Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amber-Zyklus 10 - Prinz des Chaos: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 10 - Prinz des Chaos: der Titel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
Vom Netzwerk:
fing damit an, daß ich gründlich über die Ereignisse nachdachte«, erklärte er. »Dann folgte die Formulierung und Durchleuchtung der Hypothese.«
    »Erspar mir eine Lektion über den Gebrauch der wissenschaftlichen Methode in Theologie und menschlicher Politik«, sagte ich.
    »Du hast mich danach gefragt.«
    »Stimmt. Sprich weiter.«
    »Kommt es dir nicht irgendwie seltsam vor, daß Swayvill ausgerechnet zu jener Zeit sein Leben aushauchte, als sehr viele Dinge gleichzeitig zur Erfüllung kamen, nachdem sie sich so lange hingezogen hatten?«
    »Irgendwann mußte er abtreten«, sagte ich, »und all die Anstrengungen und Spannungen der letzten Zeit haben sich vermutlich als zuviel erwiesen.«
    »Eine perfekte Zeitplanung«, sagte Mandor. »Strategisch hervorragend kalkuliert.«
    »Zu welchem Zweck?«
    »Natürlich um dich auf den Thron des Chaos zu setzen«, antwortete er.

- 4 -
    M anchmal kommt einem etwas Unwahrscheinliches zu Ohren, und es kümmert einen nicht weiter. Doch manchmal hört man etwas Unwahrscheinliches, und es löst ein gewaltiges Echo aus. Man hat sofort das Gefühl, es bereits gewußt oder zumindest schon lange etwas sehr Ähnliches vermutet zu haben, ohne daß man sich die Mühe gemacht hätte, es aufzugreifen und zu überprüfen. Von Rechts wegen hätte mir bei Mandors Äußerung die Luft wegbleiben und ich etwas wie: >Ungeheuerlich!< ausstoßen sollen. Aber ich hatte bei der ganzen Geschichte das eigenartige Gefühl - ob seine Schlußfolgerung nun falsch oder richtig war -, daß es um mehr als nur Mutmaßungen ging, als ob vielmehr ein übergeordneter Plan bestünde, der mich auf den Kreis der Macht in den Burgen zutrieb.
    Ich nahm einen ausgiebigen Schluck Kaffee. Dann sagte ich: »Wirklich?«
    Ich merkte, daß ich lächelte, während er meinem Blick zu begegnen suchte und meinen Gesichtsausdruck erforschte.
    »Nimmst du bewußt an diesen Bestrebungen teil?«
    Ich hob erneut meine Kaffeetasse. Ich war im Begriff zu sagen: »Nein, natürlich nicht. Ich höre jetzt zum erstenmal davon.« Doch dann fiel mir ein, daß mir mein Vater erzählt hatte, wie er Tante Flora hereingelegt hatte, damit sie ihm lebenswichtige Informationen gab, die von seinem Gedächtnisverlust weggespült worden waren. Es war nicht die Schlauheit, mit der er es angestellt hatte, die mich am meisten beeindruckte, sondern die Tatsache, daß sein Mißtrauen gegenüber der Verwandtschaft sein Bewußtsein überstiegen und als reiner Selbsterhaltungsreflex überdauert hatte. Da ich nicht so viele Familienzwiste zu überstehen gehabt hatte wie Corwin, fehlten mir derart nachhaltige Reaktionen. Und Mandor und ich waren immer ausgesprochen gut miteinander ausgekommen, auch wenn er einige Jahrhunderte älter war und in einigen Bereichen einen vollkommen anderen Geschmack hatte. Doch plötzlich, da wir eine so hochbrisante Angelegenheit besprachen, flüsterte mir das Stimmchen, das Corwin als sein schlechteres, aber schlaueres Ich< bezeichnet hatte, zu: »Warum nicht? Dir würde diese Übung nicht schaden, Kind«; und während ich die Tasse absetzte, kam ich zu dem Schluß, daß ich es versuchen wollte, nur um ein paar Minuten lang die Erfahrung zu machen, wie man sich dabei fühlte.
    »Ich weiß nicht, ob wir beide dasselbe im Sinn haben«, sagte ich. »Warum erzählst du mir nichts über die mittlere Phase - oder vielleicht sogar die Eröffnung - des Spiels, das du jetzt auf die Endrunde zugehen siehst.«
    »Sowohl das Muster als auch der Logrus sind empfindungsfähig«, sagte er. »Wir beide haben Beweise dafür gesehen. Ob sie nun Manifestationen des Einhorns und der Schlange sind oder umgekehrt, spielt in Wirklichkeit keine Rolle. Wie auch immer, wir sprechen von zwei Intelligenzen, die über das menschliche Maß hinausgehen und die über ein gewaltiges Kräftepotential verfügen. Welche Macht von den beiden als erste auftrat, ist auch eine jener fruchtlosen theologischen Erörterungen. Wir brauchen uns lediglich mit der gegenwärtigen Situation zu befassen, so wie sie sich auf uns auswirkt.«
    Ich nickte.
    »Eine vernünftige Einschätzung«, pflichtete ich ihm bei.
    »Die beiden Kräfte, die sie repräsentieren, waren seit Urzeiten einander entgegengesetzt, aber stets einigermaßen ausgewogen«, fuhr er fort, »und daher konnte eine Art Gleichgewicht beibehalten werden. Immer wieder hatte die eine Seite über die andere kleine Siege davongetragen und umgekehrt, da jede bestrebt war, ihren eigenen Herrschaftsbereich auf

Weitere Kostenlose Bücher