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Amber-Zyklus 08 - Zeichen des Chaos: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 08 - Zeichen des Chaos: der Titel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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worden, und das grelle Leuchten des zuckenden Zeichens schmerzte in den Augen. Eilends brachte ich den Logrus zum Verschwinden, und der Aufruhr legte sich allmählich.
    »Was war das?« fragte sie mich.
    Ich versuchte zu lächeln, was mir jedoch nicht ganz gelang.
    »Ein kleines Experiment, dessen Durchführung ich schon seit langem vorhatte«, erklärte ich.
    »Hast du irgendwelche Erkenntnisse daraus gewonnen?«
    »Vielleicht die, es nicht noch einmal zu versuchen«, antwortete ich.
    »Zumindest nicht, bevor sich deine Begleitung entfernt hat«, sagte sie. »Das tat weh.«
    »Verzeihung.«
    Sie trat näher zum Muster, das sich inzwischen wieder beruhigt hatte.
    »Gespenstisch«, stellte sie fest. »Wie ein Licht in einem Traum. Aber es ist wunderschön. Und ihr alle müßt darüberwandeln, um euer Erbe antreten zu können?«
    »Ja.«
    Sie ging langsam nach rechts, seiner Außenlinie folgend. Ich schlenderte hinter ihr her, während ihr Blick über die leuchtende Fläche mit den Bogen und Winkeln, kurzen geraden Linien und langgestreckten Kurven wanderte.
    »Ich nehme an, das ist schwierig?«
    »Ja. Der Trick ist, immer weiterzudrängen und den Versuch auf keinen Fall abzubrechen, auch wenn man aufgehört hat, sich zu bewegen«, antwortete ich.
    Wir schritten weiter, nach rechts, beschrieben langsam die Runde zum hinteren Teil. Das Muster schien eher in den Boden eingelassen als oben drauf angebracht zu sein, und es wirkte wie durch eine Glasschicht betrachtet. Doch die Oberfläche war an keiner Stelle rutschig.
    Wir hielten für etwa eine Minute inne, während sie seine Maße aus einem neuen Blickwinkel abschätzte.
    »Nun, wie wirkt es auf dich?« fragte ich schließlich.
    »Ästhetisch«, antwortete sie.
    »Ist das alles?«
    »Mächtig«, sagte sie. »Es scheint etwas auszustrahlen.« Sie beugte sich vor und schwenkte die Hand über der nächstliegenden Linie. »Es ist ein beinahe körperlicher Druck«, fügte sie dann hinzu.
    Wir gingen weiter, entlang der hinteren Linie der ausgedehnten Zierfläche. Ich blickte über das Muster hinweg zu der Stelle, wo die Laterne am Boden in der Nähe des Eingangs leuchtete. Ihr Licht verblaßte im Schein der helleren Strahlung, die wir jetzt vor uns sahen.
    Kurz darauf blieb Coral erneut stehen und streckte deutend die Hand aus.
    »Was ist das für eine einzelne Linie, die direkt hier zu enden scheint?« fragte sie.
    »Das ist nicht das Ende«, entgegnete ich, »das ist der Anfang. Dies ist der Ausgangspunkt, an dem der Weg über das Muster beginnt.«
    Sie trat noch näher zu der Stelle und bewegte die Hand auch darüber.
    »Ja«, sagte sie nach einem Augenblick, »ich fühle, daß hier der Anfang ist.«
    Ich weiß nicht, wie lange wir so dastanden. Dann griff sie plötzlich nach meiner Hand und drückte sie.
    »Danke«, sagte sie, »für alles.«
    Ich war im Begriff, sie zu fragen, warum ihre Worte einen so endgültigen Klang hatten, als sie vortrat und den Fuß auf die Linie setzte.
    »Nein!« schrie ich. »Halt!«
    Aber es war zu spät. Ihr Fuß stand bereits auf der Stelle, Helligkeit umstrahlte ihre Stiefelsohle.
    »Beweg dich nicht!« warnte ich. »Was immer du zu tun beabsichtigst, steh still!«
    Sie befolgte meine Anweisung und veränderte ihre Stellung nicht. Ich leckte mir über die Lippen, die mir plötzlich sehr trocken vorkamen.
    »So, jetzt versuch, den Fuß, den du auf die Linie gesetzt hast, anzuheben und zurückzuziehen. Schaffst du das?«
    »Nein«, antwortete sie.
    Ich kniete neben ihr nieder und sah mir die Sache aus der Nähe an. Theoretisch gab es kein Zurück mehr, sobald man einmal den Fuß auf das Muster gesetzt hatte. Es blieb einem dann nur noch die Wahl, weiterzumachen und es entweder bis zum Ende zu schaffen oder irgendwo auf der Strecke zerstört zu werden. Andererseits hätte sie eigentlich bereits tot sein müssen. Theoretisch war es überdies so, daß niemand, der nicht vom Blut Ambers war, in der Lage hätte sein dürfen, den Fuß darauf zu setzen und nicht gleich tot umzufallen. Soviel zur Theorie.
    »Jetzt ist wahrscheinlich die blödeste Zeit, um diese Frage zu stellen«, sagte ich, »aber warum hast du das getan?«
    »Du hast mir vorhin in der Höhle zu erkennen gegeben, daß meine Vermutung richtig war. Du sagtest, du wüßtest, wer ich bin.«
    Ich erinnerte mich an das, was ich gesagt hatte, doch das hatte sich auf meine Vermutung bezogen, daß sie eine Wesenheit mit der Gabe der Gestaltsumwandlung war. Wie konnte sie das so

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