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Amarilis (German Edition)

Amarilis (German Edition)

Titel: Amarilis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Kempas
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menschlichen Vorform
beginnen, meine Herren.« Er hob erneut den Kopf. »Doch bevor die Emission
gänzlich aufhörte, konnten wir eine starke Unruhe der thermischen Konvexionsströmung
im Erdinnern feststellen. Da, wie Herr Dr. Maiger Ihnen nachher bestätigen
wird, kontinentale Landmassen sich langsamer als kleinere Platten bewegen,
kommt es gelegentlich zum Gegeneinanderreiben und Abtauchen wie in diesem Fall
einer ganzen ozeanischen Platte, die dann durch ihr Abschmelzen in der heißen,
kernnahen Athenosphäre als Magma wieder eruptiert und zu kleineren Landmassen
aufgebaut wurde.«
       Bestätigung suchend schaute er Steff an. Als dieser nickte,
um den weiteren Ausführungen zu lauschen, fuhr er fort: »Durch das Auseinanderbrechen
der Landmassen und ihrer Erhitzung entstehen nun Dehnungskräfte, die auch
unterirdisch ein Eindringen in andere Gesteinsschichten ermöglichten. Dieser
Umstand erklärt, warum der Auswurf von bi-3 Positronen immer spärlicher wurde.
Durch das fließen des bei 1000° verformbaren Fels haben sich Gesteinshöhlen
gebildet, die immer weiter unterirdisch verlaufen sind, so dass sich allmählich
der Fels über ihnen schloss. Wir können mit Sicherheit davon ausgehen, dass die
Positronen aus den positiv geladenen Mesonen entstanden sind, die von einer
Pflanze ausgeschieden wurden und wegen ihrer Instabilität schnell in bi-3
Elemente zerfielen. Die für Sie nun wichtige Erkenntnis ist die, dass die schon
erwähnte fast rechtwinklige Ablenkung des weiterhin entstehenden Photons an dem
CO 2 - Molekül darauf deutet, dass große Vorkommen des Kohlendioxyds
aufgrund der Kurzlebigkeit von Meson und Positron vor allem in der unmittelbar
unterirdischen Umgebung der Pflanze sein mussten. Dessen beträchtliche
Anhäufung dort weist aber auf einen Organismus hin, der das ausgestoßenen O 2 der Pflanze, welches eigentlich nur vorzufinden sein müsste, direkt in
Kohlendioxyd umsetzte. Und dieser Kreislauf«, an dieser Stelle blickte er ein
letztes Mal die anwesenden Wissenschaftler an, um sich ihrer Reaktion zu
vergewissern, »dieser Kreislauf des Kohlenstoff-Sauerstoff-Haushalts deutet auf
den in ihrem Sinne wohl wichtigsten Nebeneffekt unserer Positronensuche hin:
auf das Vorhandensein von atmendem Leben in direkter Umgebung einer später auch
unterirdisch weiterwachsenden Pflanze!«
       Nach diesen Worten hüllte er sich in beredsames Schweigen. Er
brauchte nicht lange warten, dann brach ein Riesentumult im Saale aus. Er sah,
wie Dr. Maiger aufsprang. »Kollegen«, rief Steff und konnte nur mit Mühe seine
Stimme über den Lärm erheben, »wissen Sie, was das heißt? Daraus folgt nicht
nur die Annahme, dass Leben mit diesen sich in unmittelbarer Nähe der Pflanze
befindlichen tödlichen Positronen auf unserer Erde möglich war, sondern auch, dass
dieses wie auch immer beschaffene Leben den Pflanzen unter der Erde folgte
und«, hier wollte ihm zunächst die Stimme versagen, »dass dieses Leben - wie
auch immer - noch heute da sein kann... Dabei stellt sich die Frage«, und er
musste erneut ansetzen, »ob es sich hierbei im Laufe der Jahrmillionen noch um
tierisches Leben handelt oder mittlerweile gar um die Existenz einer neuen,
intelligenten Spezies.«
     
     
     
    »Mein lieber Bürgermeister!« Der Mann mit dem gewichtigen
Kugelbauch schien sich zu freuen. Sein linker Mundwinkel hob sich einwenig zu
einem schiefmäuligen Grinsen. An der anderen Seite steckte zwischen beiden Zahnreihen
eine 20 cm lange Zigarre.
       »Wir sind erfreut, Sie sobald einmal wiederzusehen«, fügte er
hinzu. Diese Schmeichelei änderte jedoch nichts an der Tatsache, dass er ihn zu
dieser Geheimaudienz mehr oder weniger befohlen hatte.
       Posikol nahm artig Platz, obwohl er innerlich einwenig zitterte.
Ihm war nie ganz geheuer, wenn er mit dem anderen zusammen war. Unter Seinesgleichen
konnte er schon mal ein Geschäft drehen, aber dann war auch auf jeden einzelnen
Verlass. Doch hier, inmitten der Mächtigsten der Industrie, hatte er stets das
ungute Gefühl, sich im nächsten Augenblick ohne den Bruchteil eines
Gewinnanteils vor der Tür wiederzufinden, nur noch froh seines Lebens.
       »Na, mein Lieber.« Ihm wurden Salzkräcker und Wein angeboten.
Das am frühen Nachmittag. Hilflos nahm er die Schale entgegen. »Sie fragen sich
sicher, warum wir Sie hierher gebeten haben.«
       Posikol nickte eifrig und starrte jeden der drei Herren der
Reihe nach an. Die beiden anderen kannte er nicht. Einer von ihnen

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