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Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni

Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni

Titel: Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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dafür bezahlen wird.«
    »Und«, fragte Frank Amanda, als sie allein im Auto saßen und nach Hause fuhren, »was hältst du von der ganzen Sache?«
    Seit Beginn des Videos war Amanda äußerst still gewesen, und als sie jetzt auf Franks Frage antworte, klang ihre Stimme sehr gedämpft.
    »Die Polizei scheint sich ziemlich sicher zu sein, dass Cardoni schuldig ist.«
    »Was glaubst du?«
    Amanda schüttelte sich. »Ich mag ihn nicht, Dad.«
    »Aus irgendeinem bestimmten Grund, oder ist es nur ein Gefühl?«
    »Seine Reaktionen sind nicht normal. Ist dir aufgefallen, dass er seine Gefühle so schnell wechselt, wie du und ich von einem Fernsehkanal zum anderen zappen? In einem Augenblick schäumt er vor Wut, im nächsten ist er kalt wie Eis.«
    »Vince ist nicht der handsame Fernseharzt. Das ist mal sicher.«
    »Worum ging's in dem anderen Fall, bei dem du ihn vertreten hast?«
    »Tätlicher Angriff mit Körperverletzung. Vince hatte versucht, sich Kokain zu besorgen.«
    Amanda hob die Augenbrauen.
    »Er war in einer Bar, in der normalerweise keine Mediziner verkehren. Außerdem versuchte er, mit der Freundin eines anderen anzubandeln. Als der dagegen protestierte, verprügelte Vince ihn so heftig, dass der Mann ins Krankenhaus musste. Zum Glück für Vince war der Kerl ein Exknacki, und in dieser Art von Bar gibt es keinen, der besonders scharfe Augen oder ein präzises Gedächtnis hat, wenn die Polizei Fragen stellt.«
    Bei der Erwähnung von Gewalt musste Amanda an Mary Sandowskis tränenüberströmtes Gesicht denken. Sie fühlte sich leicht benommen und schloss die Augen. Frank bemerkte, dass Amanda blass geworden war.
    »Alles okay?«, fragte er.
    »Ich musste eben an diese arme Frau denken.«
    »Tut mir Leid, dass du dir das ansehen musstest.«
    Amanda wurde nachdenklich. »Als ich noch ein kleines Mädchen war, hast du mich nie ins Gericht mitgenommen, wenn es um wirklich schlimme Fälle ging, nicht?«
    »Du warst zu jung dafür.«
    »Du hast es auch nicht getan, als ich schon auf der High School war. Ich erinnere mich, dass ich dich nach dem Fong-Fall und dem anderen, bei dem es um zwei gefolterte Mädchen ging, gefragt habe, aber du schienst nie Zeit zu haben.«
    »Es war ja nicht nötig, dass du schon in diesem Alter von solchen Sachen erfährst.«
    »Du hast mich in meiner Jugend immer vor allem behütet.«
    »Meinst du, dass es für mich einfach war, ein kleines Mädchen alleine aufzuziehen?«, fragte Frank abwehrend. »Ich habe immer versucht, mir zu überlegen, was deine Mutter getan hätte, und ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass Samantha mich eine Elfjährige zu einem Vergewaltigungsprozess hätte mitnehmen lassen.«
    »Nein, das kann ich mir auch nicht vorstellen«, erwiderte Amanda mit einem kurzen Lächeln. Dann dachte sie wieder an das Video, und ihre Miene verdüsterte sich.
    »Ich schätze, viel schlimmer als das, was ich eben gesehen habe, kann es nicht werden.«
    »Nein, kann es nicht.«
    »Bis jetzt habe ich nie so richtig verstanden, was du tust. Ich meine, ich wusste es intellektuell, aber ...«
    »Am Strafrecht ist nichts Intellektuelles, Amanda. Es gibt keine Elfenbeintürme, nur Tragödien und menschliche Wesen, die sich von ihrer schlechtesten Seite zeigen.«
    »Warum befasst du dich damit?«
    »Gute Frage. Vielleicht weil es mit dem wirklichen Leben zu tun hat. Es würde mich zu Tode langweilen, Immobiliengeschäfte abzuschließen oder Verträge aufzusetzen. Und es kommt immer wieder einmal vor, dass man einem armen Kerl helfen kann. Ich habe schon viele sehr schlechte Menschen verteidigt, aber ich habe auch zwei Leute aus dem Gefängnis geholt, die wegen Verbrechen, die sie nicht begangen hatten, zum Tode verurteilt waren. Ich schätze, man kann sagen, dass ich ziemlich viel in der Scheiße gewühlt habe, aber hin und wieder findet man eine Perle, und das macht dann das ganze Schlechte wett.«
    »Du musst aber nicht jeden Fall annehmen. Du kannst doch auch einen ablehnen.«
    Frank sah seine Tochter an. »Diesen zum Beispiel, meinst du?«
    »Was, wenn er schuldig ist?«
    »Das wissen wir nicht.«
    »Was, wenn du ohne jeden Zweifel wissen würdest, dass Cardoni diese Frau gefoltert hat? Wie könntest du einem Menschen helfen, der tun kann, was wir auf diesem Video gesehen haben?«
    Frank seufzte. »Diese Frage stellt sich jeder Strafverteidiger an einem gewissen Punkt seiner Karriere. Ich schätze, dir wird sie immer wieder durch den Kopf gehen, wenn wir an diesem Fall arbeiten.

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