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Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni

Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni

Titel: Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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Diejenigen, die zu der Einsicht kommen, dass sie es nicht tun können, wechseln in einen kultivierteren Bereich des Rechts.«
    »Gibt es genug Perlen, um die Arbeit für jemanden wie Cardoni zu rechtfertigen?«
    »Erinnerst du dich noch an den McNab-Jungen?«
    »Vage. Ich war damals auf der Junior High School, nicht?«
    Frank nickte. »Was habe ich in diesem Fall gekämpft! Im ersten Prozess wurde er verurteilt. Ich weinte nach dem Urteil, weil ich wusste, dass er unschuldig war. Ich hatte noch keine Erfahrung mit Todesurteilen. Und ich war fest davon überzeugt, dass ich an dem Urteil Schuld hatte. Das Schuldgefühl trieb mich an, und ich gab nicht nach, bis mein Einspruch Erfolg hatte und wir einen neuen Prozess bekamen. Bei der Revision konnten sich die Geschworenen nicht auf ein Urteil einigen. Ich schlief nicht mehr, verlor Gewicht und lastete meiner Seele jede Sekunde auf, die der arme Junge im Gefängnis verbrachte. Und dann redete mein Ermittler mit Mario Rossis Mutter.«
    »Das war derjenige, der ihn verpfiffen hatte?«
    Frank nickte. »Rossis Zeugenaussage war der Grund, weshalb Terry McNab vier Jahre in der Todeszelle verbringen musste, aber Ros-si hatte seiner Mutter gestanden, dass er gelogen hatte, um für sich selbst ein günstiges Urteil herauszuschlagen. Als er widerrief, musste der Staatsanwalt die Anklage fallen lassen.«
    Frank schwieg einen Augenblick. Amanda sah, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg und ihm die Augen feucht wurden. Als er weiterredete, klang seine Stimme brüchig.
    »Ich kann mich noch gut an diesen Nachmittag erinnern. Die Verhandlung war gegen vier zu Ende, und dann mussten Terrys Eltern und ich noch ein Stunde warten, bis der Junge aus dem Gefängnis entlassen war. Terry sah völlig überwältigt aus, als er ins Freie trat. Es war Februar und die Sonne bereits untergegangen, aber die Luft war klar und frisch. Als er auf den Stufen des Gefängnisses stand, schaute er zu den Sternen hoch. Er stand einfach da und schaute hoch. Und dann atmete er tief durch. Mein Flugzeug ging erst am nächsten Morgen, und deshalb übernachtete ich in einem Motel am Stadtrand. Terrys Eltern luden mich zum Essen ein, aber ich entschuldigte mich. Ich wusste, dass sie einfach nur höflich waren und viel lieber unter sich bleiben würden. Außerdem war ich fix und fertig. Ich hatte all meine Energie im Gerichtssaal gelassen.«
    Frank hielt noch einmal inne.
    »Weißt du, was mir von diesem Tag am deutlichsten im Gedächtnis geblieben ist? Es war das Gefühl, das ich hatte, als ich mein Motelzimmer betrat. Ich war bis dahin noch nicht allein gewesen, und mir war noch gar nicht so recht bewusst, was ich da Ungeheures geleistet hatte. Diese viereinhalb Jahre Kampf um das Richtige, der verpasste Schlaf, die Tränen und die Frustration... Ich schloss die Tür hinter mir und stand mitten in diesem Zimmer einfach da. Und plötzlich begriff ich, dass es vorüber war: Ich hatte gewonnen, und Terry würde keine Sekunde mehr hinter Gittern verbringen müssen. Amanda, ich schwöre dir, dass in diesem Augenblick meine Seele aus meinem Körper stieg. Ich schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken und spürte, wie die Seele zur Decke stieg. Es war nur ein kurzer Augenblick, und dann war ich wieder auf der Erde. Aber dieses Gefühl entschädigte mich für jeden Augenblick dieser entsetzlichen vier Jahre. So ein Gefühl bekommt man bei keiner anderen Arbeit.«
    Amanda erinnerte sich daran, wie sie sich gefühlt hatte, als sie bei LaTricia Sweets Prozess das Urteil »Nicht schuldig« gehört hatte. Das Gewinnen war ein berauschendes Gefühl gewesen, vor allem, da sie es nicht erwartet hatte. Doch dann dachte sie an das, was sie auf dem Video gesehen hatte, und sah ein, dass LaTricia Sweets Fall und der Mord an Mary Sandowsky nicht zu vergleichen waren. LaTricia tat niemandem etwas zu Leide außer sich selbst. Keiner hatte etwas zu befürchten, wenn sie auf freien Fuß kam. Aber es wäre etwas völlig anderes, dem Menschen zu helfen, der Mary Sandowsky gequält hatte.
    Amanda zweifelte nicht daran, dass es ihrem Vater Ernst war mit dem, was er gesagt hatte. Doch sie war sich nicht klar, ob die Rettung von einigen wenigen Menschen, die es verdient hatten, je eine ausreichende Entschädigung für die Verteidigung eines Monsters sein konnte, das kaltblütig und grausam einem schreienden menschlichen Wesen die Brustwarze abschnitt.

14
    Bobby Vasquez parkte auf dem ihm zustehenden Platz vor seiner billigen

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