Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni
Kaum hatte der Wärter die Tür wieder geschlossen, starrte Cardoni Frank wütend an.
»Wo zum Teufel warst du denn? Ich dachte, du würdest gleich in der Frühe kommen.«
»Ich habe mich zuerst mit Fred Scofield getroffen«, antwortete Frank ruhig. »Er hatte mir Unterlagen übergeben, die ich vor unserem Treffen durchlesen musste.«
Frank legte einen Stapel Polizeiberichte auf den billigen Holztisch, der sie trennte.
»Das ist für dich. Ich dachte mir, wir könnten einiges davon vor der Kautionsanhörung durchgehen.«
Frank gab Cardoni eine Kopie der Anklageschrift.
»Es gibt zwei Anklagen gegen dich. Die eine betrifft das Kokain, das in deinem Schlafzimmer gefunden wurde.« Er hielt inne. »Die andere ist der Vorwurf des heimtückischen Mordes an Mary Sandowski, der Frau in dem Video.«
»Ich habe sie nicht ...«
Frank schnitt ihm das Wort ab. »Sandowski wurde auf einem Anwesen, etwa fünfundzwanzig Meilen von hier entfernt, gefunden. Weitere Leichen lagen in einem Erdloch in der Nähe einer Berghütte, in der zwei abgetrennte Köpfe entdeckt wurden. Die meisten der Opfer wurden gefoltert.«
»Es ist mir egal, was in dieser Hütte passiert ist. Ich habe es nicht getan.«
»Dein Wort allein wird nicht reichen, um diesen Fall zu gewinnen. Scofield hat mehrere Zeugen, die aussagen werden, dass du auf Mary Sandowski auf einem Gang im St. Francis losgegangen bist.«
Cardoni machte ein entrüstetes Gesicht. Dann fuhr er Frank an, als wäre der ein nicht allzu intelligentes Kind: »Habe ich mich nicht klar ausgedrückt, Frank? Ich besitze kein Haus in Milton County, und ich weiß absolut nichts über diese Morde.«
»Was ist mit der Videokassette? McCarthy sagt, deine Fingerabdrücke seien drauf.«
»Das ist einfach. Sie wurde offensichtlich aus meinem Haus gestohlen, überspielt und dann zurückgelegt.«
»Und das Kokain, das in deinem Schlafzimmer gefunden wurde?«
Die Frage überraschte Cardoni. Er wurde rot und senkte den Blick.
»Na?«, fragte Frank.
»Das ist meins.«
»Ich dachte, du wolltest dir helfen lassen, nachdem ich dich aus dem letzten Schlamassel herausgeholt habe.«
»Halt mir keine Moralpredigt, Frank!«
»Hörst du mich predigen?“
»Was? Bist du jetzt enttäuscht von mir? Scheiß drauf! Du bist mein Anwalt, kein Priester oder Seelenklempner. Konzentrieren wir uns lieber auf diese hirnrissigen Vorwürfe! Was haben die Bullen sonst noch?«
»Deine Fingerabdrücke sind auf einem Skalpell mit Mary Sandowskis Blut. Sie sind außerdem auf einem halb vollen Kaffeebecher, der neben dem Spülbecken gefunden wurde.«
Cardoni sah plötzlich sehr interessiert aus.
»Was für ein Becher?«
»Steht irgendwo hier drin.«
Frank blätterte in den Polizeiberichten, bis er fand, was er suchte. Er gab Cardoni zwei fotokopierte Aufnahmen. Eine zeigte den Becher auf der Küchenanrichte, die andere war eine Nahaufnahme des Gefäßes.
»Justine hat mir diesen Becher in einem Laden auf der Twenty-third Street gekauft, als wir noch nicht verheiratet waren. Er war in meinem Büro im St. Francis, bis er vor ein paar Wochen verschwand. Ich dachte, eine der Putzfrauen habe ihn gestohlen.«
»Was ist mit dem Skalpell?«
»Ich bin Chirurg, Frank. Ich arbeite jeden Tag mit Skalpellen. Das Ganze ist doch offensichtlich. Jemand will mir da was in die Schuhe schieben.«
Frank dachte über diese Möglichkeit nach. Er blätterte in den Polizeiberichten.
»Diese ganze Sache fing mit Bobby Vasquez an, dem Polizisten mit dem Schnurrbart, der sich mit uns das Video ansah. Er bekam einen Tipp, dass du zwei Kilo Kokain von Martin Breach gekauft hättest und sie in deiner Berghütte in der Nähe von Cedar City aufbewahren würdest. Vasquez behauptet, dass ihm ein Informant diesen Tipp bestätigt habe. Er fuhr zu der Hütte, um sie zu durchsuchen, und fand die abgetrennten Köpfe in einem Kühlschrank in dem provisorischen Operationsraum, den wir auf dem Video gesehen haben.«
»Von wem hatte Vasquez den Tipp?«, fragte Cardoni.
»Der war anonym.«
»Wirklich? Wie passend.«
Frank kam ein Gedanke. »Ist Martin Breach dein Dealer?«
»Ich sagte doch, dass ich über den Koks nicht reden will.«
»Ich habe einen Grund für diese Frage. Kaufst du von Martin Breach?«
»Nein, aber vielleicht der Typ, von dem ich den Stoff bekomme. Ich kenne seine Quelle nicht.«
Frank machte sich Notizen auf einen gelben Block.
»Lass uns über Clifford Grant reden.«
Cardoni machte ein verwirrtes Gesicht. »Was ist denn mit
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