Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amarilis (German Edition)

Amarilis (German Edition)

Titel: Amarilis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Kempas
Vom Netzwerk:
Wissenschaftler
hatten kurzfristig eine weitere Problematik aufgenommen: die stetig anwachsende
Bürgerwehr der Frauen, die sich mit den diskrimierenden Verhältnissen nicht
bescheiden wollten. Die Konferenz sollte in diesem Punkte die Santoganer zu
schnelleren, versöhnlicheren Schritten drängen. Zweifellos bestanden bei allen
Teilnehmern Klarheit über die Untragbarkeit des Zustands, den die
Außerirdischen heraufbeschworen hatten. Aber es gab noch längst keine Einigung
über die Möglichkeiten, auf ein Umdenken ihrer Sichtweise einzuwirken. Zumal
viele glaubten, die bereits anstehende Thematik sei mehr als genug. Deshalb
wurde lediglich am Anfang in einer Resolution auf mehrere Punkte verwiesen, in
denen über Zusammenführung und Information auch ein gewisser wirtschaftlicher
Druck auf die Santoganer ausgeübt werden sollte. Nicht zuletzt wurde gefordert,
mehrere wissenschaftliche Termine mit ihnen an der Freien Universität ultimativ
unter Frauenbeteiligung anzusetzen.
    Zusätzlich war eine größere Berichterstattung über die
santoganische Welt geplant. Erst dann standen Shan-Uccis jüngste Eröffnungen,
aber auch die Gesamtthematik der Reise zur Debatte.
       Denn die Wissenschaftler waren teilweise schon seit Wochen in
Berlin, um die anstehende Exkursion und ihre dortigen Aufgaben mit vorbereiten
zu helfen. Neben den Beobachtungen der Erde, die natürlich unter einem ganz
besonderem Reiz standen, sollten zum Beispiel auch Versuche angestellt werden,
die steigende Dichte von Metallen unter größeren Gravitationbedingungen und das
veränderte Verhalten von Aminosäuren in einer schwefelhaltigen Atmosphäre zu
untersuchen.
       Nicht zuletzt aber bestand ein Hauptanteil der Fahrt darin,
sich auf dem anderen Planeten nach neuartigen Technologien umzuschauen beziehungsweise
die bereits erläuterten an Ort und Stelle zu erfahren und Möglichkeiten zu
prüfen, inwieweit sie auch auf der Erde Gültigkeit hätten.
       Außerdem wies Santoga eine Fülle an den Menschen noch
unbekannten Stoffen auf, die zum Teil künstlich hergestellt wurden oder
Verbindungen aus bereits vorhandener Materie besaßen, sich zum Teil aber auch
als Rohstoffe in der Erde oder auf dessen Oberfläche befanden. Hierzu gehörte
zum Beispiel das den Menschen so wichtige Öl, das nur einer geringen Reinigung
bedurfte, um dem irdischen gleichzukommen.
       Hauptausfuhrfaktor neben dem Öl aber waren auch die x-tausend
verschiedenen Kunststoffarten, die in immer zahlreicheren Varianten und den
Menschen unmöglich mutenden Zusammensetzungen und Eigenarten vorkamen.
       Eine reichhaltige Auswahl dieser Silikatkonfigurationen war
im Konferenzsaal ausgestellt worden. Die diesbezüglich interessierten Forscher
bildeten kleine, gesprächsvertiefte Gruppen um sie herum. Eine weitere hatte
sich in der Nähe des Ausgangs formiert, direkt unter der wuchtigen und ausladenden
Stuckatur des mächtigen Portals.
       Zu den dortigen Wissenschaftlern hatte sich auch Steff
gesellt. Weiter befanden sich hier Professor Erskin, Professor Ambros, ein
Landsmann des Engländers, der stets in einem konservativen Tweed gekleidet und
nur mit Mühe und wahrlicher Überredungskunst von seiner ständig qualmenden
Pfeife zu trennen war, Dr. Mckenzie, ein gebürtiger Ire, der zur Zeit einem Ruf
in Chicago nachkam, aber als führender Paläontologe sich die Chance, an dieser
Konferenz beteiligt zu sein, nicht entgehen ließ. Ebenso wie er hatte sich ein
weiterer Ire, der die Fahrt nach Santoga selbst mit antrat, auf diesem Gebiet
spezialisiert. John Cavanac hatte nicht nur die Strömung des Kontinentaldrifts,
wie sie vor 500 Millionen Jahren bestand, verfolgt und kartographiert, er hatte
auch die Entwicklung der Oberfläche der nächsten 500 Millionen Jahre
prognostiziert. Er war stets freundlich, einwenig wortkarg und manchmal ziemlich
impulsiv. Er hatte einen rotblonden Schnurrbart, trank viel Whisky und wurde
dann noch impulsiver.
       Der dritte Paläontologe, der mitfuhr, stand neben ihm. Des
40-jährigen Dr. Ravishnaris kleine Figur schien leicht übersehen zu werden, zumal
er von schüchternem Verhalten war. Seine dickglasige Brille ließ die sich
dahinter verbergenden Augen jedoch groß hervortreten. Die sonst üblichen
Kontaktlinsen vertrug seine Netzhaut nicht.
       Er wandte sich sogleich an Steff, als dieser neben ihm trat.
»Dr. Maiger, sagen Sie, hat sich bei Ihnen eigentlich auch wieder einer von
diesem mysteriösen Geheimbund gemeldet? Ich weiß schon

Weitere Kostenlose Bücher