Amber Rain
meinen Haaren. Hat sie das wirklich gesagt?
„Ja?“
„Ich bin heute verhaftet worden.“
Warum sagt sie mir das? „Warst du ein böses Mädchen, A m ber?“ Ich schließe die Augen. Was soll ich davon halten, dass sie mir das sagt? Sie hat keinen Fehler gemacht, außer, dass sie am falschen Ort zur falschen Zeit gewesen ist, ein Ort, für den sie in diesem Augenblick nicht in der richtigen Verfassung war. Das kann eine Wespe gewesen sein, die an ihrem Ohr vorbe i geflogen ist, oder ein Rucksack, den jemand stehen ließ. Ni e mand weiß genau, was die Panikattacken auslöst. Das Einzige, was man dagegen tun kann, ist, den Menschen darauf zu tra i nieren, sich von kleinen Dingen nicht mehr erschrecken zu la s sen. Doch das ist leichter gesagt als getan.
„Vielleicht …“, haucht sie. Sie weiß es nicht. Hat niemand jemals versucht, sie wirklich zu therapieren? Hat sie überhaupt eine Ahnung, woran genau es liegt, dass sie so reagiert? Ist das Einzige, was ihr Arzt tut, sie für berufsunfähig zu erklären? Das ist so unsäglich armselig. Am Telefon habe ich eine junge Frau mit blühender Fantasie, und blühende Fantasie bedeutet, dass da in den verborgenen Winkeln ihrer Seele unglaublich viel Leben nur darauf lauert, freigesetzt zu werden.
„Glaubst du, dass du eine Belohnung dafür verdienst, dass du ein böses Mädchen gewesen bist?“ Meine Stimme streichelt sie. Ich weiß nicht, ob sie im selben Teil der Stadt wohnt oder auf der anderen Seite der Themse. Es ist irrelevant. Ich habe nicht vor, derjenige zu sein, der diese Konversation abbricht. Ich werde mir alle Zeit nehmen, die Amber braucht. Ich weiß, was sie verdient. Was sie braucht. Aber ich weiß auch, dass sie viel Zeit brauchen wird.
„Ich bin einsam“, sagt sie.
„Nicht mehr“, antworte ich ihr. „Ich bin hier. Leg deine Fi n ger auf deine Haut. Auf deinen Bauch. Stell dir vor, dass es meine Finger sind. Streichele dich. Nur den Bauch. Keinen Zentimeter weiter. Ganz sacht. Stell dir vor, das ist mein Atem.“
Sie spricht nicht mehr. Ich weiß, dass sie alles tut, was ich zu ihr sage. Selbst als ich meine Stimme eine Spur härter mache, das verführerische Timbre herausnehme und durch etwas Fo r derndes ersetze.
„Jetzt schieb deinen Finger in deine Pussy, während du deine Klit reibst. Ich will dich stöhnen hören, Amber. Mach schon. Jetzt. Ich will nicht warten.“ Sie hat die Grenze überschritten, es erschreckt sie nicht mehr. Ich höre ihren schweren Atem. Sie ist in ihren eigenen vier Wänden, fühlt sich sicher und u n beobachtet, und sie reibt ihre Klit, weil ich es von ihr verlange. Ich bitte sie nicht länger darum, ich verlange es von ihr. Und das macht sie scharf. Ihr leises Seufzen ist längst versiegt, abg e löst durch ein aufgeregtes Stöhnen, hin und wieder ein Wi m mern.
Die Amber Nicholas, die ich am Anfang dieses Gesprächs kennengelernt habe, hätte ich jetzt gefragt, ob sie kommen möchte. Doch ihre Reaktionen auf meine Forderungen haben mir eine andere Amber gezeigt. Ihre Verlorenheit in dem Ve r hörzimmer fällt mir wieder ein. Ich habe es zu tun mit einer jungen, verunsicherten Frau mit Angst vor ihren eigenen Rea k tionen, die sich nach nichts so sehr sehnt wie nach einem Me n schen, der ihr die Entscheidungen abnimmt. Da ist sie bei mir genau an der richtigen Stelle. Die kommenden Entscheidungen nehme ich ihr nur allzu gern ab.
„Ich will, dass du jetzt kommst, Amber“, sage ich, meine Stimme fest. „Komm für mich, und dann kannst du schlafen gehen. Reib schneller. Fester. Lass deine Finger kreisen. Steck einen zweiten Finger in dich und fick dich so wild, wie ich es jetzt tun würde.“ Ich werde sie nicht dazu auffordern, ihren GPunkt zu finden. Dieser Punkt wird mir gehören, nur mir, und sie wird lernen, dass sie sich dort nicht berühren darf. Längst ist die Frau an meinem Ohr ein Bündel an aufgepeitsc h ter Lust. Ich kann praktisch hören, wie sie sich windet, und wie viel Überwindung es sie kostet, das Telefon an ihrem Ohr zu umklammern, doch meine Stimme zu verlieren, ist keine Opt i on für sie. Sie braucht die Anweisungen, die ich ihr gebe. Dass ich da bin, mit ihr rede, gibt ihr Sicherheit in diesem Meer an Emotionen, die sie wahrscheinlich so noch nie erlebt hat.
Ich gehe noch einen Schritt weiter. Als sie sich mit drei Fi n gern fickt, verlange ich von ihr, das Telefon auf ihren Bauch zu legen. Mit der Sprechmuschel genau über ihrer Pussy. Ich will hören, wie erregt sie ist. Aber
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