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Amber-Zyklus 09 - Ritter der Schatten: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 09 - Ritter der Schatten: der Titel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Kunstwerke, erleuchtet durch Lichtschalen, die ohne sichtbare Haltevorrichtung hoch oben in der Luft hingen.
    »Danke«, sagte ich, stand langsam auf, wischte mir den Dreck ab und rieb eine schmerzende Stelle am linken Schenkel.
    »Ich habe einen flüchtigen Hauch deiner Gedanken aufgeschnappt«, sagte er. »Es steckt mehr dahinter.«
    »Davon bin ich überzeugt. Aber manchmal macht es mir einfach Spaß, nichts zu denken. Wieviel von dem Zeug, über das sich die Mächte gestritten haben, entspricht der Wahrheit?«
    »Oh, alles«, antwortete Dworkin. »Jedenfalls aus ihrer Sicht. Das größte Hindernis zur Verständigung ist die Bedeutung, die sie jeweils dem Tun des anderen beimessen. Dies und die Tatsache, daß immer alles jeweils die Folge des vorigen Schrittes ist - so wurde zum Beispiel der Logrus durch das lückenhafte Muster gestärkt, und der Logrus wiederum beeinflußte Brand mit allen Mitteln, damit er seinen Zwecken diente. Doch andererseits könnte der Logrus behaupten, dies sei eine Vergeltungsmaßnahme für den Tag der Zerbrochenen Zweige vor einigen Jahrhunderten.«
    »Davon habe ich noch nie etwas gehört«, sagte ich.
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Das überrascht mich nicht. Es war keine besonders wichtige Geschichte, außer für die beiden. Damit will ich sagen, daß ein Streit, wie sie ihn austragen, zu einer endlosen Kette von Racheakten führt - ohne daß am Schluß noch jemand den ursprünglichen Grund kennt.«
    »Was ist also die richtige Lösung?«
    »Die richtige Lösung? Dies ist kein Schulunterricht. Es gibt keine Antworten, die irgendeinen Sinn enthalten, außer für einen Philosophen - das heißt, keine mit einem praktischen Nutzwert.«
    Er goß eine grüne Flüssigkeit aus einer silbernen Karaffe in einen kleinen Becher und reichte ihn mir.
    »Trink das!« forderte er mich auf.
    »Es ist noch etwas früh am Tag für mich.«
    »Es ist keine Erfrischung. Es ist ein Medikament«, erklärte er. »Du bist nahe daran, einen Schock zu erleiden, ob du es gemerkt hast oder nicht.«
    Ich kippte das Zeug hinunter, und es brannte wie Schnaps, schien aber keiner zu sein. Während der nächsten paar Minuten fühlte ich, wie ich mich entspannte, und zwar auch an Stellen, deren Anspannung mir gar nicht aufgefallen war.
    »Coral, Mandor...«, sagte ich.
    Er machte ein Handbewegung, und eine schimmernde Kugel schwebte herab, näherte sich uns. Er beschrieb eine halbvertraute Bewegung in der Luft, und etwas wie das Logrus-Zeichen ohne den Logrus kam über mich. Ein Bild formte sich im Innern der Kugel.
    Der lange Abschnitt des Flurs, wo sich die Begegnung zugetragen hatte, war vernichtet worden, zusammen mit der Treppe, Benedicts und vielleicht auch Gerards Gemächern. Außerdem fehlten Bleys' Räume, Teile der meinen, der Salon, in dem ich mich vor kurzem aufgehalten hatte, und die nordöstliche Ecke der Bibliothek, wie auch der Boden und die Decke. Außerdem stellte ich fest, daß unten Teile der Küche und der Waffenkammer betroffen waren und auf der anderen Seite des Gebäudes möglicherweise noch weitere Räumlichkeiten. Als ich nach oben blickte - wo magische Kugeln wundersam angenehm wirkten -, sah ich den Himmel, was bedeutete, daß die Explosion durch das dritte und vierte Stockwerk geschlagen haben mußte und möglicherweise die königliche Suite mitsamt der oberen Treppe und vielleicht auch das Laboratorium und wer weiß was noch alles beschädigt hatte.
    Am Rand der Leere nahe dessen, was einst Teile von Bleys' und Gerards Gemächern gewesen waren, stand Mandor; sein rechter Arm war allem Anschein nach gebrochen, er hatte die Hand in den breiten schwarzen Gürtel geschoben. Coral stützte sich schwer auf seine linke Schulter, und ihr Gesicht war blutverklebt. Ich war mir nicht sicher, ob sie voll bei Bewußtsein war. Mandor hatte ihr den linken Arm um die Taille gelegt, um sie zu halten, und eine Metallkugel umkreiste die beiden. Schräg gegenüber, auf der anderen Seite der Leere, stand Random auf einem dicken Querbalken in der Nähe des Eingangs zur Bibliothek. Ich glaube, Martin stand auf einem niedrigen Holzgestell, etwas tiefer und weiter hinten. Er hielt noch immer sein Saxophon in den Händen. Random wirkte sehr aufgeregt und schrie anscheinend etwas.
    »Stimme! Stimme!« sagte ich.
    Dworkin winkte.
    »... eiß Herr des Chaos hat meinen Palast in die Luft gejagt!« hörte ich Random sagen.
    »Die Dame ist verletzt, Hoheit«, sagte Mandor.
    Random fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht.

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