Amber-Zyklus 10 - Prinz des Chaos: der Titel
Amber damit bestücken kannst.«
»Ist das dein Ernst? Das sagst du nicht nur, weil...«
Das Zeichen des Musters gab ein Murren von sich.
»Jeder meint, er kann sich als Kritiker aufspielen«, bemerkte Luke. »Also los. Zieh alle Schicksalstrümpfe.«
Ich tat es.
»Mische sie ein wenig. Halte sie mit der Bildseite nach unten.«
»Mach ich.«
»Fächere sie auf.«
Er beugte sich vor und zog eine Karte.
»Also gut«, sagte er. »Von mir aus kann es losgehen. Wann immer ihr soweit seid, sagt ihm, wohin es euch bringen soll. Bleibt in Verbindung mit mir. He, Muster, ich selbst hätte gern einen Eistee.«
Ein gefrostetes Glas erschien neben seinem rechten Fuß. Er bückte sich, hob es auf und nippte daran.
»Danke.«
»Luke«, sagte Nayda. »Ich begreife nicht, was hier gespielt wird. Was geschieht mit dir?«
»Nicht viel«, antwortete er. »Weine nicht um mich, Dämonendame. Wir sehen uns später.«
Er sah mich an und hob eine Augenbraue.
»Befördere uns nach Jidrash«, sagte ich. »In Kashfa -auf den offenen Platz zwischen dem Palast und der Kirche.«
Ich hielt Lukes Trumpf in der feuchten Linken, in der Nähe eines summenden Speichenkranzes. Ich spürte, wie die Karte kalt wurde, und im selben Moment sprach Luke: »Du hast gehört, was er gesagt hat.«
Und die Welt verzwirbelte und entzwirbelte sich, und es war ein frischer, windiger Morgen in Jidrash. Ich betrachtete Luke durch seinen Trumpf. Ich öffnete die Kanäle des Rings, einen nach dem anderen.
»Dalt, ich könnte dich doch eigentlich gut hierlassen«, sagte ich. »Dich auch, Nayda.«
»Nein«, widersprach der große Mann, und Nayda sagte gleichzeitig: »Moment mal.«
»Ihr seid jetzt beide aus dem Spiel ausgeschieden«, erklärte ich. »Keine Seite braucht euch noch für irgend etwas. Aber ich muß Coral an einen sicheren Ort bringen. Und mich selbst.«
»Du stehst im Brennpunkt des Geschehens«, sagte Nayda, »und ich kann Luke helfen, indem ich dir helfe. Nimm mich mit.«
»Ich sehe das genauso«, sagte Dalt. »Ich bin Luke noch einen großen Gefallen schuldig.«
»Nun gut«, antwortete ich. »He, Luke! Hast du das alles gehört?«
»Ja«, sagte er. »Du machst dich jetzt am besten mal an die Arbeit! Scheiße! Ich habe was verschüttet...«
Sein Trumpf wurde schwarz.
Ich wartete nicht auf Racheengel, Feuerzungen, Blitzschläge oder einen aufklaffenden Spalt im Boden. Ich entzog uns ungewöhnlich schnell der Gerichtsbarkeit.
Ich landete flach ausgestreckt im grünen Gras unter dem großen Baum. Nebelschwaden schwebten vorbei. Papas Muster funkelte unter mir. Jurt saß mit übergeschlagenen Beinen auf der Motorhaube des Wagens, eine Klinge quer über den Knien. Er sprang zu Boden, als wir auftauchten. Corwin war nirgendwo zu sehen.
»Was ist los?« wollte Jurt von mir wissen.
»Ich bin geschlagen, total erledigt und völlig daneben. Ich bleibe jetzt hier liegen und starre in den Nebel, bis mir die Sinne schwinden«, sagte ich. »Darf ich dich mit Coral, Nayda und Dalt bekanntmachen? Hör dir ihre Geschichte an und erzähle ihnen die deine, Jurt. Wecke mich nicht auf, auch wenn der Weltuntergang stattfindet, es sei denn, er läuft mit wirklich guten Spezialeffekten ab.«
Ich setzte in die Tat um, was ich angekündigt hatte, begleitet von den verebbenden Klängen einer Gitarre und der fernen Stimme von Sara K. Das Gras war wundervoll weich. Der Nebel waberte durch mein Gehirn. Verlor sich in Schwärze.
Und dann, und dann... und dann, mein Herr...
Ich spazierte, beinahe schwebend, durch ein kalifornisches Einkaufszentrum, in das ich damals häufig gegangen war. Geballte Meuten von Jugendlichen, Paare mit Kindern, Frauen mit Paketen gingen vorüber, Wortfetzen wurden von der Musik aus dem Lautsprecher eines Plattengeschäfts erstickt. Oasen von Topfpflanzen boten Schutz, Düfte von Snacks erfüllten die Luft, Ausverkaufsplakate versprachen Sonderangebote.
Ich spazierte dahin. Vorbei am Drugstore. Vorbei am Schuhladen. Vorbei an dem Bonbonstand ...
Ein schmaler Gang führte nach links weg. Ich hatte ihn noch nie bemerkt. Mußte abbiegen...
Merkwürdig, daß es da einen Teppich gab - und Kerzen in hohen Haltern und Wandleuchter, Kandelaber auf schmalen Kommoden. Die Wände glitzerten in ihrem Li...
Ich kehrte um.
Es gab keine Umkehr. Das Einkaufszentrum war verschwunden. Der Gang endete in dieser Richtung an einer Wand. Ein kleiner Teppich hing dort, auf dem neun Gestalten dargestellt waren, die mich ansahen. Ich zuckte mit der
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