Amber-Zyklus 08 - Zeichen des Chaos: der Titel
Interesse, wenn sie erfahren, wie beschwerlich der Treppenabstieg ist.«
»Ich habe sie darauf hingewiesen«, sagte ich, »aber das schreckte sie nicht ab. Als sie dort angekommen war, setzte sie den Fuß auf das Muster...«
»Nein!« schrie sie. »Du hättest besser auf sie achtgeben sollen! Bei den vielen Problemen, die wir ohnehin schon mit Begma haben - und jetzt das auch noch! Wo ist ihr Leichnam?«
»Eine gute Frage«, entgegnete ich. »Ich weiß es nicht. Als ich sie das letzte Mal sah, lebte sie übrigens noch. Verstehst du, sie behauptete, Oberon sei ihr Vater, und dann machte sie sich daran, über das Muster zu wandeln. Als sie damit fertig war, ließ sie sich von ihm irgendwohin verfrachten. Jetzt macht sich ihre Schwester - die weiß, daß wir miteinander weggegangen sind - große Sorgen um sie. Sie bedrängte mich während des Abendessens mit Fragen, um herauszufinden, wo Coral wohl sein könnte.«
»Was hast du ihr erzählt?«
»Ich erzählte ihr, daß ich mich von ihrer Schwester trennte, als diese gerade einige Schönheiten des Palastes genoß, und daß sie möglicherweise etwas verspätet zum Essen erscheinen könne. Während die Zeit verging, wurde sie jedoch immer besorgter und rang mir das Versprechen ab, noch heute nacht nach ihrer Schwester zu suchen, falls sie nicht auftauchen würde. Ich wollte nicht darüber reden, was wirklich geschehen war, denn ich wollte dich nicht in die Frage verwickeln, wer denn nun wirklich Corals Eltern waren.«
»Verständlich«, warf sie ein. »Ach, du meine Güte!«
Ich wartete, doch sie sagte nichts mehr. Ich wartete dennoch weiter.
Schließlich ergriff sie doch das Wort. »Ich wußte nichts von dem Verhältnis des verstorbenen Königs in Begma«, sagte sie, »deshalb fällt es mir schwer, die Tragweite dieser Enthüllung zu ermessen. Gab Coral dir irgendeinen Hinweis darauf, wie lange sie wegzubleiben beabsichtigte? Und dabei fällt mir ein: Hast du sie überhaupt darüber aufgeklärt, auf welche Weise sie die Rückkehr bewerkstelligen kann?«
»Ich überließ ihr meinen Trumpf«, sagte ich, »doch bis jetzt hat sie keine Verbindung zu mir aufgenommen. Ich hatte allerdings den Eindruck, daß sie nicht die Absicht hatte, allzulange wegzubleiben.«
»Dies könnte etwas Ernstes sein«, entschied Vialle, »und zwar aus anderen Gründen als den auf der Hand liegenden. Was hältst du eigentlich von Nayda?«
»Sie kommt mir ziemlich vernünftig vor«, antwortete ich. »Außerdem glaube ich, daß sie mich ganz gern mag.«
Vialle verfiel für einen Augenblick ins Grübeln, dann sagte sie: »Wenn Orkuz davon erfährt, könnte er leicht den Eindruck gewinnen, daß wir sie als Geisel festhalten, um ihn bei irgendwelchen Verhandlungen, die sich aus der Lage in Kashfa ergeben mögen, zu einer bestimmten Haltung zu zwingen.«
»Du hast recht. Daran habe ich noch gar nicht gedacht.«
»Er wird bestimmt daran denken. Die Leute neigen zu solchen Gedanken, wenn sie mit uns zu tun haben. Wir müssen also etwas Zeit gewinnen und sie ausfindig zu machen versuchen, bevor irgendein Verdacht entsteht.«
»Ich verstehe«, sagte ich.
»Sehr wahrscheinlich wird er bald jemanden in ihre Gemächer schicken - falls er das nicht bereits getan hat -, um erkunden zu lassen, warum sie nicht zum Essen erschienen ist. Wenn er fürs erste zufriedengestellt werden kann, hast du die ganze Nacht Zeit, um sie zu finden.«
»Wie soll das bewerkstelligt werden?«
»Du bist doch ein Zauberer. Denk dir etwas aus. In der Zwischenzeit - du sagst, daß Nayda sich Sorgen macht?«
»Ja, große.«
»Gut. Mir scheint, die beste Vorgehensweise besteht in dem Versuch, sie zur Mithilfe einzuspannen. Ich vertraue natürlich darauf, daß du das behutsam und auf eine möglichst unauffällige Weise schaffst...«
»Natürlich...«, setzte ich an.
»...in Anbetracht ihrer soeben überstandenen Krankheit«, fuhr sie fort. »Jetzt fehlt nämlich nur noch, daß wir bei der zweiten Schwester einen Herzanfall verursachen.«
»Krankheit?« erkundigte ich mich. »Davon hat sie gar nichts erwähnt.«
»Ich kann mir vorstellen, daß ihr die Erinnerung daran noch immer Kummer bereitet. Sie war anscheinend bis vor kurzem dem Tod sehr nahe, dann erholte sie sich plötzlich und bestand darauf, ihren Vater bei dieser Reise zu begleiten. Er ist derjenige, von dem ich dies alles erfahren habe.«
»Beim Abendessen machte sie auf mich einen recht gesunden Eindruck«, entgegnete ich halbherzig.
»Nun, bemüh dich,
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