Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ambient 02 - Heidern

Ambient 02 - Heidern

Titel: Ambient 02 - Heidern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
Vom Netzwerk:
ans Telefon. Ich weiß, Anne, es ist dumm von mir, aber was ist, wenn Weez auch bei ihnen war und sie und ihre Mutter erschossen hat? Vielleicht bläst Weez jeden um, auf den sie gerade sauer ist? Wenn bloß Jude ein Telefon hätte! Es ist erst Mittwoch, und ich werde die beiden erst am Wochenende zu Gesicht bekommen, obwohl ich mir vor Angst in die Hose mache, daß ich zuvor Weez über den Weg laufe.
     

14. Mai
    Zu müde, um zu schreiben. Will dich bloß wissen lassen, daß Pappi bei Herrn Mossbacher gekündigt hat. Der hat Pappi aber gesagt, er könne nicht kündigen. Pappi müsse vier, nicht zwei Wochen Kündigungsfrist einhalten. Also hat Pappi ihm gesagt, er gehe in vier Wochen. Mama hat mir erzählt, daß Pappi ihr gesagt habe, Herr Mossbacher habe ihn beim Hemd gepackt und ihn mitten im Laden fünf Minuten lang angebrüllt, vor allen Kunden und der Belegschaft. Er müsse vor seinem Verschwinden sechs Tage die Woche arbeiten. Außerdem forderte er, daß Pappi ihm das Geld für Überstunden anderer Mitarbeiter geben müsse, falls er vorher aufhören wolle. Das kann Pappi natürlich nicht, also muß er noch einen ganzen Monat lang bleiben, bis ein Uhr früh arbeiten und Herrn Mossbachers ständiges Geschrei ertragen. Wie unfair, Anne, aber Pappi kann nichts dagegen machen. Wenn es jemanden geben sollte, den ich genauso stark hasse wie Weez, dann diesen Mossbacher.
     
    P.S. Iz hat endlich angerufen!!! Sie ist nicht nur nicht tot, sondern übernachtet sogar morgen bei uns. Von Weez kein Lebenszeichen. Möchte mehr schreiben, bin aber zu müde, Anne.
    Iz Iz Iz Iz Iz Iz Iz Iz Iz Iz Iz Iz Iz Iz Iz Iz Iz!
     

16. Mai
    Es war Wochenende, also tauchte Iz gestern um sechs bei uns auf. Mama machte uns Spaghetti carbonara. Boob stierte auf Iz' Dreadlocks, als seien sie lebendig und könnten sie jeden Moment beißen.
    »Isabel, Liebes, hast du dich in der Schule schon für einen Leistungskurs entschieden?« Mama.
    »Ich versteh nich ganz, Frau Hart?« Iz.
    »Gibt es ein Fach, auf das du dich ganz besonders konzentrieren möchtest?«
    »Englisch mag ich gern, aber ich lern, wasse uns lassen.«
    »Was nehmt ihr in Englisch gerade durch?«
    »Stephen King. Der Lehrer steht drauf.«
    »Hmm.« Mama war verdutzt. »Magst du ihn?«
    »Nein, ich les schnell die Inhaltsangabe, wenn die Prüfungen kommen.«
    »Und was liest du gerne?«
    »Alice Walker ist okay.«
    Ich habe noch nichts von ihr gelesen, nehme es mir aber vor.
    »Schießen sie auf Leute an deiner Schule?« Boob.
    »Kommt vor.«
    »Hast du schon mal auf jemanden geschossen?«
    »Was sollen das für dumme Fragen sein, Engel, die du unserem Gast da stellst?« Mama.
    »Auf mich wurde schon geschossen, aber daneben.«
    »Auf mich auch.« Bis zu diesem Punkt schien Boob ganz gut beieinander zu sein, aber jetzt wurde sie wieder fickrig. Mama und Boob scheinen Iz zu mögen, was mich freut.
    Gestern habe ich Iz dann auch erzählt, was passiert ist. Sie glaubt nicht, daß Weez in unser Schlafzimmer geschossen hat, es sei wohl jemand X-beliebiger gewesen. »Mein Onkel Steve ging mal durchn Park, peng, trifft ihn ne Gewehrkugel inne Brust. Son Hirni zieht seine Schießübung ab und trifft halt jemand. Onkel Steve lebt; der Doktor nannte ihn den Glückspilz von New York. Mama meinte, so was von Glückspilz. Geht durchn Park und fängt sich ne Kugel ein.« Dabei geht mir das noch mehr an die Nieren, Anne: Irgend jemand, den wir gar nicht kennen werden, kann so einfach auf uns schießen, und wir werden ihn nie zu Gesicht bekommen. Weez hätte wenigstens einen Grund für den Schuß gehabt.
    Nach dem Essen sind Iz und ich noch raus und haben Jude getroffen, die jetzt endlich herausgefunden hat, wo Weezie sich versteckt. »Zweimal hab ich ihre Alte angerufn, die mich jedesmal zur Sau gemacht hat, weil ich schuld bin, daß Weez n Abgang macht. Ne Woche isse jetz weg. Gestern is mir Mico übern Weg gelaufen; den hab ich gleich ausgequetscht. Der hats dann ausgespuckt, muß ihn wohl überzeugt habn.«
    »Isse immer noch in Inwood?« Iz.
    »Weez is jetz downtown. N Kerl, mit dem sie n paar Dinger gedreht hat, zieht jetzt in Loisaida rum und teilt sich das Zimmer mit Weez.«
    »Isse noch bewaffnet?«
    »Solang ich se nich in die Finger gekriegt hab, ja. Mico besorgt heut noch die Adresse, ich krieg se morgn. Wenn das erledigt ist, heißts: Auf innen Kampf!«
    »Morgen abend?« Jude nickte.
    »Brauchst Hilfe?« Jude nickte wieder.
    »Downtown allein rumschleichn is tückisch. Treffpunkt

Weitere Kostenlose Bücher