Amber-Zyklus 08 - Zeichen des Chaos: der Titel
spielt damit Fußball, dann erscheint Jurt, drei Meter groß und Feuer furzend. Mal angenommen. Was unterscheidet uns dann noch von Verlierern?«
Er trat in den Flur hinaus. Ich folgte ihm, schnippte erneut mit den Fingern und überließ Jasra der Dunkelheit.
»Es ist eine Frage der richtigen Einschätzung von Möglichkeiten«, belehrte er mich, während ich die Tür absperrte.
Ich fiel in seinen Schritt ein, während er den Flur durchmaß.
»Eine Person, die diese Art von Macht erlangt, zieht aus derselben Quelle auch eine gewisse Verwundbarkeit auf sich«, sagte er.
»Was heißt das?«
»Ganz genau weiß ich es nicht«, antwortete er. »Doch die Macht des Hortes kann gegen jene Person gerichtet werden, die durch den Hort Macht erlangt hat. Das habe ich Sharus Aufzeichnungen entnommen. Mom hat sie mir jedoch weggenommen, bevor ich sie zu Ende lesen konnte, und ich habe sie nie mehr zu Gesicht bekommen. Trau niemandem - das ist ihr Leitspruch, glaube ich.«
»Du willst damit sagen...?«
»Ich will damit sagen: Falls mir etwas zustößt und er als Gewinner aus diesem Spiel hervorgeht, dann kennt sie, so glaube ich, ein sehr wirkungsvolles Mittel, um ihn zu vernichten.«
»Oh!«
»Ich bin außerdem ziemlich sicher, daß sie ganz besonders nett darum gebeten werden muß.«
»Irgendwie habe ich das Gefühl, daß ich das bereits wußte.«
Er kicherte freudlos.
»Du mußt ihr dann berichten, daß ich die Blutrache beendet und daß ich Genugtuung erfahren habe, und außerdem mußt du ihr die Zitadelle als Entgelt für ihre Hilfe anbieten.«
»Und wenn ihr das nicht ausreicht?«
»Zum Teufel! Dann verwandle sie wieder in einen Kleiderständer. Es ist nicht so, daß der Kerl nicht umzubringen wäre. Mein Dad ist immerhin auch mit einem Pfeil in der Kehle gestorben, trotz seiner komischen Macht. Ein Todesstoß ist und bleibt ein Todesstoß. Es ist einfach nur um einiges schwieriger, ihn bei einem solchen Kerl anzubringen.«
»Bist du wirklich der Ansicht, daß das reicht?« fragte ich.
Er blieb stehen und sah mich stirnrunzelnd an.
»Sie wird streiten, aber natürlich wird sie einwilligen«, sagte er. »Es wird sie einen Schritt weiter bringen. Und sie giert ebenso nach Rache an der Maske wie nach der Wiedererlangung ihres früheren Besitzes. Aber um deine Frage zu beantworten: Vertrau ihr nicht. Was immer sie auch versprechen mag, sie wird sich niemals mit weniger zufrieden geben, als sie zuvor hatte. Sie wird ihre Möglichkeiten abwägen. Sie wird sich als gute Verbündete erweisen, bis die Arbeit getan ist. Dann solltest du daran denken, dich gegen sie zu schützen. Es sei denn...«
»Es sei denn was?«
»Es sei denn, ich bringe etwas daher, um die Speise zu versüßen.«
»Zum Beispiel?«
»Das weiß ich jetzt noch nicht. Aber heb diesen Bann auf keinen Fall auf, bevor die Dinge zwischen mir und Dalt endgültig bereinigt sind. Verstanden?«
Er ging weiter.
»Moment mal«, sagte ich. »Was hast du vor?«
»Nichts Besonderes«, antwortete er. »Wie ich der Königin sagte, werde ich das Spiel aufgrund spontaner Entscheidungen betreiben.«
»Manchmal beschleicht mich das Gefühl, daß du ebenso listig bist, wie du es ihr unterstellst«, sagte ich.
»Das hoffe ich sehr«, antwortete er. »Aber es gibt einen Unterschied. Ich bin ehrlich.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, daß ich einen Gebrauchtwagen von dir kaufen würde, Luke.«
»Ich gewähre bei jedem Handel Sonderkonditionen«, sagte er, »und für dich sind sie mehr als günstig.«
Ich sah ihn an und stellte fest, daß er seinen Gesichtsausdruck vollkommen beherrschte.
»Was soll ich noch sagen?« fügte er hinzu und deutete mit einer raschen Bewegung in Richtung des Salons.
»Nichts, jedenfalls jetzt nicht«, antwortete ich, und wir traten ein.
Vialle wandte bei unseren Eintreten den Kopf zu uns um, und ihre Miene war ebenso unergründlich wie die von Luke.
»Ich gehe davon aus, daß du jetzt angemessen ausgestattet bist«, sagte sie.
»Das bin ich, in der Tat«, antwortete er.
»Dann wollen wir die Sache in Angriff nehmen«, sagte sie, wobei sie die linke Hand hob. Ich sah, daß sie darin einen Trumpf hielt. »Komm bitte hier herüber.«
Luke trat zu ihr, und ich folgte ihm. Dann erkannte ich, daß es Julians Trumpf war, den sie in der Hand hielt.
»Leg deine Hand auf meine Schulter«, forderte sie ihn auf.
»Gut.«
Er folgte ihrer Anweisung, sie streckte den Arm aus, fand Julian und richtete das Wort an ihn. Bald darauf war Luke
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