Amber-Zyklus 08 - Zeichen des Chaos: der Titel
jetzige Situation ist ganz neu, und sie hat dir alles berichtet, was auch ich weiß. Könnte es andererseits zufällig so sein, daß du etwas weißt, das uns unbekannt ist?«
»Nein«, sagte er, »auch für mich ist das Ganze völlig überraschend. Aber ich muß der Sache nachgehen.«
»Das kann ich mir denken.«
Wir näherten uns jetzt dem Teil des Flures, der zu meinen Räumen führte, und ich fühlte mich verpflichtet, ihn auf das Bevorstehende hinzuweisen.
»Wir kommen jetzt in meine Gemächer«, sagte ich, »und ich möchte dich darauf vorbereiten, daß deine Mutter dort ist. Sie ist in Sicherheit, aber du wirst sie nicht allzu redselig erleben.«
»Ich bin mit den Auswirkungen dieses Zauberbanns durchaus vertraut«, sagte er. »Ich erinnere mich, daß
du außerdem sagtest, du hättest ein Mittel, ihn aufzuheben. Also... das bringt uns zum nächsten Thema. Ich habe nachgedacht. Dieses Zwischenspiel verzögert die Ausführung unseres Plans, gegen die Maske und deinen Bruder vorzugehen, um einiges.«
»Nicht allzusehr«, entgegnete ich.
»Wir wissen jedoch nicht genau, wie lange ich für das alles hier brauchen werde«, fuhr er fort. »Angenommen, es zieht sich eine Zeitlang hin? Oder angenommen, es geschieht etwas, das mich wirklich aufhält?«
Ich warf ihm einen flüchtigen Blick zu.
»An was dachtest du zum Beispiel?« fragte ich.
»Ich weiß nicht. Ich stelle nur Vermutungen an. Verstehst du? Ich plane gern voraus. Nehmen wir mal an, dieser Angriff verzögert sich aus irgendeinem Grund...«
»Also gut, nehmen wir das mal an«, sagte ich, während wir uns meiner Tür näherten.
»Worauf ich hinaus will, ist folgendes«, fuhr er fort. »Was ist, wenn wir nun zu spät dort ankommen? Angenommen, dein Bruder hat bereits vor unserer Ankunft das Ritual durchgemacht, das ihn zu einem Teufel auf Rädern macht?«
Ich schloß meine Tür auf, öffnete sie und hielt sie für ihn auf. Mir gefiel es nicht, über die Möglichkeit nachzudenken, die er soeben aufgezeigt hatte, weil mir die Geschichten meines Vaters über die Zeiten einfiel, als er sich mit Brand auseinandersetzen mußte und sich jener unheimlichen Macht gegenübergesehen hatte.
Luke betrat den Raum. Ich schnippte mit den Fingern, und etliche Öllampen entzündeten sich; ihre Flammen tanzten einen Augenblick lang, bevor sie einen gleichmäßigen Schein verbreiteten.
Jasra stand deutlich sichtbar vor ihm und hielt einige meiner Kleidungsstücke auf den ausgestreckten Armen. Ich wartete besorgt, wie er darauf reagieren mochte.
Er blieb stehen, betrachtete sie eingehend, dann trat er weiter vor und hatte anscheinend seine Mutmaßungen hinsichtlich Jurt vergessen. Sein Blick haftete vielleicht zehn Sekunden lang auf ihr, und mir wurde dabei immer unbehaglicher zumute. Dann schmunzelte er.
»Es hat ihr schon immer gefallen, dekorativ zu sein«, bemerkte er, »doch daß sie darüber hinaus auch noch nützlich sein könnte, wäre ihr niemals in den Sinn gekommen. Du mußt das Ding der Maske übergeben, obwohl ihr die damit verbundene Moral wahrscheinlich entgehen wird.«
Er wandte sich von ihr ab und sah mich an.
»Nein, wenn sie wieder zu sich kommt, wird sie wahrscheinlich falsch wie eine Katze sein und danach trachten, Scherereien zu machen«, überlegte er. Dann fügte er hinzu: »Mir scheint, dieser Umhang, den du erwähnt hast, hängt nicht an ihr.«
»Ich hole ihn.«
Ich trat zu einem Schrank und nahm einen dunklen Pelzumhang heraus. Als wir die beiden Kleidungsstücke austauschten, fuhr er mit der Hand darüber.
»Mantikora?« fragte er.
»Todeswolf«, erklärte ich.
Ich hängte seinen Umhang in den Schrank, während er den meinen anzog.
»Wie ich sagte, als wir den Raum betraten«, köderte er, »mal angenommen, ich kehre nicht zurück?«
»Das hast du nicht behauptet«, berichtigte ich ihn.
»Nicht wortwörtlich«, räumte er ein. »Doch ob es sich nun um eine kleinere oder größere Verzögerung handelt, welchen Unterschied macht das? Das Entscheidende ist: Wenn Jurt das Ritual nun hinter sich bringt und die von ihm angestrebte Macht erlangt, bevor wir etwas dagegen unternehmen können? Und angenommen, ich bin dann gerade nicht in der Nähe, um dir beizustehen?«
»Das sind reichlich viele Annahmen«, erwiderte ich.
»Das unterscheidet uns von Verlierern, Mann. Ein hübscher Umhang.«
Er ging zur Tür und blickte zu mir und dann zu Jasra zurück.
»Also gut«, sagte ich. »Du gehst dorthin, Dalt säbelt dir den Kopf ab und
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