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Amarilis (German Edition)

Amarilis (German Edition)

Titel: Amarilis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Kempas
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auf diese Idee gekommen?
Und wen wollen sie dabei übers Ohr hauen?« Gierig machte er sich bereit, den
Erklärungen des anderen zu lauschen.
       »Schauen sie«, antwortete dieser zögernd. Er war nun wieder
ganz in seinem Element. »Sie werden verstehen, wenn ich Ihnen nicht allzu viel
darüber sagen kann. Soviel nur, auch damit Sie mir nicht irgendwann selber in
die Quere kommen«, fügte er noch schnell auflachend hinzu. »Wir wollen zunächst
in Schottland, das über billigen und unwirtschaftlichen Boden verfügt - unter
Umständen auch noch anderswo - nur einwenig spekulieren. Das Land wird über
eine Maklerfirma an geschäftstüchtige Baufirmen weitergegeben. Wobei ich wohl
nicht erwähnen brauch, dass wir mit unseren Namen lediglich im Hintergrund
agieren und auf keinen Fall damit öffentlich in Beziehung gebracht werden
wollen.«
       Der Gastgeber nickte anerkennend. »Natürlich haben Sie sich
einen erklecklichen Anteil des Bodens selbst gesichert, Bürgermeister, wie?«
       Verschwörerisch paffte er in die Runde und prostete jedem einmal
zu. Dann legte er seine halb abgebrannte Zigarre in den Aschenbecher und stand
auf.
       »Ich will Sie nun nicht länger aufhalten, Herr Posikol. Darf
ich Sie noch zur Tür begleiten?«
       Nun erhobenen Hauptes verabschiedete sich der Bürgermeister
von den anderen. Als er Dr. Kortgens die Hand gab, richtete dieser plötzlich
eine Frage an ihn: »Wie erklären Sie sich die Tatsache, dass Shan-Ucci Sie über
das Vorhandensein von Leben unterrichtet hatte, wenn es nur eine Finte von
Ihnen selbst ist?«
       Posikol stand wie gelähmt. Aber sogleich fing er sich und
erwiderte: »Das musste so sein, lieber Kortgens. Wie konnten wir die Geschichte
glaubhafter machen, als wenn sie nicht vom Kapitän der Santoganer selbst kam?
Dabei hatte er diese Information allein von den wissenschaftlichen Mitarbeitern
unserer Raumfahrtbehörde.« Und an den Gastgeber gewandt fuhr er fort: »Oh, mein
Lieber, habe ich das verdient? So ein Misstrauen. Aber wenn schon, dann sagen
Sie doch bitte ihrem wertgeschätzten Doktor, dass er sich einerseits bei
unserem Senator für exterrestrische Angelegenheiten und zum anderen -« hier
hielt er inne und empfand seine weiteren Worte als einen letzten Triumph, »doch
mal im Katasteramt von Dumfries erkundigen soll. Das liegt im Süden von
Schottland.«
       Mit einem siegessicheren Lächeln kehrte er dem Physiker den Rücken.
Sein Gastgeber geleitete ihn nun höflich am Arm führend in den Korridor.
Posikol atmete breit durch. Dabei fand er schon wieder Muße, die wundervolle
Gemäldereihe des Konzernchefs zu bewundern. Sogar einen Van Gogh konnte er ausmachen.
Vor dem Spiegel half ihm der andere in den Mantel, wobei dessen Mund dem Ohr
des Bürgermeisters nahe kam.
       »Es tut mir wirklich leid, dass Dr. Kortgens Ihnen immer noch
misstraut«, sagte er, wobei er völlig vergaß, dass er vor wenigen Minuten noch
wesentlich härter mit ihm umgesprungen war. »Aber ich werde mit ihm reden.«
Einwenig leiser flüsternd fügte er hinzu: »Und vergessen Sie bitte nicht unser
Gespräch von heute Mittag, Bürgermeister. Wenn Sie mir genug Grundstück für
Lagerhallen gewähren, könnte ich Sie auch an der zu erwartenden Rendite
beteiligen, die wir durch einen zurückhaltenden und gesteuerten Auswurf des Öls
auf dem Markt erzielen werden. Eine Hand wäscht die andere. Und denken Sie doch
einmal daran, was für Sie drin läge - vorausgesetzt, ich habe erstmal das
alleinige Startrecht für Touristenflüge nach Santoga. Wenn mir Berlin eine
Start - und Landeerlaubnis erteilte, ja wenn Berlin vielleicht sogar die
einzige Stadt wäre, für die eine solche Fluggenehmigung vorliegt!« Er schaute
Posikol direkt in die blassen Augen. »Sehen sie, mein lieber Bürgermeister, was
alles drin ist, wenn Sie mit mir zusammen arbeiten!« Stolz und erwartungsfroh
lächelte er ihn an.
       Und Posikol lächelte zurück. Er hielt es für das Beste, sich
diesen Mann nicht zum Feind zu machen. Und vielleicht war wirklich etwas für
ihn drin.
     
     
     
    Gegen Abend fanden sich alle menschlichen Teilnehmer der Santoga-Reise
und weitere namhafte Wissenschaftler zu einer erneuten Konferenz zusammen. Die
Vermutungen, die ihnen Shan-Ucci vor wenigen Stunden eröffnet hatte, bildeten
durchweg das Hauptthema aller Anwesenden.
       Vor Eröffnung der Sitzung war es jedoch noch zu einer
Auseinandersetzung gekommen. Fast alle Frauen und auch einige männliche

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