen. Der Mensch ist nichts anderes als das Bewusstsein, das er von sich hat, er erzeugt sich selbst. Wenn du nicht weißt, aus was du bestehst und aus was das, was du benutzt, besteht und was du mit deiner Arbeit umwandelst, bist du nichts. Ein Lastesel. Das Wissen macht die Arbeit zu etwas Vernünftigem und dich zu einem denkenden Menschen, Mensch ist nur derjenige, der denkt. Für Millionen von Leuten ist die Arbeit die einzige Tätigkeit, die sie bildet und zivilisiert. Für andere ist sie eine Form der Verrohung im Tausch für einen Futternapf oder Geld. Heute leben die Menschen allmählich etwas besser – auch wenn dieser Krieg uns wahrscheinlich wieder ins Elend stürzt –, ich weiß, selbst wir haben ja ein paar Bequemlichkeiten mehr, das gilt aber nicht für alle, die Generäle dagegen, die den Aufstand führen, haben in ihren Häusern Möbel aus Palisander und Nussbaum stehen, und dennoch sind sie Esel, kennen nicht den Wert der Arbeit, sie denken, ein Arbeiter ist nicht mehr als ein Werkzeug in ihrem Dienst, unfähig, selbständig zu denken und frei zu entscheiden, sie kennen nicht den Wert dessen, was sie benutzen, wissen nur, was es kostet, wie viel Geld sie gezahlt haben. Verstehst du, was ich sagen will?
    Ich nicke.
    Der Krieg hat alles verdorben. Ich musste meinen Sohn Germán warnen, bevor er zum Militärdienst abzog, ich wollte ihm wohl klarmachen, dass ich in einer großen Schlacht gekämpft hatte, es jetzt aber an ihm war, seine Schlacht zu schlagen, schließlich ist es kein Kinderspiel, zwischen diesen faschistischen Bestien in der Kaserne die Würde zu behalten,gerade wenn man der Sohn eines solchen Vaters ist. Erwarte das Schlimmste, habe ich gesagt. Als ich gut zehn Jahre alt war, lehrte mich mein Vater, das Holz zu bearbeiten, er hatte mich bei sich, als er einige der Möbel des Hauses fertigte. Später wollte er, dass ich auf der Schule etwas lernte. Er hatte mich erwählt. Zu Ramón sagte er: Wenn dein Bruder gelernt hat, bist du dran. Ich war der Älteste, so wie du jetzt der Älteste bist. Eine gewisse Ordnung war zu befolgen. Es gab nicht genug für alle. Wenigstens einer sollte davonkommen. Der würde dann schon die anderen mitziehen. Einen aus dem Wasser bekommen, damit er uns vom Trocknen her das rettende Seil zuwerfen konnte. Das war der Vertrag. Etwas habe ich in den Monaten an der Kunst- und Gewerbeschule gelernt, etwa den Hohlmeißel bewusst zu führen. Ich weiß nicht, ob ich gut geworden wäre, aber ich wollte Bildhauer werden. Dann kam der Krieg. Das Licht ging aus. Ich musste alles aufgeben. Es wurde zu spät für mich. Die ersten Zeiten im Schützengraben hing ich noch an meinem Plan. Ich schnitzte ein paar Figürchen, die ich meiner Frau über einen Nachbarn schickte, für meinen Vater schnitzte ich einen wunderbaren Schlüsselanhänger, Hammer und Sichel in einem fünfzackigen Stern, sie haben die Sachen weggeworfen, vergraben, verbrannt, bevor die nationalen Truppen in Olba einmarschierten, denn es waren politische Schnitzereien, der Kopf eines Milizionärs, eine Faust, zwei gekreuzte Gewehre: ein laizistisches Bildinventar, Ersatz für die Medaillen mit Heiligen und Jungfrauen, die sich die Leute vor der Republik um den Hals hängten oder auf die Möbel legten. Neben den Medaillen habe ich Tellerchen gemacht und Schlüsselanhänger mit patriotischen und revolutionären Motiven. Von all dem sind nur die Holzfigürchen auf der Anrichte übrig geblieben, wenig größer als Schachfiguren (ein Frauenprofil mit aufgestecktem Haar, ein Medaillon mit einem Pferd, ein anderes, das eine Vase mit Blumen darstellt). Die sind bereits im Gefängnis entstanden, wenn mir dort Holz in die Hände fiel, schnitzte ich etwas daraus; ja, ich habe Schachfiguren geschnitzt, die uns so manche Stunde Ablenkung verschafft haben, vor allem aber habe ich Löffel und Gabeln geschnitzt, wenn es mir gelang, ein Stück Buchsbaumin die Zelle oder den Schuppen zu schmuggeln, am Anfang waren wir nicht einmal in Zellen untergebracht, sie hatten uns in Schuppen

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