Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ambient 02 - Heidern

Ambient 02 - Heidern

Titel: Ambient 02 - Heidern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
Vom Netzwerk:
erschien eh alles wie das Geräusch einer menschlichen Maschine, ein stetes Summen und Murmeln, das man so oft hört, daß man es nicht mehr wahrnimmt. »Was zu sehn?« Iz.
    »Nada. Hier noch, dann ab.« Jude.
    Wir stapften in eine weitere Baulücke, Anne, dort war es am schlimmsten.
    Ein Haufen Männer umringte einige Typen, die Hahnenkämpfe abhielten. Weiter drüben standen andere Männer mit Kampfhunden an langen Leinen. Plötzlich schenkten uns die Menschen Aufmerksamkeit, starrten uns nach, und ich hielt jetzt meinen Stock wie einen Knüppel. Dann sah ich, daß Iz ihre Kette parat hielt. Rings um die Freifläche standen alte Häuser mit vermauerten Fenstern, aus denen jemand Körbchen an langen Seilen herabließ zu der Schlange von Wartenden am Boden. Viele zitterten, alle sahen schwerkrank aus. »Da steht Blood!« sagte Jude.
    Blood T lehnte mit ein paar anderen Burschen an der Wand eines der Häuser. Er trug eine Sonnenbrille, eine Kapuzenjacke, eine weite Hose, die in Stiefel mit einer Metallspitze gestopft war, nicht wie Cowboystiefel, sondern ohne Absatz, nur mit dicker Sohle, darin dann Stollen. Dazu hatte er einen schmucken Schlagring an den Fingern, mit denen er an den Bändern seiner Kapuze herumfummelte.
    »Aufn Wort, Blood. Muß was wissn«, sprach ihn Jude an, als sie auf ihn zuging. Seine Begleiter wichen zur Seite. Warum sie sich hier rumtreibe wie ne Slumtouristin, wollte Blood in seiner tiefen, kehligen Stimme wissen. »Wo is Weez?« Sie werde wohl n Geschäft am Laufen haben, ob Jude auch was verkaufen wolle? »Nada, vergiß es. Ich will bloß Weez auf ihre langen Finger klopfn.« Von ihm aus könne sie ihr die Finger abbrechen, das gehe ihn doch nichts an, mumpfelte Blood, und da sei ja Klein-Izzy! Wies denn so gehe? Aber Iz nickte ihm nur zu und klammerte sich an ihre Kette. »Verarsch mich nich, Blood. Ich weiß, daß du Bescheid weißt.« Keine Verarsche, er wisse von nix. Und ob sich die Mädels schon mit ner neuen Spanierin versorgt hättn, wobei er mich anschaute. »Machs Maul auf!« Tja, Weez habe wohl recht gehabt, wenn sie den Eindruck hatte, einfach ausgetauscht worden zu sein, fuhr Blood T fort. Jude ging gar nicht auf ihn ein. »Einmal frag ich dich noch«, sagte sie. Weez bevorzuge ja n starken Ständer, stehe nich so sehr auf Fotze. Wie die sich wohl anfühlt da, schwadronierte Blood T so dahin, bis er mit einem Mal verstummte. Jude bewegte sich unglaublich schnell; ich sah kaum, was sie tat, bis sie damit fertig war. Die Finger der einen Hand rammte sie Blood in die Nase und zog ihn zu sich heran, mit der anderen Hand hielt sie ihm ihr Messer an die Halsschlagader. Iz und ich stellten uns sofort so vor die beiden, daß keiner sehen konnte, was abging.
    »Redn oder verblutn. Dein Ding«, zischte Jude und bohrte ihm die Finger noch ein Stück weiter in die Nasenlöcher, das Messer immer am Hals. Blood T wimmerte wie ein Welpen, hüpfte auf seinen Beinen hin und her und schlug dabei mit seinen Stiefeln aus. »Reden, nicht abheben«, forderte Jude. Blood stammelte ein yokay, yokay. Jude nahm die Finger aus seiner Nase und wischte sie an seinem Hemd ab. »Also, wo treibt Weez sich rum?« fragte Jude, ohne das Messer von seinem Hals zu nehmen. Blood stieß hervor, sie sei heute nacht in Inwood. »Und macht was?« Sie wolle wohl n bißchen rummetzeln wie immer. »Mit wem?« Sie sei mit Bad Conrad unterwegs und einem gewissen Alonso, eigentlich ihr Freund, den sie aber ausplündern wollten. »Gracias«, sagte Jude und schubste Blood gegen die Wand. Er schnellte sofort nach vorne, als ob er Jude packen wollte, aber bevor es dazu kam, schlitzte Jude ihn auf. Er stockte und griff sich an den Bauch, wo sein Hemd durchtrennt war. Als er die Hand wegnahm, war sie voller Blut.
    »Abgang, los!« rief Jude und drehte sich um. Wir rannten über das Grundstück zur 138. Straße und hörten, wie sie hinter uns zu brüllen anfingen. Uns voran liefen Ratten, sprangen dann aber aus dem Weg. Am Ausgang zur Straße wollten uns ein paar Kerle schnappen, aber Iz hieb einem mit ihrer Kette ins Gesicht und die anderen blieben stehen, wo der erste zu Boden gegangen war. Es war so aufregend, daß ich ganz vergaß, Angst zu haben, Anne, erstaunlich, was? Jude lief uns auf und davon, rannte über die 8. Avenue, gerade als die Ampel umschaltete. So viele Autos und Laster fuhren Richtung uptown, daß wir stehenbleiben mußten. Als wir da so warteten, sprang plötzlich ein Kerl aus einem Haus an der Ecke und griff

Weitere Kostenlose Bücher